Gasteig-Sanierung:München in der Kostenfalle

Lesezeit: 1 min

(Foto: Architekturbüro Henn/Visualisierung: MIR)

Bei der Sanierung des Gasteig macht die Stadt nicht zum ersten Mal eine schlechte Figur. Wenn sie nun nicht aufs Tempo drückt, drohen finanzielle Risiken - oder gar die Abkehr vom Plan eines neuen, hochmodernen Kulturzentrums.

Kommentar von Heiner Effern

Pannen und Verzögerungen gehören zu vielen großen Bau- und Sanierungsprojekten dazu wie Mörtel und Estrich, doch der Gasteig scheint diese beiden ungebetenen Gäste besonders anzuziehen. Nur kurz sei an den Ärger mit den Alt-Architekten und deren Urheberrechten erinnert oder an die blamablen Fehler im Architekturwettbewerb, der schließlich wiederholt werden musste.

Nun also gibt es weitere Verzögerungen, die sich noch aufschaukeln könnten. Wenn der Gasteig tatsächlich erst 2030 runderneuert und bezugsfertig sein sollte, wie intern schon gemutmaßt wird, dann kommen satte fünf Jahre drauf zur eigentlich anvisierten Eröffnung 2025.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Gasteig-Chef Max Wagner wurde für jeden Monat Verzögerung heftig gescholten, daran muss man jetzt erinnern. Er trug daran sicher eine Mitschuld. Doch unzweifelhaft trieb er die Sanierung des größten Kulturzentrums in Europa mit einer Leidenschaft und Energie voran, die jetzt zu fehlen scheint, da ihn die Koalition ausgebremst hat.

Warum das Baureferat, das schon bewiesen hat, dass es Großprojekte kann, so schwer in die Gänge kommt, das muss vorerst offen bleiben. Fakt aber ist, dass die Baukosten gerade explodieren. Jeder Monat Verzögerung macht den Gasteig teurer.

Wenn das so weiter geht, wird die Stadt in den kommenden Jahren einen neuen Grundsatzbeschluss fassen müssen: Entweder sie bleibt bei der Grenze von 450 Millionen Euro und bekommt eine Basis-Sanierung inklusive Konzertsaal-Ertüchtigung, die die meisten Besucher kaum bemerken werden. Oder sie legt ordentlich drauf und steht zu einem neuen, hochmodernen Gasteig.

Ein Ausweg aus dieser Kostenfalle könnten nach wie vor Verhandlungen mit dem Freistaat sein, ob dieser nicht doch einen der beiden städtischen Top-Konzertsäle mitnutzen und anmieten will. Die Finanzen des Landes Bayern entwickeln sich gerade nicht rosiger als die in München, der Neubau eines eigenen Saals im Werksviertel würde die Probleme der Söder-Regierung verschärfen.

Sollte diese nach wie vor kein Interesse an einer Mitnutzung haben und die Stadt auf sich gestellt bleiben, steht München vor einem Luxusproblem. Das Interim an der Isar mit Konzertsaal, Bibliothek und von Sommer an auch mit Räumen für Volks- und Musikhochschule kommt so gut an, dass es bleiben wird.

Die Stadt müsste dann zwei Kulturzentren bespielen. Darin lauert nicht nur ein weiteres finanzielles Risiko, sondern auch ein allzu menschliches: Wenn sie den alten Gasteig nur minimal saniert, könnten Philharmoniker, Bücherfreunde und Volkshochschüler einfach im Interim an der Isar bleiben wollen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kultur in München
:Warum geht beim Gasteig nichts weiter?

Seit mehr als einem Jahr kommt die Sanierung des Kulturzentrums nicht voran. Und mit jedem Monat Verzögerung werden die Sorgen größer, dass das Budget von 450 Millionen Euro am Ende für den großen Wurf nicht mehr reichen könnte.

Von Heiner Effern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: