Corona im Landkreis Freising:Testpack im Doppelsack

Lesezeit: 2 min

Wo getestet wird, entsteht Müll. Und der soll, um Ansteckungen zu vermeiden, vor dem Entsorgen möglichst sicher verpackt werden. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Pandemie verursacht viel zusätzlichen Müll. So rät das Landratsamt, aus Sicherheitsgründen Corona-Abfälle in zwei verschließbaren Plastikbeuteln zu entsorgen. Umweltschützer sind zwiegespalten.

Von Thilo Schröder, Freising

Corona-Schnelltests, wie sie täglich vielfach in Privathaushalten wie Testzentren durchgeführt werden, bringen jede Menge Abfall mit sich: Teströhrchen, Abstrichstäbchen, Spucktrichter und Testkassetten. Um diesen oft infizierten Müll fachgerecht zu entsorgen, empfiehlt das Freisinger Landratsamt Maßnahmen, die ihrerseits zusätzlichen Müll verursachen. In Summe sei das wohl einiges an Müll, der die Corona-Maßnahmen begleite, argwöhnt man beim Bund Naturschutz in Freising. Auch wenn er die "Vorsichtsmaßnahmen" nachvollziehen könne, sagt Kreisvorsitzender Wolfgang Willner.

Das Landratsamt empfiehlt in einer Mitteilung, Test-Abfälle in einem "stabilen verschließbaren Kunststoffbeutel" zu sammeln und diesen wiederum erneut in einem verschließbaren Kunststoffbeutel zu verpacken ("Doppelsack-Methode"). Auch bei Quarantänefällen dürften "keine kontaminierten Abfälle, wie zum Beispiel Taschentücher, lose in die Restmülltonne gegeben werden". Darunter fielen auch sonst verwertbare Abfälle, wie Joghurtbecher, aus denen gegessen wurde. Auch hier empfiehlt die Behörde die Doppelsack-Methode. Entsorgt werden sollten die Beutel jeweils in der Restmülltonne. Bei überquellenden Tonnen sollten die dann bereitgestellten zusätzlichen grauen Müllsäcke keine Corona-Müllbeutel enthalten.

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Schutz für Müllwerker und die Tonnen mitnutzende Anwohner

Mit diesem Vorgehen soll eine Gefährdung für Dritte wie Müllwerker oder die Mülltonne mitnutzende Anwohner möglichst ausgeschlossen werden. "Der Restmüll wird in einer Müllverbrennungsanlage in München beseitigt, hierbei werden alle Viren vernichtet", heißt es in der Mitteilung des Landratsamts weiter. Und zum Test-Abfall im Speziellen: "Die Entsorgungsempfehlung gilt im Übrigen unabhängig vom Ergebnis des Schnelltests."

Wie viel Müll durch Testmaterial regelmäßig anfällt, dazu liegen dem Landratsamt Freising keine Daten vor. Man schätze den Anteil am Haushaltsmüll aber als "gering" ein. Anders als jenen, der sich durch Quarantäne-Aufenthalte womöglich ergebe: "Gravierender ist es, dass die betroffenen Personen zuhause bleiben müssen und wahrscheinlich mehr an Müll produzieren." Datenmaterial liege auch hierzu nicht vor.

Mehr Restmüll in den Corona-Jahren

Die Restmüll-Menge insgesamt hat sich im Landkreis jedenfalls nach Auskunft des Landratsamts in den Pandemiejahren 2020 und 2021 je um knapp 1000 Tonnen oder vier Prozent gegenüber 2019 erhöht. Von den erwähnten grauen, gebührenpflichtigen, 70 Liter fassenden Müllsäcken wurden 2020 dagegen weniger bereitgestellt als 2019 (31 247 gegenüber 33 879).

Über die Zahl privat durchgeführter Schnelltests hat das Landratsamt keinen Überblick, da diese verstreut im Hausmüll landen. Wie viel man selbst im Landkreis-Testzentrum durchschnittlich testet und entsprechend Müll produziert, ließ sich am Dienstag zunächst nicht ermitteln. Stand 15. Februar waren landkreisweit 5546 Personen positiv getestet. Auch das Landratsamt verpacke seinen Corona-Müll entsprechend, heißt es. "Sofern Spritzen anfallen, werden sie in durchstichsicheren Einwegbehältnissen gesammelt."

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Doppelsack-Methode auch für den Müll aus negativen Corona-Tests

Die empfohlene Doppelsack-Methode rechtfertigt das Landratsamt so: "Ein Teil des betroffenen Mülls ist feucht beziehungsweise enthält Flüssigkeit. Nur durch die Verwendung von Kunststoffsäcken beziehungsweise Kunststoffbeuteln kann man gewährleisten, dass sich die Keime nicht ausbreiten." Dass auch negative Tests so verpackt werden sollen, sei einer gewissen Ergebnis-Ungenauigkeit geschuldet: "Nicht alle negativen Tests sind wirklich negativ."

Umweltschützern stellen sich derweil ganz andere Fragen: Ist so viel zusätzlicher Müll vertretbar angesichts begrenzter Ressourcen, Umweltverschmutzung und des generellen Bestrebens, Plastik zu vermeiden? Ist der Corona-Abfall hinzunehmen vor dem Hintergrund der Tragweite einer Pandemie? Wolfgang Willner vom Bund Naturschutz wirkt zwiegespalten. "Das Problem ist natürlich: Wer kommt mit dem Müll in Berührung?" Er sehe die Gefahr nicht so sehr, dass durch kontaminierten Müll in der Tonne Ansteckungen auftreten könnten.

Eine "riesige Verpackungsflut" sei das, kritisieren Umweltschützer

Das sei eine "riesige Verpackungsflut", kritisiert Willner. "Da haben wir schon ein Problem damit." Abfall in Quarantäne-Haushalten wie Joghurtbecher lande zudem oft im Gelben Sack, nicht im Restmüll, also bereits eingetütet. "Das Risiko ist natürlich nicht ganz auszuschließen", räumt er ein. Insofern könne er die Empfehlung irgendwo nachvollziehen.

Willner denkt bei Corona-Müll aber auch an Masken, achtlos weggeworfen in freier Natur. Dabei gebe es doch längerfristig nutzbare, waschbare FFP2-Masken aus Stoff. Die seien zwar etwas teurer, aber eben haltbarer, er nutze sie selbst auch.

© SZ vom 16.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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