"Partygate" in Großbritannien:Hoch das Glas, Prosit: Brisante Fotos belasten Johnson

Lesezeit: 1 min

Ist das ein Premier auf einer Party? Die Öffentlichkeit vom Gegenteil zu überzeugen, dürfte kompliziert werden. (Foto: ITV NEWS/Reuters)

Während das Land im Lockdown war, haben britische Politiker in der Downing Street gefeiert. Premier Johnson will nicht erkannt haben, dass es sich bei den Treffen um illegale Partys handelte. Neue Bilder lassen diese Behauptung fragwürdig erscheinen.

Kurz vor der Veröffentlichung des ungekürzten Untersuchungsberichts über illegale Corona-Lockdown-Partys in der Downing Street setzen neue brisante Fotos Premier Boris Johnson unter Druck. Die vom britischen Sender ITV am Montag veröffentlichten Bilder zeigen Johnson mit einem gefüllten Glas in der Hand, mehrere andere Anwesende recken ihre Hände mit Gläsern zum Zuprosten in die Luft.

Auf dem Tisch, der in der Mitte der Fotos zu sehen ist, stehen mehrere geöffnete Wein- und Sektflaschen. Die Bilder sollen ITV zufolge bei der Abschiedsfeier für Johnsons ehemaligen Kommunikationschef Lee Cain im November 2020 entstanden sein. Sie stellen Johnsons Verteidigung infrage, bei den Zusammenkünften nicht erkannt zu haben, dass es sich um Partys handelte.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

In dieser Woche soll der finale Untersuchungsbericht zur "Partygate"-Affäre veröffentlicht werden. Oppositionsführer Keir Starmer warf der Regierung vor, den Bericht der Spitzenbeamtin Sue Gray schon jetzt zu untergraben. Johnson selbst wollte am Montag Fragen zu dem bevorstehenden Bericht und seinen Konsequenzen nicht kommentieren und verwies darauf, er wolle nach der Veröffentlichung mehr sagen.

In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, dass es zwischen der Beamtin Gray und Johnson mindestens ein Treffen gegeben hat, bei dem über den Bericht gesprochen wurde. Beide Seiten schoben sich zunächst gegenseitig die Verantwortung zu, das Treffen einberufen zu haben. Zuletzt räumte Downing Street ein, einen solchen Termin veranlasst zu haben. Ein Staatssekretär der Regierung verteidigte das Gespräch mit dem Hinweis, es habe geklärt werden müssen, welche Namen und Fotos in dem Bericht veröffentlicht werden dürften.

Die polizeilichen Ermittlungen zu den Lockdown-Partys sind mittlerweile abgeschlossen. Zwar wurden rund 120 Strafgelder verhängt, Premier Boris Johnson musste jedoch nur für eine Party zahlen, obwohl er bei mehreren Veranstaltungen anwesend war. Der Untersuchungsbericht könnte seine Position in seiner Partei und im Amt weiter schwächen. Bereits eine gekürzte Version des Berichts, die vor einigen Monaten veröffentlicht wurde, hatte den Verantwortlichen Führungsversagen und schwere Verfehlungen vorgeworfen.

© SZ/dpa/berk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungBoris Johnson
:Großbritannien bräuchte einen anderen Premier

Während der "Queen's Speech" zeigte sich die alte britische Demokratie von ihrer glänzenden und feierlichen Seite. Allerdings ist Downing Street im Frühling 2022 kein Regierungssitz, sondern Wahlkampfzentrale von Boris Johnson.

Kommentar von Michael Neudecker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: