Basketball:Der größte Sieg

Basketball: Der Blick geht immer nach vorne: Paul Zipser hat nach sich nach einer fast einjährigen Leidenszeit mit seinen ersten Punkten für die Bayern eindrucksvoll zurückgemeldet.

Der Blick geht immer nach vorne: Paul Zipser hat nach sich nach einer fast einjährigen Leidenszeit mit seinen ersten Punkten für die Bayern eindrucksvoll zurückgemeldet.

(Foto: Philippe Ruiz/Imago)

Der Auftritt von Paul Zipser nach seiner Hirn-OP und neun Monaten Auszeit überstrahlt den deutlichen Sieg des FC Bayern gegen den ewigen Rivalen Bamberg.

Von Ralf Tögel

Acht Minuten und 35 Sekunden waren gespielt, da brandete frenetischer Applaus im Audi Dome auf. Das lag nur bedingt daran, dass die Basketballer des FC Bayern einen Halbdistanzwurf zur 16:15-Führung gegen die Gäste von Brose Bamberg versenkt hatten. In dieser frühen Phase eines Basketballspiels wechselt die Führung für gewöhnlich im Sekundentakt, nichts Besonderes also. Es lag vielmehr am Schützen der Münchner, denn der hieß Paul Zipser. Es waren die ersten Punkte des Nationalspielers seit seiner fast einjährigen Auszeit wegen einer Notoperation am Gehirn. Im Juni 2021 stand der 28-Jährige letztmals auf dem Spielberichtsbogen der Bayern, im vierten Spiel der Halbfinalplayoffs zur deutschen Meisterschaft gegen Ludwigsburg - zum Einsatz kam er nicht mehr. Kurz darauf wurde er notoperiert, kämpfte sich durch eine lange und schwere Zeit der Rehabilitation zurück aufs Spielfeld. Und nun die ersten Punkte also, insgesamt sieben in knapp 15 Minuten Einsatzzeit. Es war ein weitaus größerer Sieg als das letztlich klare 83:62 gegen den ewigen bayerischen Rivalen Brose Bamberg.

Denn eine so schnelle Rückkehr des Münchner Profis auf dieses hohe Niveau war weitaus weniger zu erwarten gewesen als der Sieg gegen die Oberfranken. Bamberg hat nach seiner Dominanz der Jahre 2010 bis 2017 mit acht Meisterschaften und vier Pokalsiegen unruhige Zeiten hinter sich, Trainer, Manager und Geschäftsführer gaben sich die Klinke in die Hand, zuletzt musste der niederländische Coach Johan Roijakkers Ende November die Koffer packen. Die ersehnte Kontinuität soll nun der Israeli Oren Amiel zurückbringen, was sich aktuell als schwierige Aufgabe darstellt. Denn eine Trainerentlassung in einer frühen Saisonphase hinterlässt Spuren, gleichwohl zeigte das Gästeteam, dass es deutlich besser spielen kann, als es der elfte Tabellenplatz aussagt.

In Kenneth Ogbe, Dominik Lockhart und Christian Sengfelder stehen drei deutsche Nationalspieler im Team, Tomas Kyzlink spielt für die tschechische Auswahl. Aber der Kader ist klein, zudem fehlen in Patrick Heckmann und Center Akil Mitchell zwei wichtige Akteure verletzt. Immerhin konnten die Bamberger in der ersten Halbzeit gut mithalten, vor allem der nur 1,73 Meter große, aber blitzschnelle Spielmacher Justin Robinson setzte den Münchnern mit seinen Dribblings und 16 Punkten zu. Unter dem Korb rackerte Sengfelder unermüdlich, sammelte neun Rebounds und 14 Punkte. Es war aber auch zu erkennen, dass die Münchner wohl nicht mit so viel kämpferischer Gegenwehr gerechnet hatten. Zur Pause führten die Oberfranken verdient, aber überraschend 35:34.

"Da können wir nicht mithalten", sagt Bambergs neuer Coach Oren Amiel zur Steigerung der Bayern in der zweiten Halbzeit

Und es war klar, dass die Bayern zusetzen werden, auch wenn sie durch neuerliche Impfdurchbrüche und Verletzungen personell etwas ausgedünnt waren. Trainer Andrea Trinchieri und Kapitän Nihad Djedovic, der nach seiner langwierigen Knieverletzung eigentlich Spielpraxis sammeln sollte, befanden sich in Quarantäne. Nick Weiler-Babb fehlte wegen seiner schweren Gehirnerschütterung aus dem Hamburg-Spiel vom vergangenen Mittwoch, und Othello Hunter und Corey Walden bekamen eine Auszeit. Dennoch hat die Münchner Mannschaft im Vergleich zu Bamberg deutlich mehr Qualität, der Kader wurde zusammengestellt, um in der Basketball-Bundesliga (BBL) und in der Euroleague erfolgreich zu spielen. Zwar sind im höchsten europäischen Wettbewerb im Gegensatz zur Bundesliga Titel noch kein Ziel, aber die Teilnahme an den Playoffs im Vorjahr weckt Begehrlichkeiten.

Spätestens nach dem Ausscheiden von Bambergs Ogbe war der Widerstand der Gäste gebrochen. Die Bayern erhöhten die Intensität, Bamberg hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. Angeführt von Deshaun Thomas, der 20 Punkte erzielte und allein wegen seiner Athletik nicht zu stoppen war, zogen die Gastgeber unaufhaltsam davon. Neben Darrun Hilliard (13 Punkte), der wegen einer Knieverletzung drei Monate pausieren musste und langsam in Form kommt, punkteten Augustine Rubit (12), Ognjn Jaramaz und Andreas Obst (je 11) zweistellig - allesamt Profis von einer Klasse, die Bamberg nicht hat.

In den Worten von Brose-Trainer Amiel: "Da können wir nicht mithalten." Der Israel freute sich über eine "überraschend gute Leistung" seines Teams in der ersten Halbzeit, dann aber habe der Gegner Ernst gemacht und den Seinen die Grenzen aufgezeigt. Münchens Chefcoach Demond Greene, der als Vertreter von Trinchieri seinen ersten Sieg feierte, bestätigte die Einschätzung des Kollegen: "Die erste Halbzeit war nicht gerade souverän, aber wir haben uns gesteigert." Am meisten aber freute er sich über Zipsers Auftritt: "Paul mehr spielen zu lassen, hatten wir natürlich auf dem Zettel. Rhythmus bekommt er nur durch Minuten."

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