Russische Architekten gegen Ukraine-Krieg:Wir sind für den Frieden!

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Ein Wohnhaus in der Ukraine, das von einem russischen Raketenangriff beschädigt wurde. (Foto: Emilio Morenatti/picture alliance/dpa/AP)

Mehr als 6500 russische Architekten, Designer und Stadtplaner haben in einem offenen Brief das Ende des Ukraine-Kriegs gefordert. Ihr Protest wurde zensiert.

Von Laura Weißmüller

Mehr als 6500 russische Architekten, Designer und Stadtplaner haben einen offenen Brief gegen die Invasion russischer Truppen in die Ukraine unterzeichnet und die sofortige Beendigung des gewaltsamen Krieges gefordert. Der Aufruf startete am 26. Februar und stand bis zum 4. März auf der Website des russischen Architekturmagazins Project Russia. Nun ist von dem offenen Brief nur noch der Titel, die Bebilderung durch Picassos Friedenstaube sowie das Statement geblieben: "Leider waren wir unter Androhung einer strafrechtlichen Verantwortlichkeit nach dem heute in Kraft getretenen Gesetz gezwungen, den Text des Schreibens zu entfernen. Wir sind für den Frieden!" Vergangenen Freitag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin ein Gesetz unterzeichnet, das drakonische Strafen gegen kritische Berichterstattung über die russische Armee vorsieht.

In dem Brief, aus dem das weltweit populärste Online-Architekturmagazin dezeen zitiert, hieß es: "Wir, die Architekten und Stadtplaner Russlands, halten den Einmarsch russischer Truppen in das Gebiet der Ukraine für inakzeptabel. (...) Krieg kann kein Instrument der Politik im 21. Jahrhundert sein." Wer zu den Unterzeichnern gehörte, lässt sich nun kaum mehr rekonstruieren. Laut der russischen Architektin und Unterzeichnerin Ekaterina Ulitina, die dezeen den Brief zuspielte, wohnten die meisten, die unterschrieben haben, in russischen Städten. Ulitina selbst arbeitet in Stockholm.

Im nun zensierten Brief hatten die Architekten und Stadtplaner darauf hingewiesen, wie konträr sich der Krieg zu ihrem Beruf und zu allem, wofür sie stehen, verhalte: "Der Krieg wertet das Wesen der Tätigkeit eines Architekten und Stadtplaners ab, unabhängig davon, in welchem Land sie sich befinden. (...) Er verletzt das Recht der Menschen auf Leben, Sicherheit, Erfüllung, eine komfortable und gesunde Umgebung - all die Werte, die den Kern unseres Berufs ausmachen." Immer mehr internationale Architekturbüros stoppen währenddessen aus Protest gegen den Ukraine-Krieg ihre Projekte in Russland.

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