Bayern-Basketballer im Finale:Jetzt droht sogar der Sweep

Bayern-Basketballer im Finale: Was soll ich machen, Coach? Deshaun Thomas war noch Bayerns Bester, aber das half auch nicht gegen überlegene Berliner, was auch sein Trainer Andrea Trinchieri anerkennen musste.

Was soll ich machen, Coach? Deshaun Thomas war noch Bayerns Bester, aber das half auch nicht gegen überlegene Berliner, was auch sein Trainer Andrea Trinchieri anerkennen musste.

(Foto: Oryk Haist/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern verlieren das zweite Spiel gegen Alba Berlin - und sind frustriert darüber, wie einseitig die Finalserie bislang verläuft. Für das Leistungsloch der Münchner gibt es mehrere Gründe.

Aus der Halle von Sebastian Winter

Die Halle der Bayern-Basketballer hatte sich schnell geleert am Dienstagabend, zu feiern gab es ja nichts, jedenfalls nicht aus Münchner Sicht nach der frustrierenden 58:71-Niederlage gegen Alba Berlin im zweiten Playoff-Finalspiel. Aber ein paar Freunde der Unterlegenen hatten dann doch ausgeharrt, ganz unten am Spielfeldrand, und freuten sich, dass ihnen Bayern-Kapitän Nihad Djedovic noch geduldig ein paar Autogramme auf die T-Shirts schrieb.

Djedovic, der längst geduscht und in ein Sommershirt, schwarze Leinenhose und ein paar beige Sneaker geschlüpft war, schien nicht besonders verärgert zu sein wegen der Niederlage. Vielleicht auch, weil seine Mannschaft schlicht chancenlos gewesen war. "Es ist schwer, Worte zu finden. So deutlich zuhause zu verlieren, ist nicht schön. Das heißt, dass wir nicht gut gespielt haben", sagte Djedovic. Und dann schob er zwei entscheidende Sätze hinterher: "Wir waren nicht präsent, nicht da. Berlin hat jeden Fehler von uns eiskalt ausgenutzt."

Wenn man in einer Finalserie, noch dazu in diesem vorentscheidenden Heimspiel der Best-of-five-Serie im mit 6500 Zuschauern offiziell ausverkauften Audi Dome, nicht da ist - ja wann denn dann?

Vladimir Lucic dürfte auch am Freitag im dritten Spiel in Berlin ausfallen

Immer klarer kristallisiert sich heraus, dass die Münchner zur Unzeit in ein Leistungsloch gefallen sind, das sich im Halbfinal-Duell gegen Bonn bereits aufgetan hatte und nun gegen Berlin immer tiefer wird. Die Lage ist höchst schwierig geworden für die Bayern: Falls sie am Freitag in der Hauptstadt auch das dritte Spiel der Best-of-five-Serie verlieren, ist Alba Berlin wieder deutscher Meister. Wie schon 2020 und 2021. "Sie sind bereit für die Party", sagte Bayern-Trainer Andrea Trinchieri. Seine Spieler waren mit diesem Satz eher nicht gemeint.

Bayern-Basketballer im Finale: Reichlich bedient: Bayern-Präsident Herbert Hainer (Mitte) und Ehrenpräsident Uli Hoeneß (rechts) verfolgen die Niederlage in der Halle.

Reichlich bedient: Bayern-Präsident Herbert Hainer (Mitte) und Ehrenpräsident Uli Hoeneß (rechts) verfolgen die Niederlage in der Halle.

(Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Es gibt nicht nur den einen Grund für dieses Tal, das die Münchner durchschreiten. Zum einen fällt diese körperliche und auch mentale Ausgezehrtheit auf, die der Mannschaft im vierten Viertel schon den Sieg am Freitag in Berlin gekostet hatte. Die langzeitverletzten US-Amerikaner Corey Walden und Darrun Hilliard sind kaum zu ersetzen, und wenn, wie am Dienstag, auch noch Vladimir Lucic wegen Adduktorenproblemen ausfällt, fehlen schon mal drei Eckpfeiler in Trinchieris System.

Der Trainer sagte, Lucic werde auch am Freitag ausfallen, was einer mittleren Katastrophe gleichkäme für den FCB. Es war außerdem das 82. Saisonspiel für die Münchner, bei denen der nach seiner Hirn-Operation viele Monate ausgefallene Paul Zipser erstmals in den Playoffs zum Einsatz kam. Aber auch Zipser taugte nicht für eine Comeback-Story - nach etwas mehr als drei Minuten Einsatzzeit nahm er, ohne groß aufzufallen, wieder auf der Bank Platz. Ohnehin sagte Trinchieri: "Jetzt ist nicht der Moment für Ausreden und Erklärungen zu Spielern, die fehlen."

Alba hat ja auch nicht viel weniger Spiele absolviert, der Klub hatte ebenfalls die Belastung mit der Euroleague, trotzdem sind die Berliner seit Wochen in bestechender Form. Am Freitag können sie mit ihrem 20. Sieg in Serie und einem Sweep die Bayern aus der Arena am Ostbahnhof jagen - es wäre die nächste Demütigung für die Münchner nach ihrer Heimpleite vom Dienstag. "Schon die ganze Saison verteilen wir die Spielerzeit sehr breit. Alle 14 Spieler wurden ins Spiel eingebunden. Das hilft uns gerade sehr", sagte Alba-Cheftrainer Israel González noch am Dienstag in München, als die Bayern-Spieler längst ihre brennenden Muskeln im Eisbad kühlten. Die Defensiv-Rebounds waren wieder ein großes Problem, außerdem die schwache Wurfquote im Vergleich zu Berlin. In Deshaun Thomas hatte ein einziger Münchner zweistellig gepunktet - bei Alba war es ein Trio: Jaleen Smith, Maodo Lo und Luke Sikma.

Auch so ein Unterschied in dieser bislang überraschend einseitigen Finalserie: Während den Münchnern, wie zuletzt Lucic, die Einzelkönner abhanden kommen, hat Berlin gerade gar keine nötig.

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