Landgericht München:Millionenschwerer Rechtsstreit um Spezi-Limo

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Die Rezeptur für Spezi besteht aus Cola, Saft und Limo. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

Paulaner will gerichtlich feststellen lassen, dass seine Limomischung auch in Zukunft Spezi heißen darf. Doch die Augsburger Riegele Brauerei hat etwas dagegen - und ein Argument, das Millionen Euro wert sein könnte.

Von Andreas Salch

Alkoholfreie Getränke wie Spezi machen Bier längst Konkurrenz. Für Brauereien muss das kein Nachteil sein, wie das Beispiel der Münchner Paulaner Brauerei Gruppe zeigt. Sie verkauft mittlerweile mehr von ihrer Brause namens Paulaner Spezi als die ebenfalls zu ihrem Imperium gehörende Hacker-Pschorr Bräu Bier. Mit Spezi lässt sich gut Geld verdienen und das will Paulaner auch in Zukunft. Doch wegen der Bezeichnung Spezi gibt es derzeit Streit mit der Privatbrauerei Riegele aus Augsburg. Seit diesem Dienstag beschäftigen sich die Richterinnern und Richter der 33. Zivilkammer am Landgericht München I mit dem Fall.

Dass ausgerechnet Riegele der Kontrahent von Paulaner in dem Rechtsstreit ist, rührt daher, dass die Schwaben Spezi erfunden haben. Ein Braumeister von Riegele hatte in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts den richtigen Riecher. Er tüftelte an einer Rezeptur aus Cola, Saft und Limo. "Seine SPEZIalmischung nennt er liebevoll Spezi - bayerisch für Freund", informiert die Homepage der Augsburger Brauerei. Die Bezeichnung Spezi ließen sich die cleveren Schwaben schützen und gründeten gleich noch einen "Spezi-Markengetränkeverband Deutschland e.V.", der Lizenzen für Spezi vergibt.

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Die Paulaner Brauerei will mit ihrer Klage nun festgestellt haben, dass sie die Kennzeichnung Spezi für ihr Mischgetränk auch in Zukunft benutzen darf. Die Münchner berufen sich dabei auf eine mit Riegele 1974 getroffene Vereinbarung. Darin soll Paulaner die Benutzung des Wortes Spezi für ein alkoholfreies Mischgetränk gestattet worden sein. Aus der Sicht von Riegele jedoch handelt es sich bei der heutigen Paulaner Brauerei Gruppe nicht um die Rechtsnachfolgerin der Paulaner-Salvator Thomasbräu, mit der die Spezi-Vereinbarung einst getroffen wurde. Folglich kündigten die Schwaben Paulaner im Mai vergangenen Jahres die inzwischen fast 50 Jahre alte Abmachung und boten den Münchnern an, einen Lizenzvertrag zu schließen.

Paulaner braut derzeit im Jahr 900 000 Hektoliter Spezi

Für Riegele wäre dies ein äußerst lukratives Geschäft, wie die Zahlen deutlich machten, die die Vorsitzende Richterin Michaela Holzner in diesem Zusammenhang nannte. Paulaner produziert derzeit im Jahr die gigantische Menge von 900 000 Hektoliter seines Spezi. Riegele will über einen neuen Lizenzvertrag mit den Münchnern einen kräftigen Schluck davon abhaben - nämlich 4,5 bis 5 Millionen Euro pro Jahr. Der Lizenzvertrag soll zehn Jahre gelten und müsste dann neu verhandelt werden. Diese Vorstellung stößt Paulaner übel auf.

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Als Richterin Holzner die vorläufige Einschätzung ihrer Kammer zu dem Fall begann zu erläutern, entspannten sich die Mienen der Anwälte der Paulaner Brauerei. Die Klägerin, teilte die Vorsitzende mit, könnte tatsächlich Rechtsnachfolger der Paulaner-Salvator Thomasbräu sein. Außerdem habe die Brauerei seinerzeit eine "einmalige Abstandszahlung" in Höhe von 10 000 DM für die "Nutzung eines eigenen Zeichens" für sein Spezi bezahlt. Deshalb gebe es wohl "Schwierigkeiten mit der Kündbarkeit".

Ob eine Verständigung möglich wäre, fragte die Richtern die Anwälte. Der Vertreter von Riegele erklärte, seiner Mandantin gehe es um einen "fairen Ausgleich". Der Anwalt von Paulaner entgegnete: "Von nix kommt nix." Seine Mandantin stecke sehr viel Geld ins Marketing und Riegele müsse nicht am Erfolg beteiligt werden. Trotz dieser Ansage führten beide Parteien vor dem Gerichtssaal Sondierungsgespräche. Der Anwalt von Riegele erklärte anschließend, man habe ein Angebot bekommen, über das man erst einmal nachdenken müsse. Das Gericht wird seine Entscheidung in Sachen Spezi am 30. August verkünden.

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