Aktuelles Lexikon:Gelbe Engel

Von Martin Zips

Ein jeder Mensch hat seinen Engel, so ist aus der Apostelgeschichte (Kapitel 12) herauszulesen - die Mitglieder des größten deutschen Automobilclubs haben ein paar mehr. Für sie sind bereits seit dem Jahr 1928 sogenannte "gelbe Engel" im Einsatz. Es sind Pannenhelfer, die zunächst als "ADAC-Straßen-Hilfsdienst" mit Motorrad und Beiwagen unterwegs waren, später aus dem gelben VW-Käfer heraus Hilfe leisteten und seit 1951 sogar durchs Ausland fahren. Heute sind die mehr als 1700 ADAC-"Straßenwachtfahrzeuge" randvoll mit digitalen Diagnosegeräten und Ersatzteilen gefüllt. Nun kommen Flickzeug, Gummischlauch und Fahrradpumpe hinzu, denn von Juni an dürfen die mehr als 21 Millionen ADAC-Mitglieder sogar für ihr Fahrrad Pannenhilfe anfordern. So wurde es jetzt auf der ADAC-Hauptversammlung beschlossen. Die Zahl der Einsätze dürfte damit deutlich steigen, schon jetzt werden beim ADAC jährlich 3,49 Millionen Verkehrshilfen gezählt. Auch könnte es sein, dass aus den "gelben Engeln" bald "grüne Engel" werden - vereinsstrategisch wäre ein Imagewechsel in Zeiten von Treibstoff- und Klimakrise nicht unsinnig. Wobei auch die Bezeichnung "Engel" im Jahr 2022 womöglich überarbeitet werden muss: Die auch aus der Kunst Dantes, Chagalls oder Rilkes bekannten Flügelwesen als Mittler zweier Seinsebenen, auf die sich zumindest der Fromme zuletzt verlassen konnte - sie dürften heute sogar am Pannenstreifen Unruhe auslösen.

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