Kritik:Eine Feier des Lebens

Zum Ende des MHIL-360°-Festivals in der Isarphilharmonie geht's um den "Kosmos Erde". Haydns "Schöpfung" begleitet der Astrophysiker Harald Lesch mit launigen Kommentaren.

Von Klaus Kalchschmid, München

Joseph Haydns "Die Schöpfung" hat trotz seines etwas verzopften und aus feministischer Sicht Kopfschütteln erzeugenden Texts heute leider mehr Aktualität denn je. So bildete das Oratorium von 1798 in der Isarphilharmonie den Abschluss des Aktionstages "Kosmos Erde - Tag der Nachhaltigkeit" am Ende des diesjährigen MHIL-360°-Festivals. Die Aufführung mit launig-kenntnisreichen Kommentaren von Astrophysikers und TV-Moderator Harald Lesch war ein schönes Geschenk für all die Spenden in Pandemiezeiten der Freunde, Förderer und anderer Besucher der Konzerte der Philharmoniker.

Mitglieder der Philharmoniker mischten sich mit solchen der Orchesterakademie und des Odeon-Jugendsinfonieorchesters. Jonas Müller duettierte als Adam fein mit der Eva Flore van Meerssches, während die Engel Gabriel, Uriel und Raphael mit Theresa Dax, Thomas Kiechle und Manuel Winckhler zart besetzt waren. All diese Sängerinnen und Sänger besaßen jeweils ein schönes Timbre und feinen Ausdruck, gestalteten aber unterschiedlich reif und sicher. Dazu kam der mit der "Schöpfung" wohlvertraute Philharmonische Chor, der in den prägnanten Tempi singen durfte, die er mit seinem Leiter Andreas Herrmann einstudiert hatte. Denn so erfolgreich Sonja Lachenmayr am Pult bemüht war, das vielfach aufgefächerte Orchester mit den Gesangssolisten zu synchronisieren, so auffällig war ihre Vorliebe für getragene Tempi. Oft waren sie schlicht einen Tick zu langsam, um spannungsvoll zu sein und den Sängerinnen und Sängern eine natürliche Phrasierung zu ermöglichen.

Doch das tat der Wirkung der das Leben, Natur, Mensch und Tier feiernden Musik keinen Abbruch. Ein schöner Bogen spannte sich vom Chaos mit kühnen Modulationen samt des effektvoll strahlenden "Es ward Licht!", hier verstärkt durch jede Menge rotierende Scheinwerfer, über die einzelnen Schöpfungstage bis hin zum finalen Lobpreis Gottes.

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