Gesundheit:Ausgefallene Grippewelle - Mögliche Folgen bereiten Sorge

Lesezeit: 2 min

Wiesn-Grippe, Corona oder grippaler Infekt: Im Landkreis München wird seit zwei Wochen geschnieft und gehustet. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Wie im vergangenen Jahr ist Deutschland bisher von einer Grippewelle verschont geblieben. Das könnte auch negative Folgen nach sich ziehen, fürchten Fachleute.

Die Grippe-Verbreitung in Deutschland bleibt in der zweiten Saison in Folge stark unterdurchschnittlich. Seit Anfang Oktober 2021 sind weniger als 5000 im Labor bestätigte Fälle gemeldet worden, wie aus dem Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert Koch-Institut (RKI) von Mittwochnachmittag hervorgeht. "Im Vergleich mit den letzten fünf vorpandemischen Saisons sind diese Werte weiterhin sehr niedrig." Vor einem Jahr seien allerdings sogar nur knapp 500 Fälle erfasst worden.

Hinweise auf eine erneut ausbleibende Grippewelle hatten zuvor bereits Krankenkassen geäußert. Es gibt allerdings mit Luxemburg, Dänemark und Bulgarien andere europäische Länder, die laut EU-Gesundheitsbehörde ECDC derzeit - neueste Angaben sind von Ende März - von einer hohen beziehungsweise sehr hohen Intensität der Grippe-Verbreitung berichten. Auch in Deutschland hätten die Fallzahlen in den vergangenen vier Wochen stark zugenommen, heißt es im AGI-Bericht. Angesichts einer unbekannten Zahl an Tests können die Autoren aber nicht sicher einschätzen, ob der Anstieg eine tatsächliche Zunahme zirkulierender Grippeviren bedeutet oder nicht.

Impfung
:"Das Beste, was wir gegen die Grippe haben"

Ist es wirklich sinnvoll, sich gegen die Grippe impfen zu lassen? Und wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission, gibt Antworten.

Von Berit Uhlmann

"Ob sich doch noch eine richtige Grippewelle entwickeln kann, können wir nicht sagen. Die Wahrscheinlichkeit einer deutlich steigenden Influenza-Aktivität in den kommenden Wochen verringert sich, je weiter das Frühjahr voranschreitet", teilte eine RKI-Sprecherin auf Anfrage mit. Eine weiter dämpfende Rolle spielten voraussichtlich auch die baldigen Osterferien - bei Influenza seien Kinder sonst immer besonders früh betroffen.

Als Hauptgründe für die stark gebremste Influenza-Verbreitung gelten Corona-Maßnahmen und Reisebeschränkungen seit Beginn der Pandemie. Dies ist nicht nur in Deutschland beobachtet worden. Eine Folge: Die Vielfalt an nachgewiesenen Grippeviren hat sich in der Zeit stark verringert.

Fachleute befürchten jedoch, dass nach den ausgebliebenen Grippewellen eine verringerte Immunität in der Bevölkerung besteht und sehen ein Risiko schwererer künftiger Epidemien. Besonders problematisch könnte dies für Kinder sein, die nun ihre ersten prägenden Grippeinfektionen verpassten.

Herausforderungen gibt es bei der jedes Jahr nötigen Anpassung der Grippe-Impfstoffe: Die Vorhersage, welche Viren im Winter zirkulieren werden und daher berücksichtigt sein sollten, wird viele Monate vor der Grippesaison getroffen. Dabei stützen sich Experten normalerweise auf Erfahrungen aus dem Winter auf der Südhalbkugel. Weil sich Influenzaviren zwischenzeitlich aber noch einmal stark verändern können, fällt der Impfschutz nicht jedes Jahr gleich gut aus.

Durch die nun ausgebliebenen Wellen, drohen passgenaue Impfstoffe ein noch schwierigeres Unterfangen zu werden. Die Entwicklung sogenannter Universalimpfstoffe würde helfen, die im Vergleich zu den bisherigen Vakzinen einen breiteren Schutz vermitteln könnten. Denkbar wäre dazu der Einsatz der mRNA-Technologie, die die Firmen Pfizer/Biontech und Moderna für Covid-19-Impfstoffe nutzten.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGesundheit
:Was gegen Migräne helfen kann

Etwa jede fünfte Frau und acht Prozent der Männer leiden an regelmäßigen Kopfschmerzen. Migräne steht damit auf Platz zwei aller körperlichen Einschränkungen. Wie die bekannten Medikamente wirken - und welche neuen Entwicklungen es gibt.

Von Ann Esswein

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: