VfB Stuttgart:Sosa und Sasa sei Dank

VfB Stuttgart: Rettet dem VfB Stuttgart ein wichtiges Unentschieden: Sasa Kalajdzic.

Rettet dem VfB Stuttgart ein wichtiges Unentschieden: Sasa Kalajdzic.

(Foto: Matthias Koch/Imago)

Durch eine Kombination des Duos Sosa/Kalajdzic gelingt Stuttgart in letzter Minute ein 1:1 bei Union Berlin. Der VfB verlässt die direkten Abstiegsränge - die Hoffnung auf ein gutes Saisonende war selten größer.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der 1. FC Union Berlin und Hertha BSC pflegen ein Nachbarschaftsverhältnis, das nicht ganz reibungsfrei ist und am Samstag hat es sich nicht verbessert. Nicht, dass das intendiert gewesen wäre. Aber ein bisschen Nachbarschaftshilfe in Form eines Sieges gegen den VfB Stuttgart, der sich wie Hertha BSC im Abstiegskampf befindet, lag durchaus im Bereich des Möglichen. Allein: In letzter Minute gab Union ebendiesen Sieg noch aus der Hand. Nach einer 1:0-Halbzeitführung kassierten die Köpenicker gegen den VfB noch den Ausgleich. Und das hatte eine Reihe von Implikationen.

Es bedeutete nicht nur, dass Union das vorzeitige Erreichen des Saisonziels namens 40 Punkte verfehlte. Sondern letztlich auch, dass die Hertha - wegen ihrer 0:2-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach - den Tabellenplatz mit den Schwaben tauschen musste. Der VfB steht seit Samstag auf dem Relegations-, Hertha auf einem Abstiegsrang. "Das gibt uns eine breite Brust für die kommenden Spiele - unabhängig davon, was die Gegner machen", sagte Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo.

Der Treffer zum 1:1-Endstand folgte einem Muster, das den Stuttgartern viel Hoffnung geben darf. Linksverteidiger Borna Sosa flankte ins Herz des Strafraums und fand dort - wie so oft in der Vergangenheit - Mittelstürmer Sasa Kalajdzic. Der österreichische Nationalstürmer machte das Bein lang, bugsierte den Ball ins Tor der Köpenicker und glich damit das Führungstor von Unions Mittelstürmer Taiwo Awoniyi aus (41.). Der Nigerianer hatte einen Handelfmeter verwandelt, den Konstantinos Mavropanos bei einer Abwehraktion heraufbeschworen hatte. "Den Punkt nehmen wir gerne mit, da nicht jede Mannschaft bei Union punktet", sagte Kalajdzic.

Baumgartl schimpft über den Referee: "Eine Frechheit!"

Die Partie hatte nahezu in jeder Hinsicht den Erwartungen entsprochen. Und das bedeutete, dass sie über einen langen Zeitraum hinweg so zähflüssig daherkam wie kaltes Motoröl. Wobei der Referee Robert Hartmann seinen Teil mit einer bemerkenswert schwachen Spielleitung dazu beitrug, die vor allem die Unioner enervierte. "Was einige auf dem Platz gemacht haben, ist Wahnsinn. Ich weiß nicht, ob wir Jugendfußball spielen oder was anderes - sorry für die Emotionen, aber das ist eine Frechheit. Was ich hier meine, kann sich jeder ausdenken", sagte Union-Verteidiger Timo Baumgartl bei Sky und meinte den Schiedsrichter: "Es war keine Linie zu erkennen, jeder 50:50-Zweikampf wurde für Stuttgart gepfiffen. Wir spielen Herrenfußball, da muss man Zweikämpfe anders bewerten."

VfB Stuttgart: Taiwo Awoniyi (links) bejubelt sein Elfmetertor. Lange schien es so, als würde Union Berlin dieser Treffer zum Heimsieg reichen.

Taiwo Awoniyi (links) bejubelt sein Elfmetertor. Lange schien es so, als würde Union Berlin dieser Treffer zum Heimsieg reichen.

(Foto: Andreas Gora/dpa)

Vor allem in der Anfangsphase war beiden Teams anzumerken, dass die Fehlervermeidung oberste Priorität hatte. Wobei Union ein Stück weit optimistischer agierte, hier und da Chancen hatte - wie bei einem Fernschuss von Rani Khedira, zwei Versuchen aus spitzem Winkel von Nico Gießelmann und Grischa Prömel, oder einem wegen Abseits aberkannten Treffer von Awoniyi - und daher auch von einer verdienten Führung sprechen konnte.

Erst nach der Pause änderte und drehte sich das. "Wir haben in der zweiten Halbzeit probiert, uns mehr zuzutrauen und haben uns mehr Torchancen erarbeitet", sagte Last-Minute-Torschütze Kalajdzic. Der Österreicher hat nun in den letzten vier Spielen drei Treffer erzielt. Er darf als eines der gewichtigsten Argumente der Stuttgarter im Abstiegskampf angesehen werden. "Das wollte ja keiner hören, dass uns Kalajdzic in der Hinrunde gefehlt hat", sagte Sportdirektor Sven Mislintat über die Offensivkraft, die monatelang wegen einer schweren Schulterverletzung ausgefallen war. Aber es sei nicht nur Kalajdzic. Auch Spieler wie Omar Marmoush oder Chris Führich seien zurückgekehrt - und erweitern die personellen Alternativen für Trainer Matarazzo.

Wie Kalajdzic hielt es auch Mislintat für enorm legitim, Selbstvertrauen aus dem Umstand zu ziehen, in Köpenick gepunktet zu haben. Mislintat zählt die Berliner vor allem defensiv zu den bestorganisierten Mannschaften der Bundesliga. Mindestens ebenso wertvoll aber war, dass Stuttgart in der vergangenen Woche gegen Mönchengladbach eine 0:2-Rückstand gedreht und - ebenfalls in der Schlussphase - noch 3:2 gewonnen hatte. Das addiert sich zu einem Zuwachs an Selbstvertrauen, der in den letzten Wochen der Saison willkommen sein dürfte.

"Für uns war es einfach wichtig, das Momentum zu kippen, das haben wir letzte Woche geschafft", sagte Mislintat. Nun habe man jenen Sieg mit einem Punktgewinn "versilbert". Der Griff nach dem teureren Metall soll in der kommenden Woche folgen, da empfängt der VfB den FC Augsburg. Kalajdzic blickte mit Vorfreude auf die Partie: "Ich hoffe, dass jeder der 60 000 erlaubten Plätze gefüllt sein wird und wir von den Fans nach vorne getragen werden."

Zur SZ-Startseite

FC Bayern in Hoffenheim
:Der Ball will nicht rein

Der FC Bayern kommt trotz bester Chancen und insgesamt drei Abseitstoren nur zu einem 1:1 bei der TSG Hoffenheim. Den Münchnern fehlt die Effizienz - Trainer Nagelsmann hadert.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: