Grün-roter Plan:Die Erdbeerwiese soll ein Sportplatz werden

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Klimapark oder zumindest teilweise ein Sportplatz: Um die Zukunft der Erdbeerwiese wird weiter gestritten. (Foto: Florian Peljak)

Ein Teil der Fläche kommt Vereinen zugute, denn im Zuge der geplanten Erweiterung des Untermenzinger Schulzentrums sollen Real- oder Grundschule ein Spielfeld des SV Untermenzing belegen. Nachbarn reagieren geschockt.

Von Ellen Draxel

Am Schulzentrum an der Pfarrer-Grimm-Straße in Untermenzing herrscht akute Platznot. Abhilfe zu schaffen, ist angesichts neu entstehender Wohngebiete und einer damit einhergehenden wachsenden Anzahl an Schülern und Schülerinnen im Westen Münchens dringend nötig - darin sind sich Bürger, Politiker und die Stadtverwaltung einig. Über das "Wie" allerdings wird seit eineinhalb Jahren heftig gestritten. Nun hat die grün-rote Rathauskoalition eine "gelungene" Lösung erarbeitet, wie der Chef der SPD-/Volt-Fraktion, Christian Müller, findet. Ein wichtiger Punkt: Das Louise-Schroeder-Gymnasium dürfte demnach bleiben, wo es jetzt ist.

Gegen eine Bebauung der Erdbeerwiese demonstrierten rund 500 Anwohner und Bürger im Februar 2020. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der frühere Vorschlag der Stadt, die Schule für mehrere Jahre in einen zweieinhalb Kilometer entfernten, noch zu errichtenden Neubau an den Dreilingsweg nahe dem S-Bahnhof Langwied auszulagern, um in der Zwischenzeit Grund- und Realschule auf dem Campus in Untermenzing erweitern zu können, ist mittlerweile vom Tisch. Eltern hatten vehement gegen den temporären Umzug des einzigen Gymnasiums in Allach-Untermenzing protestiert: zunächst im Rahmen einer Online-Bürgerbeteiligung im Juli 2021, dann mit einer Menschenkette im November 2021, an der 500 Menschen teilnahmen. Erst vor wenigen Tagen übergab die Bürgerinitiative für wohnortnahe Bildung in Allach-Untermenzing (Usus) Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) zudem eine Liste mit 2651 Unterschriften. Darin enthalten ist die Forderung, das "bereits heute überfüllte Louise-Schroeder-Gymnasium umzubauen", anstatt es abzureißen und später neu zu errichten.

Dass die Koalition dem nun folgen will, sei "ein großer Erfolg", so ein Sprecher der Bürgerinitiative. Was aber soll künftig mit der Carl-Spitzweg-Realschule und der Grundschule geschehen? Die von der Rathaus-Koalition entworfene Lösung sieht vor, entweder die Real- oder die Grundschule in einem Neubau auf der nördlichen Spielfeldfläche des SV Untermenzing an der Von Kahr-Straße unterzubringen. Müller fände den Standortwechsel der Realschule "besser, weil die Grundschule dann nicht am Rand der Schulsprengels liegen würde". Details gilt es noch zu prüfen. Die rot-grüne Planung positioniert außerdem eine Feuerwache direkt neben dem Schulgebäude südlich der Von-Kahr-Straße. Die Berufsfeuerwehr benötigt eine zentrale Anlaufstelle, um im Brandfall innerhalb kürzester Zeit sowohl Pasing-Obermenzing als auch Allach-Untermenzing und Aubing-Lochhausen-Langwied erreichen zu können.

Viele Nachbarn fürchten um ihre Frischluftschneise

Dieser Ansatz ist weder neu noch ideal, es gebe zu dem Ort aber einfach keine Alternative, meint Müller. Man habe diese Frage mehrfach "hin- und hergewendet". Die Bezirksausschüsse Pasing-Obermenzing und Allach-Untermenzing favorisieren einen Standort an der Ecke Pasinger Heuweg/Mühlangerstraße, man könne Bauten aber nicht einfach so in die Landschaft stellen und damit Flächen zersiedeln, so der Stadtrat. "Es gibt da den rechtlichen Grundsatz des Anbindungsgebots." Ein Argument, das Pasings Gremiumschef Frieder Vogelsgesang (CSU) nicht gelten lässt - denn an der Ecke befinde sich bereits der Untermenzinger Friedhof. Der Lokalpolitiker hofft, zumindest in dieser Hinsicht noch ein Umdenken bewirken zu können - im Interesse der Obermenzinger.

Denn für die im Süden angrenzende Freifläche, die so genannte Erdbeerwiese zwischen Weinschenkstraße, Bauseweinallee und der Straße "Im Wismat", bedeutet das grün-rote Vorhaben, dass ein Teil dieses Grünzugs in Sportfelder verwandelt wird, als Vereins-Kompensationsfläche. Nach Meinung von Andreas Ellmaier, dem Vorsitzenden des Menzinger Grünflächenvereins, "eine einzige klimapolitische Katastrophe": Anstatt die Erdbeerenwiese zu einem neuen Würmpark umweltpolitisch aufzuwerten, bedeute das "den Todesstoß für die existenziell so wichtige Frischluftschneise und die Gartenstadt Menzing". Die Bürgerinitiative Grünes Obermenzing überlegt bereits, eine große Demo zum Erhalt des Erdbeerfeldes abzuhalten.

Das Schulzentrum an der Pfarrer-Grimm-Straße muss erweitert werden. (Foto: Florian Peljak)

Auch Müller ist "klar, dass diese Lösung nicht alle Wünsche befriedigt". Er kennt das vielfach geäußerte Argument, die Wiese als Frischluftschneise freizuhalten. Aber mit dem Spielfeld bleibe das Grün ja grundsätzlich erhalten. "Uns war besonders wichtig, dass die Schulen sich gut entwickeln können und wir keine langen Anfahrtswege für die Schüler und Schülerinnen schaffen." Und dazu brauche es "keine Luftschlösser", sagt der SPD-Stadtrat. "Sondern eine Planung, die verlässlich umsetzbar ist." Mit Grundstücken, die der Stadt bereits gehörten oder die sie realistisch erwerben könnte. So sieht es auch Pascal Fuckerieder (SPD): Der Chef des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing begrüßt es angesichts des Bevölkerungswachstums und des Sanierungsstaus bei der Grundschule "ausdrücklich, dass der Planungsprozess jetzt weitergeht". Mit den vorliegenden Ideen könnten "ökologische Aspekte und die Schulversorgung eines wachsenden Stadtbezirks gut in Einklang gebracht werden".

Die Flächen auf dem Erdbeerfeld, ergänzt die Vorsitzende der grün-rosa Stadtratsfraktion, Anna Hanusch (Grüne), seien ökologisch und klimatisch sensibel. "Daher legen wir besonderen Wert darauf, auch die Grünvernetzung zu verbessern und öffentliche Grünflächen langfristig zu sichern". Für Vogelsgesang aber ist das "Augenwischerei": Der Grünzug, von dem Hanusch spreche, sagt er, sei schon seit 20 Jahren geplant. Er müsse nur endlich realisiert werden. Als nächstes wird es zu dem Thema nun einen Infotermin für die Bürger Anfang Mai und entsprechende Vorlagen im Stadtrat geben. Christian Müller geht von einer "Befassung um die Sommerpause" aus.

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