Krieg in der Ukraine:"Man sieht uns heute anders"

Krieg in der Ukraine: "Jetzt zeigt sich: Alle kämpfen intuitiv für ihr Land, die Intellektuellen genauso wie die Fabrikarbeiter": ein ukrainischer Soldat an einem Kontrollpunkt in Kiew.

"Jetzt zeigt sich: Alle kämpfen intuitiv für ihr Land, die Intellektuellen genauso wie die Fabrikarbeiter": ein ukrainischer Soldat an einem Kontrollpunkt in Kiew.

(Foto: Vadim Ghirda/dpa)

Seit Jahrhunderten untergräbt Russland Kultur, Sprache und Selbstbewusstsein der Ukrainer. Aber ist ihnen die Freiheit jetzt noch zu nehmen? Eine Videokonferenz mit den Autoren Juri Andruchowytsch, Natalka Sniadanko und Jurko Prochasko.

Interview von Felix Stephan

Noch fahren die Straßenbahnen, noch öffnen die Supermärkte, nur die Apotheken sind schon leer. Die Lage im Westen der Ukraine ist zum Zeitpunkt dieser Videokonferenz noch vergleichsweise ruhig. Es haben sich zugeschaltet: der bekannteste Dichter der Ukraine, Juri Andruchowytsch, aus seinem Arbeitszimmer in Iwano-Frankiwsk, der Germanist und Psychoanalytiker Jurko Prochasko aus Lemberg, die Schriftstellerin Natalka Sniadanko aus Budapest. Sie war gerade in Krakau, als Russland ihr Heimatland überfiel; in ihrer eigenen Wohnung wohnen jetzt Flüchtlinge. Alle drei arbeiten unermüdlich in diesen Tagen, geben Interviews, halten Reden, organisieren im In- und Ausland Unterkünfte für fliehende Ukrainer. Natalka Sniadanko wird am Nachmittag nach diesem Gespräch noch mit polnischen und türkischen Medien sprechen. In Budapest, erzählt sie, habe sie eine Frau kennengelernt, die ihre Airbnb-Wohnungen afrikanischen und asiatischen Flüchtlingen überlasse, die in Polen nicht über die Grenze durften. Auf diese Weise entstehen neue Netzwerke. Allein in Jurko Prochaskos Lemberger Wohnung sind zum Zeitpunkt dieses Gespräches zehn Binnenflüchtlinge untergebracht.

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