Treffpunkt in Wolfratshausen:Klimaaktivisten fordern Ersatz für die Eiszeit

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Viermal hat die Stadt Wolfratshausen in den Winterwochen am Loisachufer eine Eislauf-Arena aufgebaut. Doch das soll nicht länger fortgesetzt werden - aus Kosten- und Klimaschutzgründen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nachdem der Kulturausschuss wegen Kosten und Klimaschutz die künstliche Eisbahn am Loisachufer gekippt hat, schlägt "WOR for future" eine Alternative für die Jugend vor.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Die Klimaaktivisten von "WOR for future" haben in einem offenen Brief an die Stadträte vor dem Ende der "Eiszeit" gewarnt. Dieses Wintersportvergnügen an der Alten Floßlände dürfe nicht einfach ersatzlos gestrichen werden - denn Kinder und Jugendliche bräuchten dringend einen attraktiven Treffpunkt in der Stadt.

Das Ende der "Eiszeit" in Wolfratshausen scheint besiegelt zu sein. Eigentlich. Denn der Kulturausschuss des Stadtrats hatte es in seiner jüngsten Sitzung per Patt-Entscheidung abgelehnt, dass die Stadt das Schlittschuhvergnügen an der Alten Floßlände erneut veranstalten soll. Neben dem hohen Defizit, das die temporäre Attraktion der Stadt während einiger Winterwochen beschert hatte, winkte das Gremium auch wegen des hohen Energiebedarfs in Zeiten des Klimawandels ab. Aber: Nach einer kontroversen Diskussion ergab die Abstimmung ein 4:4, und dass ein Patt eine Ablehnung bedeutet, dämmerte den Gremiumsmitgliedern erst hinterher. Nun steht an diesem Dienstag die Stadtratssitzung an - und für den Fall, dass die Eiszeit-Entscheidung neu diskutiert wird, hat sich "WOR for future" eingeschaltet.

"Wir sind natürlich dagegen, dass ein Projekt mit einer so verheerenden Klimabilanz stattfindet. Es ist nicht mit dem in der Stadt geltenden Klimanotstand zu vereinbaren", schreibt Susann Fuchs für die Initiative. Die Wolfratshauser Eiszeit habe "einen so hohen Stromverbrauch, dass es sich mit dem Jahresbedarf ganzer Familien messen kann", an fünf warmen Tagen habe die Eisbahn ihr zufolge so viel wie ein Drei-Personen-Haushalt in einem Jahr verbraucht. Und wie könnten sie ein Projekt gutheißen, das der Stadt außerdem jährlich 50 000 Euro Schulden hinterlasse, frage sie sich.

"Gleichzeitig aber finden wir es falsch, die Eiszeit jetzt einfach ersatzlos zu streichen", betont die Sprecherin. "Ja, diese Eisanlage ist ein Energiefresser", heißt es in dem Schreiben. Aber die Stadt dürfe nicht ausgerechnet denen etwas wegnehmen, die ohnehin schon ständig verzichten sollen und die unter allen Krisen leiden müssten: "Den Kindern und Jugendlichen, die nicht mehr in die Schule durften, die sich nicht mehr treffen durften und deren Zukunft der Beginn einer geologischen Heißzeit ist, die im Tempo einer einzigen Menschengeneration über sie hereinzubrechen droht", sagt Fuchs.

Die Klimaaktivisten von Wor for future fordern eine Alternative als Treffpunkt für die Jugend. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Wir wünschen uns ein Ende der Eiszeit - aber wir wünschen uns auch eine Alternative, eine bessere Alternative, einen echten Treffpunkt voller Leben für alle Generationen: Vermissen wir den nicht alle in Wolfratshausen?", fragt Fuchs im offenen Brief. Der Vorschlag der Klimaaktivisten: Die Stadt könnte eine AG gründen, eventuell in Kooperation mit der Schule der Phantasie, dem Jugendhaus La Vida und dem Inselhaus der Kinder- und Jugendhilfe, mit dem Ziel, eine attraktive Alternative zu erschaffen. "Umfragen bei Kindern und Jugendlichen könnten gemacht werden, was gewünscht wird, was fehlt. Wir sind sicher, dass von dieser Seite viele Ideen kommen werden", so Fuchs. Dies wäre zudem eine Gelegenheit, Kinder und Jugendliche mit einzubeziehen und "ein Zeichen zu setzen, dass unsere Kinder der Gesellschaft eben nicht egal sind, dass nicht immer nur blind über ihre Köpfe entschieden wird, dass sie geschätzt und gesehen werden".

WOR for future erhofft sich Teilhabe und dass die Stadtverwaltung dafür den entsprechenden Rahmen bietet. "Und wir wünschen uns vom Stadtrat und von der Bürgerschaft einen Perspektivenwechsel: Hier geht es nicht um Verzicht, hier geht es um Gewinn durch Bürgerbeteiligung." Klimaschutz heiße nicht, etwas aufzugeben und auf etwas zu verzichten. "Klimaschutz schafft Neues, macht Spaß und verbessert das Leben von allen."

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