Actionsport:Spaß im See

Actionsport: "Draufstürzen sollte ich auf keinen Fall": Tyler Edtmayer ist nach einer Schulter-Operation "noch nicht bei 100 Prozent".

"Draufstürzen sollte ich auf keinen Fall": Tyler Edtmayer ist nach einer Schulter-Operation "noch nicht bei 100 Prozent".

(Foto: Martin Hangen/Imago)

Der Lenggrieser Tyler Edtmayer ist der beste deutsche Skateboarder und zählt zu den Favoriten bei Munich Mash. Bei Olympia und danach erlebte er schwere Zeiten - aber trüben Gedanken hängt er nicht nach.

Von Ralf Tögel

Er kann sich noch sehr gut erinnern, erzählt Tyler Edtmayer, "als ich so ein kleiner Scheißer war und mir auf solchen Contests Autogramme geholt habe". Auf Contests wie Munich Mash, dem Actionsport-Festival im Münchner Olympiapark, das am Wochenende nach einer zweijährigen Pandemie-Zwangspause an diesem Wochenende über die Bühne geht. Bei seiner jüngsten Auflage 2019 hatten die Extremsportler, die in den Disziplinen Skateboard, BMX und Wakeboard ihr Können zeigen, 80 000 Menschen in den Park gelockt. Jetzt ist Edtmayer einer, der Autogramme schreibt. Er ist der beste deutsche Skateboarder. Der 21-Jährige war der einzige deutsche Starter bei der Olympia-Premiere in Tokio.

Spätestens dort wurde er international bekannt, als er sich gleich im ersten Training die Speiche im linken Arm brach - und sich dann, gegen den Rat der Ärzte, dennoch in die riesige Schüssel stürzte. "Mir wurde gesagt, wenn ich nochmal auf den Arm fliege, habe ich ein größeres Problem." Tat er nicht, Edtmayer riskierte nicht alles, verfehlte zwar das Olympia-Finale der besten Acht, belegte aber mit einer sehenswerten Leistung den 15. Platz im Feld der Weltbesten. Ein Verzicht habe sowieso nie zur Debatte gestanden, erinnert er sich, "mir war immer klar, dass ich starte".

Ob er, der Olympia-Starter, als Lenggrieser nun besonderen Druck verspürt beim Heimspiel in München? "Ich bin vor jedem Contest nervös und nie völlig entspannt", sagt Edtmayer, Mash sei sowieso etwas Spezielles. 2018 verfehlte er noch den Sprung ins Finale, 2019 war der zweimalige deutsche Meister nicht dabei, nun zählt er zu den Favoriten, wie der spanische Olympiastarter Jaime Mateu.

Als der Arm endlich verheilt war, kugelte er sich die Schulter aus - Bänderriss

Das vergangene Jahr war nicht einfach für den Profi-Skateboarder, wegen der vielen Corona-Beschränkungen war auch das Training beeinträchtigt. "Normalerweise fahre ich nach Österreich", sagt Edtmayer - wegen der besseren Anlagen. Das war wegen des Reiseverbots nicht möglich, also "habe ich so viel Zeit wie schon lange nicht mehr auf meinem local Skaterpark verbracht". Der wiederum den hohen Ansprüchen eines Profis von seiner Güte kaum gerecht wird. Nicht optimal für einen, der an der Weltspitze mitmischen will, in einer Sportart, in der das Niveau ständig steigt, "besonders durch den olympischen Status", wie Edtmayer meint. Der Vergleich von Olympia und Mash sei aber schief, betont er. In Tokio gab es eine riesige Bowl, eine jener Schüsseln, in die sich die Skater stürzen, Fahrt aufnehmen, um dann am Rand ihre Tricks zu springen. Beim Mash wurde eine Landschaft mit mehreren Rampen auf eine Plattform im See gebaut, das werde "auch viel Spaß" bringen.

Als sein Arm endlich wieder ausgeheilt war, kugelte er sich nur eine Woche später bei einem Sturz die Schulter aus. Ein Band war gerissen, er musste wieder operiert werden. "Ich bin noch nicht bei 100 Prozent", sagt Edtmayer nun grinsend, "aufstützen geht schon ganz gut." Aber: "Draufstürzen sollte ich auf keinen Fall." Er versuche einfach, das auszublenden. Edtmayer ist aber sowieso keiner, der trüben Gedanken nachhängt. Klar, die Corona-Zeit war nicht schön, aber er ist mit Unterstützung der Deutschen Sporthilfe und ein paar Sponsoren "über die Runden gekommen", nebenbei modelt er ja auch noch ein bisschen. Jetzt freut er sich einfach, dass "endlich alles wieder so richtig Fahrt aufnimmt", zumal auch die Preisgelder nicht ganz unwichtig seien. 2800 Euro könnte er beim Mash als Sieger gewinnen, der Best Trick brächte nochmals 500. Aber wenn man sich mit Tyler Edtmayer unterhält, merkt man, dass der schnöde Mammon bei den Actionsport-Athleten nicht die Hauptrolle spielt.

"Das hier ist im Vergleich zu Olympia ein eher lustiges Event", sagt Edtmayer, weniger Leute, mehr Spaß." Die Sommerspiele hätten die Sportart unheimlich gepusht, aber "solche Events wie Mash sind einfach super". Jetzt muss er aber wieder runter auf die Rampen-Insel im See, sonst kommen die BMX-Cracks, sagt er, er will noch ein bisschen was üben. Eine Frage noch, was sind die Ziele? "Na, erst mal hier gut aussehen", er grinst. "Und natürlich Olympia 2024 in Paris." Er hat noch etwas gutzumachen.

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