Band der Woche:Bloß kein Schlager

Band der Woche: In ihrer neuen Single fängt Alisa Rivera den Moment ein, in dem man das erste Mal nach langer Zeit wieder mit Menschen zusammensitzt und Verbundenheit spürt.

In ihrer neuen Single fängt Alisa Rivera den Moment ein, in dem man das erste Mal nach langer Zeit wieder mit Menschen zusammensitzt und Verbundenheit spürt.

(Foto: privat)

Alisa Rivera weiß, wie schwer es ist, einen guten Song auf Deutsch zu schreiben.

Von Clara Löffler

Wenn man hierzulande jemanden fragt, was seine liebste Musikrichtung ist, können die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen. Eine Antwort aber wird man mit Sicherheit nur selten erhalten: Deutsch-Pop. Das gilt als uncool, zu nah dran an Helene Fischer, zu nah dran an Oktoberfest und Schlager. Niemand gibt gern zu, dass er den Liedtext von "Atemlos durch die Nacht" in- und auswendig kennt. Selbst die deutsche Sängerin Lea, die monatlich knapp drei Millionen Menschen mit ihren Songs auf Spotify erreicht, sagte vor einiger Zeit in einem Interview, dass sie lange mit dem Begriff "Popmusik" gehadert habe.

Ein Gefühl, das auch die Münchner Sängerin und Songwriterin Alisa Rivera, 29, kennt, die mit bürgerlichem Namen Alisa Riccobene heißt. Mittlerweile aber habe sie Frieden geschlossen: "Ich werde mich auf Englisch einfach nie so ausdrücken können, wie ich es auf Deutsch kann." Abgesehen von "Mine" stammen Alisas Vorbilder dennoch überwiegend aus dem englischsprachigen Raum: Taylor Swift, Beyoncé, Marina. In Deutschland würde es an Authentizität fehlen, sagt Alisa: "Alles ist sehr kommerziell produziert. Beyoncé hat Kanten und Werte. Sie steht nicht nur für ihre Musik, sondern auch für ihre Persönlichkeit."

Alisa ist es wichtig, dass ihre Texte tiefgehend und dennoch eingängig sind. Ein Drahtseilakt: "Es ist schwierig, den richtigen Mix zu finden, sodass deutsche Texte nicht nach Schlager klingen, aber auch nicht zu kryptisch." In ihrer neuen Single "HIER" fängt sie den Moment ein, in dem man das erste Mal nach langer Zeit wieder mit Menschen zusammensitzt und Verbundenheit verspürt. "Zu trinken gibt's nur Endorphine", singt Alisa. Ihre Stimme erinnert an Stefanie Kloß von Silbermond oder Lea. Der Text hat Ohrwurmpotenzial und versprüht dabei jede Menge Lebensfreude, so wie Alisa selbst.

Früher habe sie sich viele Gedanken darüber gemacht, wie sie rüberkommen möchte, Druck verspürt, sich verstellen zu müssen, um erfolgreich zu sein. Heute akzeptiere sie, wer sie ist, sagt die Sängerin: "Natürlich würde ich gerne cool wirken, aber im Endeffekt kann ich meine Art nicht verstecken. Ich bin nun mal das aufgeweckte, quirlige Ding." Erst in der Corona-Zeit begann Alisa, die eigentlich ausgebildete Musicaldarstellerin ist, eigene Songs zu veröffentlichen. Lange habe ihr dafür das Selbstbewusstsein gefehlt, auch aufgrund der Dominanz von Männern in der Musikszene. Deshalb engagiert sie sich in feministischen Kollektiven wie "Sie ist kein Genre". "Eifersucht unter Frauen ist noch immer ein Thema, aber zu wissen, da sind noch andere, denen es genauso geht, und sich gegenseitig zu unterstützen, ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Alisa.

Alisa Rivera

  • Stil: Deutsch-Pop
  • Besetzung: Alisa Riccobene
  • Aus: München
  • Seit: 2020
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