SZ-Kolumne "Mitten in ...":Forelle auf Rädern

Ein SZ-Redakteur lässt sich in Tschechien ein Restaurant empfehlen - und findet nicht ganz das, was er erwartet hatte. Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.

Mitten in ... Masarykova

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Die Fahrt bis nach Tschechien war lang und der Bauch ist leer, also frage ich den Tankwart an der Landstraße um Rat. Er empfiehlt ein Restaurant nur wenige Kilometer weiter, da sei nicht nur das Essen fantastisch, nein, das eigentliche Highlight sei die Aussicht. Wegen der Sprachbarriere wird mir nicht ganz klar, was es mit dieser Aussicht auf sich hat, aber echte Begeisterung ist das beste Navigationssystem. Also los. Ich stelle mir sattgrüne Wiesen vor, Wälder, einen See. Im Lokal angekommen, das in der ersten Etage liegt, werde ich freundlich begrüßt und zum Platz gebracht. Nur der Gummigeruch irritiert. Mein Blick schwenkt nach rechts unten, auf drei beachtliche Hebebühnen. Das also meinte der autofixierte Tankwart mit der schönen Aussicht. Das Restaurant ist Teil einer Autowerkstatt, an der sehr guten Forelle mit Salzkartoffeln ändert das nichts. Marcel Laskus

Mitten in ... Starnberg

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Ein junger Mann hat ein bisschen Gras gekauft und gegen den Strafbefehl Einspruch erhoben, sein Fall wird vor dem Starnberger Amtsgericht verhandelt - meine Premiere als Gerichtsreporter. Junge Journalisten scheinen dort allerdings nicht oft aufzutauchen. Der Anwalt des Beschuldigten steuert vor Prozessbeginn strahlend auf mich zu: "Hallo, ich grüße Sie!" Dann stutzt er, sagt "Oh, Entschuldigung" und wendet sich dem anderen jungen Mann auf der Wartebank zu, seinem Mandanten. Nun kann die Verhandlung beginnen, als einziger Zeuge ist der Dealer des Beschuldigten geladen. Doch von dem ist nichts zu sehen. Der suchende Blick des Richters bleibt an mir hängen. Ob ich wohl der Herr Soundso sei? Nein, bin ich nicht. Kurz darauf betritt der echte Dealer den Saal, und tatsächlich: Krimineller als ich sieht der auch nicht aus. Linus Freymark

Mitten in ... Berlin

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Es ist großartig, wie sehr Berlin zur Fashionmetropole geworden ist. Galten Männer bis vor einigen Jahren noch als overdressed, wenn sie in der Oper ein Jackett oder gar eine Krawatte trugen, weiß man jetzt gar nicht mehr, wohin man als Erstes gucken soll bei all den Modetrends, von denen man umgeben ist. Ein Designer hat sogar die Fetisch-Looks aus dem Berghain auf die internationalen Laufstege gebracht. Oder hier, auf dem Weg durch den Tiergarten: Männer mit Schiebermützen und Knickerbockerhosen. Die Frauen tragen Mieder unter ihren langen Kleidern und schieben Kinderwagen mit riesigen Rädern. Während man sich fragt, wo man einen Sonnenschirm mit Rüschen herbekommt, wie ihn diese Berliner Influencerinnen tragen, fällt der Blick auf Wohnwagen, Menschen mit Kabeln, Kameras. Ist doch nur ein Filmset, in das man gerade hineingeradelt ist. Verena Mayer

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