Bautätigkeit im Oberland:500 neue Wohnungen in einem Jahr

Bautätigkeit im Oberland: Ein Eisenflechter auf einer Baustelle: Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird fleißig gewerkelt, doch gerade bezahlbarer Wohnraum bleibt knapp.

Ein Eisenflechter auf einer Baustelle: Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird fleißig gewerkelt, doch gerade bezahlbarer Wohnraum bleibt knapp.

(Foto: IG Bau/oh)

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurde 2021 viel gebaut. Trotzdem sieht die Gewerkschaft IG Bau Defizite - und verweist auf Chancen in der Umnutzung vorhandener Räume.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Insbesondere der Süden von München steht unter hohem Siedlungsdruck, kurzum: Es gibt mehr Menschen, die Wohnraum suchen als Wohnungen, die auf dem Markt angeboten werden. Zwar hatte Landrat Josef Niedermaier (FW) kürzlich erklärt, dass der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen 1000 Geflüchtete in bereits vorhandenen Wohnräumen unterbringen konnte. Doch das ändere nichts daran, dass Wohnraum im Oberland rar ist und noch rarer werden wird. Der Bedarf steigt, zugleich sollen möglichst wenig Freiflächen versiegelt werden. Ein Spagat, der mit verdichtendem Bauen geschafft werden soll, wie der Landrat an die Kommunen appellierte.

Die Prämisse vom "Bauen, bauen, bauen" erfüllt das zuständige Gewerbe jedenfalls, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) nun erklärt. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurden ihr zufolge im vergangenen Jahr 500 neue Wohnungen geschaffen. Das teilt die Gewerkschaft unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit. Demnach flossen in den Neubau Investitionen in Höhe von rund 262 Millionen Euro.

"Zusätzliche Wohnungen sind ein wichtiger Beitrag gegen steigende Mieten", erklärt dazu Harald Wulf, der Bezirksvorsitzende der IG Bau Oberbayern. Und ergänzt: "Wichtig ist dabei das bezahlbare Segment. Und es kommt vor allem darauf an, dass im sozialen Wohnungsbau noch mehr getan wird". Der Bezirksvorsitzende sieht insbesondere die Politik in der Pflicht. Der Wohnungsbau in der Region könne nur dann "Power zeigen", wenn in Berlin und München die richtigen Weichen gestellt würden. "Die Bundesregierung hat 400 000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen. Ein Viertel davon sollen Sozialwohnungen sein. Von diesem Ziel ist die Ampel-Koalition noch weit entfernt", sagt Wulf. "Hier ist aber auch die Landespolitik gefordert."

Im vergangenen Jahr sind laut Statistik im gesamten Bundesgebiet lediglich 293 400 neue Wohnungen entstanden - 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Zudem erschwerten knappe Baumaterialien, steigende Energiepreise, Inflation und steigende Bauzinsen derzeit den Neubau, so die Gewerkschaft. Hinzu kämen ein hoher Fachkräftebedarf und unzureichende staatliche Förderungen. Um vor allem "den lahmenden Bau von Sozialwohnungen voranzubringen", schlägt die IG Bau ein "Sonderpaket sozialer Wohnungsbau" vor. Die Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen solle von 19 auf sieben Prozent abgesenkt werden. Der Bau einer staatlich geförderten Wohnung würde nach Angaben der Gewerkschaft so um zehn Prozent günstiger. "Außerdem müssen Bund und Länder dringend das Baurecht vereinfachen. Es wird höchste Zeit, dass Genehmigungsverfahren schlanker und schneller werden. Zwischen Bauantrag und Baubeginn geht oft wertvolle Zeit verloren", betont Wulf.

Der Bezirksvorsitzende verweist auf eine Chance, um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen: den Umbau bereits bestehender Gebäude. "Im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen schlummert ein großes Potenzial in der Umnutzung von Altbauten", ist er sich sicher. So ließen sich bei vielen Wohngebäuden, Büro-, Geschäfts- und Parkhäusern Dachetagen aufstocken. "Dazu kommt - durch mehr Home-Office - der Umbau von Büros zu Wohnungen", sagt Wulf. Gerade auch mit Blick auf den steigenden Wohnraumbedarf für die Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind, müssten alle Möglichkeiten genutzt werden.

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