Statement der Quelle:"Warum ich es getan habe"

Statement der Quelle: Eine anonyme Quelle hat der SZ interne Daten der Credit Suisse zukommen lassen. Collage: Felix Hunger; Fotos: Imago

Eine anonyme Quelle hat der SZ interne Daten der Credit Suisse zukommen lassen. Collage: Felix Hunger; Fotos: Imago

Die Quelle, die der "Süddeutschen Zeitung" interne Bankdaten der Credit Suisse zugespielt hat, kritisiert das Schweizer Rechtssystem - und sieht die Wählerinnen und Wähler in der Pflicht.

Über einen anonymen digitalen Briefkasten wurden der Süddeutschen Zeitung vor mehr als einem Jahr die Suisse-Secrets-Daten zugespielt. Die anonyme Quelle - es ist unklar, ob es sich um einen Mann, eine Frau oder eine Gruppe handelt - hat ihre Beweggründe in einem Begleittext dargelegt.

Mit der Übergabe der Suisse-Secrets-Daten hat die Quelle keine inhaltlichen Bedingungen verbunden. Die SZ hat auch nicht für die Daten gezahlt oder irgendeine andere Gegenleistung erbracht oder versprochen. Nach Prüfung der Informationen entschied sich die SZ, die Daten mit dem Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und Dutzenden Medienhäusern aus der ganzen Welt - darunter der britische Guardian, die New York Times und Le Monde in Frankreich - zu teilen und gemeinsam auszuwerten. Das Dokument enthielt die Überschrift "Why I did it" - "Warum ich es getan habe".

Die SZ dokumentiert das Statement der Quelle in Auszügen:

"Ich glaube, dass das Schweizer Bankgeheimnis unmoralisch ist. Der Vorwand, die finanzielle Privatsphäre zu schützen, ist lediglich ein Feigenblatt, um die schändliche Rolle der Schweizer Banken als Kollaborateure von Steuerhinterziehern zu verschleiern. Auch wenn der Common Reporting Standard [CRS, ein Verfahren zum internationalen Bankdatenaustausch; Anmerkung der Redaktion] ein Schritt in die richtige Richtung ist, um Steuerhinterziehung zu verhindern, fallen viele Entwicklungsländer nicht unter dieses Abkommen. Darüber hinaus stellt das CRS-Erfordernis der Gegenseitigkeit eine unverhältnismäßige finanzielle und infrastrukturelle Belastung für die Entwicklungsländer dar, sodass sie auf absehbare Zeit von diesem System ausgeschlossen bleiben. Diese Situation ermöglicht Korruption und bringt die Entwicklungsländer um dringend benötigte Steuereinnahmen. Diese Länder sind also die Hauptleidtragenden der Schweizer Umkehrung des Robin-Hood-Prinzips.

Ich möchte betonen, dass die Verantwortung für diesen Zustand nicht bei den Schweizer Banken liegt, sondern beim Schweizer Rechtssystem. Die Banken sind einfach gute Kapitalisten und maximieren ihre Gewinne innerhalb des gesetzlichen Rahmens, in dem sie operieren. Einfach ausgedrückt: Die Schweizer Gesetzgeber sind für die Ermöglichung von Finanzkriminalität verantwortlich, und das Schweizer Volk hat aufgrund seiner direkten Demokratie die Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Ich bin mir zwar bewusst, dass das Bankgeheimnis mitverantwortlich für die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der Schweiz ist, aber ich bin der festen Überzeugung, dass sich ein so reiches Land ein Gewissen leisten können sollte. (...)

Es ist mir bewusst, dass es nicht notwendigerweise auf Steuerhinterziehung oder andere Finanzverbrechen hindeutet, wenn man ein Schweizer Bankkonto besitzt. Ich bin sicher, dass einige der Konten (...) aus legitimen Gründen existieren oder den Steuerbehörden im Einklang mit der relevanten Gesetzgebung angezeigt wurden. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass eine signifikante Zahl dieser Konten mit der einzigen Absicht gegründet wurden, das Vermögen der Kontoinhaber vor Steuerbehörden zu verstecken und/oder Steuern auf Kapitalerträge zu vermeiden."

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