Kritik:Genau wie im richtigen Leben

Kritik: Die Gitarre und Geschichten vom Landleben, mehr braucht die Kabarettistin Martina Schwarzmann nicht, um im Lustspielhaus den Saal zu rocken.

Die Gitarre und Geschichten vom Landleben, mehr braucht die Kabarettistin Martina Schwarzmann nicht, um im Lustspielhaus den Saal zu rocken.

(Foto: Stephan Rumpf)

Martina Schwarzmann stellt im Lustspielhaus ihr neues Kabarettprogramm vor. Es heißt, wie sie ist: "Ganz einfach".

Von Oliver Hochkeppel, München

Spektakulär an Martina Schwarzmann ist seit jeher das Unspektakuläre. Die gelernte Köchin aus Überacker ist inzwischen vierfache Mutter und betreibt mit ihrem Mann eine Bio-Landwirtschaft in Altomünster. Eine vergleichbar "normale", ungekünstelte Biografie muss man in der Kabarettszene lange suchen. So normal, dass es schon wieder besonders ist. Genau das ist auch ihr Kapital auf der Bühne, was man schon dem Titel ihres neuen Programms entnehmen kann, das jetzt verspätet im Lustspielhaus Premiere hatte: "Ganz einfach".

Schwarzmann ist Großmeisterin des pars pro toto. Es sind nicht nur die kleinen, alltäglichen Dinge, aus denen sich bei ihr ein Bild vom großen Ganzen andeutet, es sind sogar die ganz persönlichen, autobiografischen und sehr bayerischen. Das Homeschooling der "minderjährigen Mitbewohner" (als Kinder wollen sie nicht im Programm vorkommen) samt Anschrei-CD. Die prächtig parodierten Stammtischbrüder vom Stehtisch in der Bäckerei. Insekten, Spinnen und Silberfischchen, die sich nicht nur als plastikfreier Glitzerstaub eignen, sondern sogar für einen Perspektivwechsel der Weltsicht taugen. Der pragmatische Umgang mit dem Tod, indem man dem Großvater statt neuer Zähne lieber einen Thermomix kauft ("den ham mir nachher auch noch"). Der Ärger über das "Heimat-Gschiss", mit dem sie wegen ihres Dialekts und ihrer Herkunft konfrontiert ist. All das sind so die Sachen, die sie zwischendurch bei der Feldarbeit aufschreibt und zum Programm ausformt. Selbst noch der "plattgfahrne zammtrocknete Frosch" vor der Garage gibt den Stoff für ein Lied her. Überhaupt, die Lieder. Herzlich unvirtuos sind die nach wie vor, aber dafür mit viel Herzblut und eigener Poesie. "Des san mir" heißt eines, und das trifft's.

"Ich bin mittelschön, mittelgescheit, mittelalt wia die meistn Leit" singt sie in der Zugabe. Ein Song aus dem vorigen Programm, dessen Titel es auch schon auf den Punkt brachte: "Genau richtig." Denn erstens zählt die Summe. Und zweitens ist das Ergebnis bei ihr nicht mittel, sondern voll lustig. Ganz einfach.

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