Frischer Fisch aus Betrieben im Landkreis:Aus dem Teich direkt auf den Tisch

Frischer Fisch aus Betrieben im Landkreis: Fisch aus heimischen Betrieben, wie etwa der Moosmühle bei Neufahrn, ist regional und schneidet ökologisch besser ab als der aus Supermärkten.

Fisch aus heimischen Betrieben, wie etwa der Moosmühle bei Neufahrn, ist regional und schneidet ökologisch besser ab als der aus Supermärkten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Heimischer Fisch liegt wegen seiner naturnahen, ökologischen Produktion bei den Käufern im Trend. Doch die Züchter haben trotz des Booms einige Sorgen: Raubvögel und der Klimawandel gefährden die Bestände.

Von Anaïs Agudo Berbel, Freising

Heimischer Fisch ist laut der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Trend und bedeutet außerdem Genuss mit gutem Gewissen. Die Fischprodukte aus der traditionellen Teichwirtschaft seien aufgrund der naturnahen Produktion besonders ökologisch. Die hohe Nachfrage nach regionalem Fisch bestätigt Harald Berger, er leitet die Fischzucht Berger und Grasse in der Moosmühle. "Corona war für uns brutal, jeder war zu Hause und hat Fisch gemacht", erzählt er.

Am beliebtesten seien anscheinend Filets, diese seien leicht und schnell zuzubereiten. Matthias Brunnhuber von der Satzfischzucht Mauka im Freisinger Moos erzählt, dass sein Betrieb ebenfalls voll ausgelastet sei. Er weist darauf hin, dass es in der Fischzucht verschiedene Zweige gibt. Im Betrieb Mauka beispielsweise werden nur die kleinen Setzlinge gezüchtet und im Alter von vier Wochen weiterverkauft.

Kunden seien entweder andere Züchter mit Vermarktungsbetrieben oder Fischereivereine. "Vermarktungsbetriebe haben zum Beispiel mehr Totfische", erklärt Brunnhuber. Damit ist der Verkauf von bereits verarbeitetem, beispielsweise geräuchertem oder filetiertem Fisch gemeint.

Berger und Grasse sind genau so ein Vermarktungsbetrieb. Berger erklärt, dass er die Setzlinge nach dem Kauf weitere eineinhalb Jahre groß füttere, bis sie dann verkauft werden. Der Grund, warum er nicht selber Setzlinge züchte, sei, dass sich die Zeit der Brutpflege genau mit dem Weihnachtsgeschäft überschneide. Es sei schwierig, das unter einen Hut zu bringen.

Frischer Fisch aus Betrieben im Landkreis: Diese nur wenige Zentimeter großen Setzlinge sind schon drei Monate alt. bis sie groß sind, müssen sie aber noch ordentlich gefüttert werden.

Diese nur wenige Zentimeter großen Setzlinge sind schon drei Monate alt. bis sie groß sind, müssen sie aber noch ordentlich gefüttert werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Fisch aus den bayerischen Teichen und Seen steht laut der LfL für Frische und kurze Wege. Helmut Wedekind ist der Leiter des Instituts für Fischerei (IFI), das Teil der LfL ist. Er betont, dass der regionale Fisch wohl der frischeste sei, den Kunden kriegen könnten. "Wenn der Fisch am Donnerstag geschlachtet wird und am Freitag direkt filetiert, geräuchert oder anders weiterverarbeitet wird, kann er am Samstag schon verkauft werden", erklärt er. Fisch aus dem Supermarkt hingegen sei immer importiert und habe lange Transportwege hinter sich, bis er schließlich in deutschen Tiefkühltheken angeboten werde.

In der traditionellen Fischzucht ist laut Wedekind der Umwelt- und Tierschutz eng mit dem Erfolg einer Fischzucht verknüpft. Denn: "Nur ein gesund heranwachsender Fisch ist wirtschaftlich", sagt Wedekind. Besonders die Karpfenteichwirtschaft sei sehr umweltfreundlich und naturnah. Obwohl die Teiche künstlich angelegt werden, seien sie ein Lebensraum für Amphibien, Pflanzen, Insekten und Vögel.

Das sei ein Merkmal dafür, dass die Lebensbedingungen für den Fisch stimmen, denn schließlich siedelten sich diese Tiere nur an, wenn die Umweltbedingungen wie etwa die Wasserqualität passen. Außerdem fressen die Karpfen neben dem zugefüttertem Futter andere kleine Lebewesen im Teich, durch die Gegebenheit der natürlichen Nahrungskette sei ein Teich ökologisch produktiv.

Zur Zeit gibt es laut Wedekind nur wenige Biofischzuchten. Grund dafür sei unter anderem der bürokratische Aufwand, der damit verbunden ist. Da die Arbeit in einer Fischzucht ohnehin sehr umweltfreundlich sei, sagt Wedekind, würden viele Fischzüchter es für einen zu großen Aufwand halten, ausdrücklich auf "Bio" umzustellen - und der Absatz gelinge auch so problemlos.

