Saudi-Tour LIV im Golf:Ein Vermögen für eine schlechte Runde Golf

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Sie lachen sich schief und krumm: Der zweitplatzierte Hennie Du Plessis (von links), Sieger Charl Schwartzel und der drittplatzierte Branden Grace haben an diesem Wochenende zusammengerechnet 7,6 Millionen Dollar verdient. (Foto: Adrian Dennis/AFP)

Der neu gegründete Wettbewerb startet so seelenlos wie befürchtet - doch vorerst fällt dem ohnmächtig zusehenden Golf-Establishment wenig anderes ein, als die abtrünnigen Profis für die US-Tour zu sperren.

Kommentar von Gerald Kleffmann

Der Amerikaner Andy Ogletree hat am Wochenende mies Golf gespielt. Er beendete ein Turnier als Letzter. Einzig der Thailänder Itthipat Buranatanyarat, 599. der Weltrangliste, bot ihm mit 23 Schlägen über Platzstandard Paroli, doch Ogletree zeigte, dass es schlechter geht und kam mit 24 über Par ins Klubhaus. Es muss ja seine Gründe haben, warum der 24-Jährige, 1404. der Welt, in seiner Karriere nur 17 000 Dollar verdiente. Natürlich war Ogletree trotzdem einer der Gewinner. Anders als Amateure, die ohne Gage die Plätze pflügen, kassierte er fürs Gehacke 120 000 Dollar. Er hatte am ersten Turnier der Saudi-Tour in Saint Albans bei London teilgenommen, nicht beim Monatsbecher im Golfclub Castrop-Rauxel.

Selbstredend sah der Scheck des Siegers auch überdimensioniert aus, Charl Schwartzel erhielt vier Millionen Dollar, in drei Tagen verdiente er mehr als in drei Jahren. Mit dem Südafrikaner freute sich der frühere Profi Greg Norman aus Australien, der als CEO der Saudi-Tour offensichtlich die Erlaubnis der saudi-arabischen Finanziers hat, ohne Limit mit Scheinen um sich zu werfen. Auch Martin Kaymer, der als 16. fast eine Viertelmillion einstrich, fand nichts Verwerfliches daran, Teil der seelenlosen Wer-will-noch-was-Sause zu sein. So liegt es in der Natur der Sache, dass die Kritiker nicht aus den Reihen der Teilnehmer stammen.

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Eine Pointe dieser Geschichte freilich ist, dass ausgerechnet die US PGA Tour, die ihrerseits aberwitzig viele Millionen generiert und verteilt, die moralische Karte ziehen muss. Deren Commissioner Jay Monahan fragte gerade giftig, ob sich je Topprofis für ihre Tour zu Hause entschuldigen mussten. Man könnte nun zu der Feststellung gelangen, dass es irre ist, wie rasch Sportler jenes System verlassen, dem sie alles zu verdanken haben, wenn woanders mehr Lohn lockt. Aber natürlich ist es das nicht. So funktioniert Spitzensport.

Bemerkenswert indes ist, wie ohnmächtig das Establishment der Entwicklung zusehen muss. Außer die Abtrünnigen für die US-Tour zu sperren, fällt ihnen nichts ein. Die Kritik von Hinterbliebenen der Terroropfer des 11. September hat zwar auch ihre Berechtigung, eine Initiative beklagte, die Golfer hätten ihre Seelen ans saudi-arabische Regime verkauft. Aber auch sie verhindert nicht, dass Ende Juni in Portland die nächste Ausschüttung ansteht. Immerhin einen Wirkungstreffer konnte Saudi-Tour-Boykotteur Rory McIlroy landen. Als der Nordire am Sonntag bei der Canadian Open seinen 21. PGA-Titel errang, sagte er grinsend, er habe nun einen mehr "als jemand anderer" - er meinte Norman.

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