Parteitag:Grüne wählen Ricarda Lang und Omid Nouripour zu Parteivorsitzenden

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Die beiden übernehmen die Nachfolge von Annalena Baerbock und Robert Habeck.

Die Grünen haben Ricarda Lang und Omid Nouripour zu neuen Parteivorsitzenden gewählt. Bei einem digitalen Parteitag erhielt Lang 552 Ja-Stimmen und damit rund 76 Prozent Zustimmung. 137 stimmten mit Nein, es gab 38 Enthaltungen. Lang trat ohne Gegenkandidatin an. Nouripour erhielt 621 Stimmen ( fast 83 Prozent) und setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch, auf die insgesamt 77 Stimmen entfielen, bei 16 Enthaltungen.

Die 28-jährige Lang gilt als Parteilinke und ist erstmals in den Bundestag eingezogen. Sie will Sozialpolitik in den Fokus stellen.

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Ricarda Lang will Parteichefin der Grünen werden. Ihre Chancen gelten als ausgesprochen gut. Anders als bei vielen Grünen hat ihre Biografie nicht in Wohlstandswelten begonnen. Was sie mit der Partei vor hat.

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Der 46-jährige Nouripour ist seit 18 Jahren Mitglied des Bundestages. Er gilt als Experte für Außenpolitik und als Vertreter des Realo-Flügels. Sein Ziel sei es, die Partei voranzubringen, um "wieder in der K-Frage mitspielen zu können", sagte er in seiner Bewerbungsrede für den Co-Parteivorsitz. Nouripour lobte junge Parteikolleginnen, die sich von dem gegen sie gerichteten Hass politischer Gegner nicht unterkriegen ließen. "Wir sind die Unbeugsamen!", so Nouripour. Mit seiner Kandidatur wolle er Menschen mit Migrationsgeschichte motivieren, sich politisch zu engagieren, sagte Nouripour, der im Iran geboren ist.

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Omid Nouripour hat sich bisher kaum mit grünen Themen, sondern vor allem auf dem Feld der Außenpolitik Gehör verschafft - trotzdem gilt er als Favorit für den Parteivorsitz. Was ist von ihm politisch zu erwarten?

Von Constanze von Bullion

In ihrer Bewerbungsrede rief Lang die Grünen auf, die Verbindung von Klimaschutz und Gerechtigkeit zur Grundlage ihrer Politik zu machen. "Wir müssen den falschen Widerspruch zwischen Klimaschutz und Sozialem auflösen", sagte sie. "Wir müssen jetzt beweisen, dass es geht." Regieren in der Koalition mit SPD und FDP sei keine Strafe, sondern eine große Chance: "Wir sind nicht nur bereit, sondern wir haben richtig Lust darauf." Die Grünen müssten den Menschen Halt und Zuversicht geben: "Wir stehen für Veränderung, auch in schwierigen Zeiten."

Zur neuen Bundesgeschäftsführerin wurde Emily Büning gewählt, die bislang Organisationschefin der Grünen war. Sie übernimmt die Position von Michael Kellner, der ins Klimaschutzministerium gewechselt ist. Als Bundesschatzmeister im Amt bestätigt wurde Marc Urbatsch, der bei einer Gegenkandidatur knapp 67 Prozent der Stimmen bekam. Zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden wurde Pegah Edalatian aus Nordrhein-Westfalen gewählt, zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden Heiko Knopf aus Thüringen, der sich gegen drei Mitbewerber durchsetzte.

Mehrere Hundert Delegierte nehmen online an dem Parteitag teil. Im Berliner Velodrom findet sich ein kleinerer Kreis an Spitzenpolitikern der Partei zusammen. Lang kann sich wegen einer Corona-Infektion nur digital zuschalten. Das Ergebnis muss noch per Briefwahl bestätigt werden, was bis zum 14. Februar geschehen soll.

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