SZ-Kolumne "Bester Dinge":Unterwegs mit dem Schrei-Knüppel

(Foto: mauritius images / Alamy)

Elon Musk vertickt jetzt auch Karaoke-Mikrofone fürs Auto. Solange jemand wie Stevie Wonder bei der Mitfahrzentrale einsteigt, ist das eine tolle Sache.

Von Martin Zips

In einer Folge der Spaß-Reihe "Carpool Karaoke" gibt es jenen fabelhaften Moment, da Stevie Wonder in das Auto steigt, in dem Prominente mit dem britischen Moderator James Corden Lieder singen. Wonder setzt sich erst ans Lenkrad, stellt dann aber fest, dass er keinen Führerschein dabei hat, weshalb lieber Corden fährt. Die beiden singen und scherzen viel. Als am Ende der Fahrt "For once in my life" die Stimmung hinter der Windschutzscheibe vollends überkochen lässt, holt Stevie Wonder sogar noch seine Mundharmonika raus. Was er nicht rausholt: eines dieser unglaublich dämlichen Karaoke-Mikrofone, welche die jahrtausendealte, wunderschöne Idee des gemeinsamen Gesangs ins völlig Groteske treibt. Bei Künstlern mit außergewöhnlichen Stimmen mag so eine Verstärkung ja Sinn ergeben - so können mehr Menschen zuhören. Leider aber greift seit Beuys, Tiktok und Instagram nicht nur in Asien der Irrglaube um sich, jeder Mensch sei ein Künstler und brauche einen Schrei-Knüppel. Elon Musk vertickt derzeit in China: Karaoke-Mikrofone fürs Auto. Damit Geplärre auch unterwegs sehr laut aufgedreht werden kann. Im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit ist zu hoffen, dass diese Neuerung künftig ausschließlich in jenen vollautomatisch fahrenden Fahrzeugen Verwendung findet, in denen selbst blinde Mundharmonikaspieler ohne Führerschein am Lenkrad sitzen dürfen. Oder dass eine entsprechende App die Mikrofonstimmen in einer Weise technisch veredelt, dass man am Ende doch noch meint, man sei gerade mit einem wahren Musikgenie wie Stevie Wonder unterwegs gewesen.

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