Gewerbegebiet Parsdorf:BMW-Batterieforschung startet im Herbst

Gewerbegebiet Parsdorf: In dieser Halle im Gewerbegebiet Parsdorf III will BMW im Herbst eine Forschungseinrichtung zur Batterieproduktion eröffnen.

In dieser Halle im Gewerbegebiet Parsdorf III will BMW im Herbst eine Forschungseinrichtung zur Batterieproduktion eröffnen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens soll die Pilotanlage des Autobauers BMW Ende 2022 den Betrieb aufnehmen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die großen Werkshallen von BMW nördlich von Parsdorf stehen bereits seit knapp zwei Jahren - nun steht auch der Zeitplan für die Inbetriebnahme. Diese Woche gab der Autobauer bekannt, man plane, das Batterieforschungszentrum im Herbst dieses Jahres zu eröffnen. Hintergrund ist der Abschluss des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens, damit lägen nun alle Voraussetzungen für den Betriebsstart vor, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Dieses Verfahren war nötig, weil in der Batterieproduktion nicht ganz ungefährliche Stoffe zum Einsatz kommen. Darauf hatten Vertreter des Autobauers bei der ersten Vorstellung des Projekts im Vaterstettener Gemeinderat auch explizit hingewiesen, und die strengen Sicherheitsvorkehrungen betont. Etwa, dass die Halle mindestens 90 Minuten lang einem Brand standhalten kann. Was die Vaterstettener auch überzeugte. Seitens der Nachbarkommunen gab es dagegen einige Bedenken, die das Landratsamt Ebersberg offenbar nicht teilte, wie die erteilte Genehmigung zeigt.

In München forscht BMW seit 2019 an Batterien

Die baurechtlichen Voraussetzungen liegen seit Anfang vergangenen Jahres vor, da änderte Vaterstetten seinen Bebauungs- und Flächennutzungsplan, so dass auf dem Grundstück nördlich der A94 außer Logistik - dort gibt es bereits das BMW-Versorgungszentrum Parsdorf - eine Batteriefabrik möglich wurde. Genaugenommen handelt es sich um das Modell einer Fabrik, das Unternehmen selbst spricht von einer "seriennahen Produktion für Lithium-Ionen-Batterien". Die Anlage in Parsdorf ist das zweite sogenannte Kompetenzzentrum zur Entwicklung neuer Auto-Akkus, bereits seit drei Jahren gibt es in München eine Einrichtung zur Grundlagenforschung.

In Parsdorf sollen dann die Produktionsabläufe für neuartige Batterien optimiert werden. Damit, so das Unternehmen, sollen Lieferanten, die Batteriezellen für BMW herstellen, genaue Vorgaben in Bezug auf Kosten, Leistung und Qualität bekommen können. Laut Markus Fallböhmer, Leiter der Motoren- und Elektroantriebsproduktion bei BMW, soll die neue Anlage in Parsdorf "eine Instanz für die Batteriezellproduktion" werden. Ziel sei, zusammen mit den Zellherstellern "Prozesse und Technologien optimieren" zu können. Selbst in die Akkuproduktion einsteigen wolle man aber nicht, schreibt BMW, "eine eigene Batteriezellfertigung in Großserie" schließe das Unternehmen derzeit aus.

Gut 170 Millionen Euro werden investiert

Nach Angaben des Unternehmens werden in das Kompetenzzentrum in Parsdorf rund 170 Millionen Euro investiert. Ein Teil davon übernehmen die Wirtschaftsministerien von Bund und Land im Rahmen des europäischen Förderprogramms "Important Projects of Common European Interest. Bei der Präsentation des Vorhabens vor gut einem Jahr in Vaterstetten wurde diese Fördersumme mit etwa 60 Millionen Euro angegeben. Wie BMW mitteilt soll es in der Pilot-Fabrik ungefähr 80 Arbeitsplätze geben.

Dies alles betrifft allerdings nur die erste Ausbaustufe und auch diese ist "aufgrund der komplexen Technologie" in mehreren Schritten geplant: Zwar soll die Fabrik Ende 2022 den Betrieb aufnehmen, vollständig ist sie laut BMW indes erst knapp ein Jahr später, so lange werde der "Hochlaufprozess" dauern. Zunächst sollen die Anlagen zur Produktion der Elektroden aufgebaut und eingerichtet werden. In diesen Maschinen werden Rohstoffe wie Graphit und Nickeloxide dosiert und gemischt, sowie die Metallfolien beschichtet und das Ganze verdichtet. In einem zweiten Schritt kommen dann die Anlagen für die Zellmontage, wo die Elektroden mit den anderen Komponenten zu einer Batterie verarbeitet werden, auch die Qualitätskontrolle findet dort statt.

Wie BMW schreibt, soll in Parsdorf an der "nächsten Generation Batterietechnologie" geforscht werden. Ziel ist eine höhere Energiedichte - also mehr Speicherkapazität und somit größere Reichweiten. Die neuartigen Batterien sollen aber auch mit weniger Material- und Produktionskosten hergestellt werden, so das Unternehmen. Auch die Fabrik selbst soll ressourcenschonend arbeiten, man werde dort "regenerativ erzeugten Strom" nutzen, der unter anderem aus der PV-Anlage auf dem Dach stammt, und es gebe Ladestationen für E-Autos im Parkhaus.

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