Coronavirus in München:Impfung in der Apotheke - der Piks gleich nebenan

Coronavirus in München: Jetzt auch in Deutschland: In Frankreich werden etwa Grippeimpfungen in der Apotheke schon länger angeboten.

Jetzt auch in Deutschland: In Frankreich werden etwa Grippeimpfungen in der Apotheke schon länger angeboten.

(Foto: David Inderlied/dpa)

Seit Dienstag können Apotheker in München gegen das Coronavirus impfen - nach einer Fortbildung und mit geeigneten Räumen. Sie hoffen, dass sie viele Menschen erreichen, durch ihre vielen Kontakte und die Nähe zum Wohnort.

Von Nicole Graner

Ralph-Georg Laves hat es sich nicht nehmen lassen: Am Dienstagnachmittag hat der 47-jährige Apotheker und Inhaber der Feilitzsch-Apotheke an der Münchner Freiheit selbst die ersten Impfwilligen geimpft. Der Piks in den Apotheken ist ein weiteres Angebot, um noch mehr Menschen mit einer Impfung vor dem Coronavirus zu schützen. Schon im Dezember 2021 hatte der Bundestag diesen Schritt mit einer Änderung des Infektionsschutzgesetzes beschlossen.

Ein ergänzendes, vor allem ein "niederschwelliges Angebot" soll es nach Ansicht von Ralph-Georg Laves sein. "Ich bin davon überzeugt, dass wir durch unsere vielen umgänglichen Kontakte auch viele Menschen erreichen können", sagt er. Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist in den vergangenen Wochen in München gesunken. Trotzdem habe es laut Laves schon einige Anrufer gegeben, die danach gefragt hätten, ob in der Apotheke geimpft werde. Sie hätten sich auch einen Termin geben lassen. Auch Peter Sandmann, München-Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands, glaubt, dass die Apotheken Menschen erreichten, "die Ärztinnen und Ärzte nicht erreichen". "In vielen Fällen sind die Apotheken auch näher am Wohnort als der jeweilige Hausarzt." Und der 55-Jährige hofft, dass das Angebot funktioniert. "Es auszuprobieren, ist es wert."

Eine Fortbildung ist Voraussetzung für die Impfung

Voraussetzung, dass die Apotheken impfen können, ist eine Fortbildung, die die Bundesapothekerkammer in einem "Curriculum mit zwölf Fortbildungsstunden" festgelegt hat. In Theorie und Praxis. Um Impfung und Impfstoff geht es im theoretischen Teil. Im praktischen Teil können sich Interessierte, wie Peter Sandmann erklärt, zum Beispiel im Klinikum rechts der Isar und auch bei Ärzten schulen lassen. Nachgewiesen werden muss auch ein Erste-Hilfe-Kurs.

Die Apotheken brauchen geeignete Räume

Geeignete Räume - auch das ist Voraussetzung. Sie müssen einen hohen hygienischen Standard haben. Also, so Sandmann, "gut zu desinfizieren sein". Nicht jede Apotheke hat diese Räume, die Feilitzsch-Apotheke schon. Vier Räume hat Laves zur Verfügung. In einem sind zwei Impfkabinen, im anderen werde die 15-minütige "Beobachtung" nach der Impfung sichergestellt. Raum drei: Dort wird der Impfstoff vorbereitet. Im vierten Zimmer werden die Impf-Unterlagen geprüft wie zum Beispiel die ausgefüllten Aufklärungsbögen des Robert-Koch-Instituts. Großen Wert wollen Apotheker Laves und drei Mitarbeiter auf die Aufklärungsgespräche und die Amnesebögen legen. "Konkret und intensiv werden wir da alles abfragen" sagt er. 40 bis 60 Menschen könne er am Tag impfen. "Das wäre eine Belohnung für den Aufwand, den wir hier betreiben."

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Der Bayerische Hausärzteverband sieht den Impfstart in Apotheken kritisch. Er sei eine "massive Überschreitung der Grenzen medizinischer Heilberufe" und außerdem mit "unnötigen Risiken" verbunden. Sandmann glaubt, dass das Risiko zum Beispiel einer selten auftretenden anaphylaktischen Reaktion bei Allergikern "extrem kalkulierbar" sei. Man erfinde, so Peter Sandmann, das "Rad ja auch nicht neu". In anderen Ländern wie Frankreich gebe es schon länger Grippeimpfungen in der Apotheke. Auch in Deutschland liefen dazu schon länger Modellversuche.

Impf-Apotheken in München: www.impfen-in-apotheken.de

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