Gewalttat in Kronach:35-Jähriger steht wegen Doppelmords vor Gericht

Weil er in einer Kronacher Asylunterkunft seine ehemalige Partnerin und deren Tochter getötet haben soll, muss sich ein Mann am Landgericht Coburg verantworten. Er soll die Tat aus "Wut über die Trennung" begangen haben.

Von Olaf Przybilla, Coburg

Wegen zweifachen Mordes und schwerer Brandstiftung muss sich seit Mittwoch ein 35 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Coburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm "einen Femizid im Zusammenhang mit einer früheren Beziehung" vor. Laut Anklage soll er im Mai 2021 eine 31 Jahre alte Frau aus Eritrea sowie deren zwei Jahre alte Tochter mit einem Messer getötet haben. Außerdem soll der Mann ein Wohnheim im oberfränkischen Kronach, in dem er selbst seit September 2018 als anerkannter Asylbewerber lebte, nach der Tat in Brand gesetzt haben. Er selbst erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. Am ersten Verhandlungstag berief sich der Angeklagte auf Erinnerungslücken, einen Mordplan bestritt er.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, aus niederen Beweggründen gehandelt zu haben. So habe er seine ehemalige Partnerin und deren Kind, das diese von einem anderen Mann hatte, töten wollen, nachdem sich die 31-Jährige von ihm getrennt hatte. Zu diesem Zweck sei er auf den Balkon der Unterkunft geklettert und habe sich mit Gewalt Zutritt zur Wohnung seiner früheren Partnerin verschafft. Diese soll kurz zuvor schwanger gewesen sein von dem nun Angeklagten. Nachdem sie sich aber im März 2021 von ihm getrennt hatte, habe sie die Schwangerschaft abbrechen lassen. Daraufhin soll der Angeklagte gegenüber Zeugen geäußert haben, er werde seine ehemalige Partnerin töten.

Aus "Wut über die Trennung und den Abbruch der Schwangerschaft" - so die Staatsanwaltschaft - habe er die Tat beschlossen. Laut Anklageschrift ging er zudem davon aus, die 31-Jährige unterhalte wieder eine Beziehung zum Vater ihres Kindes. Nach Ermittlungen der Krimimalpolizei soll der Angeklagte daraufhin im Kronacher Real-Markt ein Messer gekauft und damit zu dem Asylbewerberheim aufgebrochen sein. Dort soll er ein Loch in die Tür des Zimmers der 31-Jährigen getreten und auf Mutter und Kind eingestochen haben. Beide starben durch Verbluten. Kurz darauf habe sich der Angeklagte mit flüssigem Grillanzünder überschüttet und selbst angezündet.

Das Feuer griff auf Küche, Flur und Teile der Fassade über. In dem Heim entstand ein Schaden von 82 000 Euro. Um die Schuldfähigkeit des Mannes festzustellen, hat das Gericht einen psychologischen Sachverständigen mit einem Gutachten beauftragt.

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