Joseph Henrich: "Die seltsamsten Menschen der Welt":Neu verdrahtet

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Sonderbare Regeln einer radikalen Sekte: Christliche Hochzeit in der Flensburger St. Nikolai-Kirche am 22.2.2022. (Foto: Frank Molter/dpa)

Der amerikanische Evolutionspsychologe Joseph Henrich analysiert einen historischen Sonderfall: den westlichen Menschen.

Von Jens-Christian Rabe

Die Länder Nordamerikas und des nördlichen und südwestlichen Europas, die gemeinhin als "der Westen" geführt werden, befanden sich schon vor Russlands Angriff auf die Ukraine unübersehbar in einer tiefen Identitätskrise. Die spätestens seit der Finanzkrise 2008 scheinbar unaufhaltsame Ungleichheit, Massenproteste gegen Rassismus und Diskriminierung, der Aufstieg des Rechtspopulismus, die Pandemie und nicht zuletzt die kaum zu überschätzende Herausforderung, die der Klimawandel bedeutet, nagen heftig am - in Deutschland noch einmal besonders ausgeprägten - Selbstverständnis des Westens als Hort und Hüter von Fortschritt, Freiheit, Gerechtigkeit und Friedlichkeit. Putins Krieg dürfte ebenso sehr eine Folge der Identitätskrise des Westens (die dem russischen Diktator nicht entgangen war) sein, wie er sie weiter verstärken wird, weil sich plötzlich längst erledigt geglaubte Sicherheitsfragen wieder stellen und zwar mit stark erhöhter Dringlichkeit.

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