Fußball:Kicken für den Frieden

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Schriftzüge gegen den Ukraine-Krieg im Dortmunder Stadion bei einem Benefiz-Spiel zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Kiew. (Foto: Maik Hölter/Imago)

Keine Coca-Cola, kein McDonald's, keine Adidas-Schuhe, aber Bundesliga-Fußball: Warum die Liga weiter Spiele im russischen Fernsehen zeigt.

Von Caspar Busse

McDonald's hat seine Filialen in Russland schon vor Wochen geschlossen, Adidas hat sich zurückgezogen, Coca-Cola auch, wie sonst fast alle Industrieunternehmen, die Konsequenzen aus dem brutalen Überfall Putins auf die Ukraine gezogen und die Geschäftsbeziehungen zu Russland abgebrochen haben, einige früher, andere später. Viel aus dem Westen geht also nicht mehr in Russland, nur Bundesliga-Fußball ist auch mehr als zwei Monate nach Kriegsbeginn immer noch im russischen Fernsehen zu sehen.

Das wird sich trotz der Eskalation in der Ukraine bis zum Ende der laufenden Saison nicht ändern. Man werde auch die verbleibenden drei Bundesligaspieltage zeigen, heißt es bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), die auch für die Vermarktung der internationalen Fernsehrechte verantwortlich ist. Derzeit überträgt der russische Fernsehsender Match TV deutschen Fußball. Zuletzt war das Programm aber regelmäßig abgeschaltet worden. Das Spiel zwischen Arminia Bielefeld und dem FC Bayern München wurde beispielsweise nach etwa 30 Minuten unterbrochen, unter anderem war "Stop war, Putin" auf einer Werbebande zu lesen. Bei vielen Spielen ist auch auf dem Rasen das Peace-Zeichen im Mittelkreis zu sehen. Das Wort "Krieg" ist in Russland nach der Verschärfung des Mediengesetzes verboten, es ist lediglich von "Spezialoperation" die Rede.

"Die DFL setzt gegenwärtig weiterhin auf die Möglichkeit, mit Friedensbotschaften aus den Stadien die Menschen in Russland zu erreichen", teilte die Liga in Frankfurt zuletzt mit. Dass die Übertragung immer wieder ausgesetzt wird, werde gegenüber Match TV "in der gebotenen Deutlichkeit" angesprochen. Es sei gut, wenn Friedensappelle für russische Zuschauer präsent seien. Die DFL zieht ihren Kurs also weiter durch, unter dem Motto: Kicken für den Frieden.

Die englische und die französische Liga lassen die Verträge ruhen

Das sehen offenbar andere Ligen nicht so. Die Premier League beispielsweise ist in Russland nicht mehr zu sehen, die englische Fußball-Liga hat sich gegen eine weitere Ausstrahlung ausgesprochen. Auch die französische Ligue 1 lässt die Verträge derzeit ruhen. Unklar ist, wie es weitergeht. Die DFL hat noch nicht entschieden, ob die Partien der kommenden Bundesliga-Saison weiter in Russland zu sehen sein werden.

Bereits im März hatte die DFL mitgeteilt, die Einnahmen aus dem Vertrag mit Match TV für humanitäre Hilfe in der Ukraine zu spenden. Insgesamt soll eine Million Euro an Spenden zusammenkommen. Für den Fall, dass keine Lizenzzahlungen mehr aus Russland eingehen würden, will die DFL die Spende komplett tragen.

Generell sind die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte die größte Einnahmequelle für den deutschen Profifußball, sie machen inzwischen fast die Hälfte aller Umsätze aus. In der Corona-Pandemie waren die Einnahmen stark rückläufig, vor allem durch fehlende Ticket- und Marketingerlöse. Der Großteil des Geldes kommt aus dem Verkauf der Rechte für Deutschland, etwa an die Pay-Sender Sky und Dazn, aber auch an RTL, Sat 1 und die öffentlich-rechtlichen Anstalten. Die Vermarktung im Ausland hat aber in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Deutlich größer ist international jedoch das Interesse an der englischen Premier League mit weltweit beliebten Vereinen wie Manchester United.

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