Mitten in Lansing:Sarah ehelicht Jenny, na und?

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Jenny und Sarah geben sich das Ja-Wort. Die "Dahoam is Dahoam"-Folge "Unsere bunte Hochzeit" soll am 22. August ausgestrahlt werden. (Foto: Nadya Jakobs/dpa)

In der BR-Serie "Dahoam is Dahoam" feiert ein lesbisches Paar Hochzeit. Doch anders als noch 1990 beim Zungenkuss zweier Männer in der "Lindenstraße" bleibt moralische Empörung heute weitestgehend aus.

Glosse von Johann Osel, München

Bevor es in das fiktive Dorf Lansing geht, den Schauplatz der BR-Seifenoper "Dahoam is Dahoam", ein Abstecher an ein anderes Filmset: die "Lindenstraße". Da gab es 1990 einen Zungenkuss zweier Männer. Die Entrüstung in Teilen der Öffentlichkeit, in konservativen und kirchlichen Kreisen gipfelte in einer Bombendrohung gegen die TV-Produktion.

Nun, Zeiten ändern sich, 32 Jahre später bekommt "Dahoam is Dahoam" eine lesbische Hochzeit, Wirtshausköchin Sarah ehelicht ihre Jenny. Dieser Tage wurden die Szenen für die Folge "Unsere bunte Hochzeit" im August gedreht, frohlockt eine PR-Sprecherin: Zu kämpfen haben wird das Paar mit einer heruntergefallenen Hochzeitstorte und der Kirche. Am Ende geht aber alles gut aus. Jenny-Darstellerin Laura Tashina sagt, in der Serie sei man "längst in der gesellschaftlichen Gegenwart angekommen."

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Tatsächlich ist die Soap abseits der Unterhaltung irgendwie auch Abbild der Gesellschaft, des Dorflebens zwischen Tradition und Wandel vor allem. Außer übrigens bei Corona, die Pandemie drang nie in die Drehbücher vor. Die Frage ist nun aber: Sind die Leute auf dem Land im echten Leben nicht schon weiter, als man in den Autorenstuben glaubt?

In Fan-Foren wird lediglich diskutiert, ob die Frauen zusammenpassen

Das jedenfalls legen einschlägige Fan-Foren nahe, in denen Zuschauer jede Szene mit einer Leidenschaft diskutieren, als ginge es um die eigene Nachbarschaft. Überwiegend herrscht da Freude über die Neuigkeit, allenfalls gibt es Zweifel, ob die zwei zusammenpassen. Viele aber verstehen das Buhei um die bunte Hochzeit gar nicht, das sei doch "heutzutage keine Schlagzeile wert". Was sich übrigens mit Ansichten auf dem echten bayerischen Land deckt, wo man sich generell medial oder in politischen Debatten im Jahr 2022 ungern als Hinterwäldler dargestellt sieht. Etwa in jungen CSU-Kreisen hört man häufiger, dass bei Homophobie nicht der Max im Dorf das Problem sei, sondern eher der Murat in der Großstadt.

Jenny und Sarah werden am Ende sogar den Pfarrer als Beistand haben. Das ist schön, wurde Sarah doch nach ihrem Outing einst erst mal als Leiterin der katholischen Jugend abgesägt. Abwechslung für die Serie ist die Ehe allemal. Aufreger aktuell: Bauer Benedikt überfährt zum Ärger von Gattin Moni den Hahn mit dem Traktor. Doch Knecht Severin luchst dem Altlandrat dessen Exemplar beim Kartenspiel ab. Alles wird gut!

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