Schwimmen:Pokern im Lupasee

Schwimmen: Knapp an Bronze vorbei: Freiwasserschwimmerin Leonie Beck.

Knapp an Bronze vorbei: Freiwasserschwimmerin Leonie Beck.

(Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Die Würzburger Staffel-Weltmeisterin Leonie Beck hofft nach einem vierten Rang nun auch im Einzel auf eine Medaille - und auf einen Lerneffekt aus ihrem Fünf-Kilometer-Rennen.

Von Sebastian Winter, Budapest

Leonie Beck war traurig, klar, das war ja auch ein Wimpernschlag, der sie am Montag die erste Einzelmedaille bei den Weltmeisterschaften in Budapest gekostet hatte. Rund drei Stunden, nachdem Florian Wellbrock über die Fünf-Kilometer-Distanz im Freiwasser Gold gewonnen hatte, belegte die gebürtige Augsburgerin, die für den SV Würzburg 05 startet, im Frauenrennen über dieselbe Distanz in 57:56,2 Minuten Rang vier. Gerade mal 1,3 Sekunden hatten der 25-Jährigen im Lupasee nördlich von Budapest zu Bronze gefehlt - zu jenem Platz also, den sie bei der WM 2019 in Gwangju über fünf Kilometer erreicht hatte.

Titelverteidigerin Ana Marcela Cunha aus Brasilien gewann erneut Gold vor der Französin Aurélie Muller und der Italienerin Giulia Gabbrielleschi, mit der sich Beck einen großen Kampf um Bronze lieferte. Cunha, die Olympiasiegerin, holte nun ihr sechstes Einzelgold und ihre elfte Einzelmedaille bei Weltmeisterschaften - und zog damit in beiden Kategorien mit Thomas Lurz gleich, dem erfolgreichsten Freiwasserschwimmer der bisherigen WM-Geschichte.

Über fünf Kilometer war der Weg an die Spitze am Ende zu weit

Beck, die zurzeit ein Auslandsjahr in Rom genießt und dort in der starken italienischen Trainingsgruppe von Wellbrock-Konkurrent Gregorio Paltrinieri viel Erfahrung sammelt, übte nach den fünf Kilometern in der engen Interview-Zone einige Selbstkritik: "Ich habe leider ein bisschen zu lange gewartet am Ende und mich da ein bisschen verpokert." Zuvor hatte sie sich in einem von Beginn an sehr schnellen Rennen stets am Ende der Spitzengruppe aufgehalten. Der Weg nach vorn war für sie in dem taktisch und auch in mentaler Hinsicht nicht einfachen Wettkampf, der bei großer Hitze an Land und Wassertemperaturen im künstlich angelegten Badesee von mehr als 27 Grad stattfand, in der entscheidenden Phase dann zu weit.

Dennoch ist der vierte Rang bei einer Weltmeisterschaft für Beck, die ihr Studium der Medienkommunikation in Würzburg kurz nach den Olympischen Spielen erfolgreich abgeschlossen hat, ein Erfolg. 2016 war sie in Rio de Janeiro ja noch als olympische Beckenschwimmerin gestartet, den Wechsel ins Freiwasser, wo Ausdauer und Erfahrung eine viel größere Rolle spielen, hat sie aber längst geschafft. Am vergangenen Sonntag war Beck in der Sechs-Kilometer-Staffel zusammen mit Lea Boy, Oliver Klemet und Wellbrock zu ihrem ersten WM-Gold geschwommen.

Mit dem vierten Platz im Einzelrennen möchte sich die 1,84 Meter große Freiwasserschwimmerin aber nicht zufrieden geben. "Ich konzentriere mich jetzt auf die zehn Kilometer", sagte sie. Am Mittwochvormittag springt Beck bereits wieder ins ziemlich grünlich schimmernde Wasser des dann wohl noch wärmeren Lupasees - und hofft diesmal, dass sie das Pokerspiel gewinnt.

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