Nahverkehr:Anpacker im Untergrund

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Sechs dieser Spezialfahrzeuge werden für die Münchner U-Bahn beschafft. (Foto: Fa. Robel)

Was viele U-Bahn-Fahrgäste nicht sehen: Nachts wird oft an Schienen, Tunneln und unterirdischen Bahnhöfen gewerkelt. In München schafft man dafür nun neue Spezialfahrzeuge an.

Von Marco Völklein

Etwas mehr als 100 Kilometer ist das Münchner U-Bahn-Netz; vor mehr als 50 Jahren ging die erste Strecke in Betrieb. Mehr als 400 Millionen Fahrgäste werden pro Jahr befördert. Was die aber in aller Regel gar nicht mitbekommen, ist die Arbeit hinter den Kulissen: So sind vor allem nachts zahlreiche Techniker im Untergrund unterwegs, um die Schienenwege, die Tunnel und die Bahnhöfe in Schuss zu halten. Vom Jahr 2024 an werden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür neue Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat beim Unternehmen Robel Bahnbaumaschinen in Freilassing, direkt an der Grenze zu Österreich gelegen, sechs Spezialmaschinen für Bauarbeiten im Tunnel bestellt.

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Die sogenannten Gleiskraftwagen (dazu kommen noch acht Anhänger) sollen, sofern alles klappt, in den Jahren 2024 und 2025 an die MVG ausgeliefert werden. Sie sind, so der Nahverkehrsbetrieb, "die Voraussetzung für einen weiterhin störungsfreien Betrieb des U-Bahn-Netzes in der Zukunft." Denn der Erneuerungs- und Instandhaltungsbedarf an den Münchner U-Bahn-Strecken hat altersbedingt stark zugenommen. Zudem steige perspektivisch der Bedarf an Baufahrzeugen durch den geplanten Ausbau des Netzes.

An beiden Enden befindet sich jeweils ein Ladekran. (Foto: Robel Bahnbaumaschinen GmbH)

Die jeweils 20 Meter langen Fahrzeuge verfügen nach Angaben von MVG und Robel über einen Hybridantrieb, um die Emissionen bei Arbeiten im Tunnel möglichst gering zu halten. Sie können mittels Stromabnehmer bis zur Baustelle gefahren werden. Bei Baustellen, bei denen in der Regel der Strom in den seitlich neben den Gleisen verlaufenden Stromschienen abgeschaltet wird, sorgt eine Batterie für die nötige Energie. Nur in Ausnahmefällen und bei Baustellen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, müsse - wie bei herkömmlichen Gleiskraftwagen auch - der ebenfalls eingebaute Dieselgenerator verwendet werden.

Zudem werden die sechs Fahrzeuge an beiden Fahrzeugfronten jeweils einen Ladekran haben. Das ermöglicht in U-Bahn-Netzen ohne Wendemöglichkeit - wie dem in München - ein flexibleres Arbeiten. Jeweils dahinter befinden sich kleinere Ladeflächen zum Beispiel für Material, in der Mitte sitzt eine Kabine für das Technikteam. Die Gleiskraftwagen kommen hauptsächlich zum Einsatz, um Werkzeuge, Ersatzteile, Schienen und sonstige Baugeräte in die U-Bahn-Tunnel zu transportieren.

Sollte eine U-Bahn im Tunnel mal liegen bleiben, können die neuen Gleiskraftwagen zum Abschleppen herangezogen werden - notfalls auch in Doppel- oder Dreifachtraktion, sodass also zwei oder gar drei Fahrzeuge hintereinander gekoppelt werden. Gesteuert werden diese dann synchron aus einer der Fahrerkabinen.

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