Kritik:Dämonische Balladen

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Die schwedische Metal-Band "Ghost" gibt in der Olympiahalle ein theatralisches Konzert - und zeigt dabei auch Milde.

Von Eva Goldbach

Dämonische Lyrics, brachiales Screaming, angsteinflößende Shows. All das erwartet man von Ghost, der schwedischen Heavy-Metal- oder Hard-Rock-Band der Stunde. Ganz eindeutig ist das nicht, denn Screams hört man nur wenige, Rock-Balladen umso mehr. Als ehemalige Vorband von Metallica, mit Rammstein als Vorbild und nun einem Konzert in der Olympiahalle sind Ghost ein künstlerisches Phänomen, eine imposante Live-Performance und: ein Erlebnis.

Ghost mögen musikalisch im ersten Moment nicht besonders auffällig sein, erinnern sie doch ein wenig an Bon Jovi, AC/DC oder Queen. Um die Musik allein aber geht es nicht, denn in einer Mischung aus dämonisch angehauchtem Heavy-Metal-Konzert und Pop-Party liefern die Schweden eine Show voller Explosionen und Flammen, mit bunten Lichtern und Goldregen. Mal ruhig, dann wieder rockig, drum herum viel Kostüm und Schauspiel - diese Art unkonventioneller Konzerte zeichnet die Band aus.

Die retro-futuristische Subkultur Steampunk prägt ihre Inszenierung und zieht sich auch durch das Konzert in München. In einem Pentagramm angeordnet, stehen die "Nameless Ghouls", wie sich die Musiker bezeichnen, vor den Fenstern einer Kathedrale, in denen dämonische Priester zu sehen sind. Sie verdecken ihre Gesichter mit Atemschutzmasken und Fliegerbrillen. Im Zentrum steht der Frontman Tobias Forge, auch "Papa Emeritus" genannt. Mit Fledermausärmeln oder in mit Edelsteinen besetzten liturgischen Gewändern gleitet er über die Bühne. Wie ein Geist ist er oft auch einfach verschwunden. Beständig bleibt sein Make-up, wie ein Skelett, oder eben ein Geist, der zum Programm der Band wurde. Virtuos unterhaltende E-Gitarrensoli erstrecken sich teils über mehrere Minuten und gleichen einem emotionalen Gespräch. Das Gespräch ist aufregend und explosiv. Wie das Konzert.

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