Ladies & Gentlemen:Großer Auftritt

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Der Frühling kommt und mit ihm erfrischende Schuh-Kooperationen: Birkenstock goes Blahnik und die Öko-Sneakers Veja werden richtig bunt.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Plötzlich Prinzessin

Als der Luxuskonzern LVMH die Traditionsmarke Birkenstock kaufte, dachte die von der Mode längst enttäuschte Frau zunächst, jetzt sei es sogar mit der Tragbarkeit der Gesundheitsschlappe vorbei, jetzt würde sogar aus diesem Nobrainer eine Art peinlicher Designer-Sneaker werden. Heute muss man sagen: Das Originalprodukt ist immer noch so gut wie voher, und seltsame Kollaborationen hatte das Haus ja auch schon vorher gemacht. Allen Designer-Zusammenarbeiten gemein war bisher aber die dem Zeitgeist entsprechende Grundschlichtheit, die zu den Kakteen und den traurigen Büroregalen von USM Haller in den Wohnzimmern der modernen Hipstergirls von heute passte. Ebenjene regten sich kürzlich leidenschaftlich über die Sex-and-the-City-Fortsetzung auf, in der Carrie Bradshaw sich immer noch weigerte, flache Schuhe zu tragen. Die neueste Birkenstock-Collab wird für sie jetzt ein Schock sein, denn der Meister des schönen Schuhs, Manolo Blahnik, hat die Modelle Boston und Arizona (hier zu sehen) in Prinzessinnen-Modelle verwandelt, mit Samtbezug, feinen Paspeln und schweren Kristallschnallen. Und plötzlich schlägt selbst das Herz der Modeenttäuschten wieder laut, selbst Carrie Bradshaw würde garantiert ihre Meinung ändern - ist der Blahnik-Birkenstock doch nichts anderes als die orthopädisch korrekte Version des High-Heels, auf dem ja quasi die ganze SatC-Erzählung basierte. Apropos korrekt: Prinzessinnenfüße sind lange genug diskriminiert worden (Aschenputtel!) - das muss auch die moderne Kaktusfrau unbedingt gut finden.

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Für ihn: Wieder Kind

Der große Erfolg der brasilianischen Turnschuhmarke Veja ist vielleicht immer noch das schönste Pionierbeispiel dafür, dass auch eine Öko-Marke beinahe über Nacht zum gefragten Statussymbol werden kann. 3,5 Millionen Paar Schuhe hat das Unternehmen in den letzten 17 Jahren verkauft, und auch wenn heute nur noch die Hälfte des Sortiments vegan ist, der ideelle Fußabdruck dieser Sneakers ist immer noch recht gut. Mit dem Erfolg schleichen sich natürlich trotzdem die typischen Reflexe der Branche ein. Auch solche, die noch nie ein Kunde gefordert hat, wie zum Beispiel spannende Kooperationen mit italienischen Luxusmarken, in diesem Fall Marni. Das Ergebnis ist ein Turnschuh, der so aussieht, als hätte er Besuch vom Kindergarten gehabt: Alles bunt mit Filzer vollgekritzelt! Aber als Kontrast zu den sonst betont cool und puristisch gestalteten Veja-Schuhen ist das durchaus eine hübsche Pointe. Und ein bisschen DIY-Charme gehört ja heute in jedes Outfit integriert, das unterstreicht nämlich den stark gefühlten Individualismus des Trägers. Es gibt dennoch zwei gravierende Argumente gegen dieses Design. Erstens wissen wir alle aus dem Zirkus, dass der Mann mit den lustigen Schuhen ein Clown ist. Und zweitens kommt einem immer noch alles was nach Pop-Art aussieht, so furchtbar abgeschmackt vor. Ändert sich das jemals wieder, Keith Haring selig? Egal, man sieht natürlich trotzdem schon die 39-jährigen Senior-Werbeagentur-Jochens vor sich, wie sie glücklich in diesen Schuhen zum Lunch gondeln und Poke Bowl mit Stachelbeeren bestellen. Aber sollen sie mal, die Welt ist gerade ernst genug.

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