Institut für Fischerei forscht für optimale Zuchtbedingungen

Das Institut für Fischerei (IFI) bietet im Bereich der Wissensvermittlung bayernweit Ausbildungen zum Fischwirt, sowie Weiterbildungen und die Beratung bei Problemen an. Auch Erwachsene aus anderen Bundesländern können teilnehmen. Die Forschung des IFI orientiere sich an den aktuellen Fragestellungen, wie beispielsweise dem richtigen Fischfutter, sagt Wedekind. Die Qualität des Futters sei ausschlaggebend für die Produktivität einer Zucht. Zur Zeit suche man nach Möglichkeiten, das Futter aus regional beziehbaren Produkten herzustellen. An den Abläufen in der Fischzucht und die damit verbundene Literaturarbeit werde ebenfalls stetig weitergeforscht. aab

Trotzdem empfehle das IFI die Umstellung, betreibe viel Forschung und biete Fortbildungen und Unterstützung für Biozüchter an. Fischzüchter Harald Berger bestätigt Wedekinds Einschätzung. Er sei zwar offiziell kein Biozüchter, doch weil er keine Antibiotika oder andere Medikamente verfüttere und die zugelassene Anzahl an Fischen pro Quadratmeter einhalte, verstehe er sich auch so als sehr biologischer Züchter.

In normalen Betrieben werden die Fische mit kommerziellem Fischfutter gefüttert. Laut der LfL hat man den Anteil des Fischmehls in herkömmlichen Futtermitteln bereits auf 20 Prozent gesenkt, doch sei die Verringerung dieser Komponente weiterhin ein wichtiges Forschungsthema.

Trotz des aktuellen Booms gibt es in dieser Branche Probleme. Eine große Gefahr für die Wirtschaftlichkeit einer Fischzucht stellen laut LfL die Predatoren dar, also größere Raubtiere wie Kormorane und neuerdings auch Fischotter. Fischzüchter Harald Berger ergänzt, dass auch der Fischreiher ein großes Problem darstelle. Im Gegensatz zum Kormoran, der hauptsächlich im Winter und vor allem nur tagsüber jage, halte sich der Fischreiher Tag und Nacht am Teich auf. Oftmals töte dieser die Fische gar nicht, sondern verletze sie nur, was aber trotzdem nicht gut sei. Dazu komme nun ein weiterer Vogel, der Gänsesäger, der in Gruppen jage. "Die Säger kommen immer in kleinen Überfallkommandos", so Berger.

Vom Fischotter ist Berger bisher verschont geblieben, Fischzüchter Matthias Brunnhuber erzählt jedoch, dass der Fischotter in seinem Betrieb eine zunehmende Gefahr sei. In einem Punkt aber sind sich alle einig: Es ist schwierig, gegen die Räuber vorzugehen. Zwar ist ein Abschuss beim Kormoran beispielsweise erlaubt, jedoch natürlich nur in Maßen und nicht ohne das nötige Management, wie Wedekind zu bedenken gibt. Schutzmaßnahmen wie Zäune und Netze gebe es bereits, doch auch das sei keine hundertprozentige Lösung. Die Anlagen zu bauen, sei technisch nicht ganz einfach und nicht im Sinne der Ansprüche an eine umweltfreundliche Wirtschaft.

Berger und Brunnhuber bemängeln, dass vor allem die Anschaffung der Netze sehr teuer und die Wirksamkeit fragwürdig sei. Wenn Kormorane oder andere Tiere die Fische aus den Teichen fangen, empfiehlt Wedekind, diese Vorfälle zu dokumentieren. Das sei wichtig, denn dadurch könne man Züchter beraten und eventuell dem Verlust von Fischen vorbeugen.

Im Sommer kommt als Problem hinzu, dass der Wasserspiegel wegen des Klimawandels stark absinke, schildert der Fischzüchter Brunnhuber eine weitere Sorge. Durch die ansteigende Wassertemperatur sei die Bakterienbekämpfung dann besonders wichtig, sonst entwickelten die Fische schnell Krankheiten. Fischkrankheiten sind laut Brunnhuber zwar keineswegs auf den Menschen übertragbar. "Wie bei jedem anderen Tier aber auch, muss man immer gucken, dass es dem Fisch gut geht", sagt er. Gegen Parasiten helfe bei Fischen beispielsweise ein Salzbad.

Grundsätzlich würden die Zuchtbetriebe Kontrollen unterliegen, erklärt Wedekind. Für die Einhaltung der Tierschutzaspekte und die Schlachtung sei beispielsweise die Veterinärverwaltung zuständig. Berger erzählt außerdem, dass der Fischgesundheitsdienst die Wasserqualität drei bis viermal im Jahr durch Begehungen überprüfe. Zur Sicherung des Tierwohls werde die Anzahl der Fische in jeder Zucht auf den Quadratmeter Wasserfläche berechnet. Die meisten Betriebe züchten Karpfen und Forellen.

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