Wohnen in Wolfratshausen:Brand, Pandemie und Preisexplosionen

Wohnen in Wolfratshausen: Ein einschneidendes Ereignis prägte das vergangene Jahr der Baugenossenschaft Wolfratshausen: Der Dachstuhl des Anwesens Am Waldrand 22 stand in Flammen.

Ein einschneidendes Ereignis prägte das vergangene Jahr der Baugenossenschaft Wolfratshausen: Der Dachstuhl des Anwesens Am Waldrand 22 stand in Flammen.

(Foto: privat/OH)

Die Baugenossenschaft blickt auf ein extrem herausforderndes Jahr 2021 zurück. Allen Widrigkeiten zum Trotz werden Projekte vorangetrieben, denn bezahlbarer Wohnraum werde mehr denn je gebraucht.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Das Jahr 2021 war für die Baugenossenschaft Wolfratshausen (BGW) mit allerlei Widrigkeiten verbunden, die Vorstandsmitglied Britta Wurm jüngst bei der Mitgliederversammlung im Sparkassengebäude anschaulich schilderte. Nicht nur die Probleme mit der Pandemie schlugen nach ihren Worten auf die Bautätigkeit des Unternehmens durch, vor allem ein Erlebnis sei es gewesen, das Mitte August für alle Betroffenen "sehr prägend und herausfordernd war". Sie könne sich noch gut daran erinnern: "Es war ein furchtbar heißer Tag, da gingen die Sirenen und kurz darauf erhielt ich einen Anruf, ich möge doch bitte sofort kommen". Was sie dann sah, lasse sie "heute noch schaudern". Der Dachstuhl des Anwesens Am Waldrand 22 stand in Flammen und "ein unglaubliches Aufgebot an Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen und BRK waren vor Ort".

Der Brand war nach Wurms Worten nicht nur der größte Schaden in der fast 75-jährigen Geschichte der BGW, sondern behinderte auch die Arbeiten im Umfeld. Denn gleichzeitig " liefen auch die Planungen für den Abriss und den vorbereiteten Neubau des Gebäudes am Waldrand 26". Einen positiven Aspekt hatte das Brandunglück dann aber doch, denn die Schäden wurden von der Brandversicherung übernommen und konnten für die Sanierung des Anwesens 22/24 mit eingesetzt werden. Zum Glück, sagte Wurm, sei das Unglück wenigstens ohne nennenswerte Verletzungen abgegangen. Zu diesem Problem kam für die BGW noch der Ukrainekrieg die daraus resultierende Energiekrise samt Rohstoffknappheit und Lieferengpässen. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, ob es nicht zu empfehlen wäre, größere Bauprojekte vorerst einzustellen und abzuwarten, bis sich alles wieder normalisiert habe. "Aber wer sagt uns denn, wann es sich wieder normalisieren wird?" Man scheue sich nicht, versicherte Wurm, die von der BGW geplante Bauentwicklung weiter zu verfolgen, auch wenn diese "sehr fordernd" sei. Dazu habe man sich bewusst entschieden, trotz der kriegsbedingten allgemeinen Preissteigerungen. Denn bezahlbarer Wohnraum werde heute dringender gebraucht denn je.

Nicht so spektakulär gestaltete sich der Bericht über die laufenden Aktivitäten, die Vorstandsmitglied Josef Wehbe und der Aufsichtsratsvorsitzende Christian von Stülpnagel referierten. Von Stülpnagel setzte die Wohnungsbau-Politik in Bayern mit derjenigen in Wolfratshausen in Bezug und nannte entsprechende Zahlen: So habe die Wohnungsbauwirtschaft im Freistaat 2021 rund 2,5 Milliarden Euro ausgegeben und damit 5300 neue Wohnungen geschaffen. Daran habe die Baugenossenschaft in Wolfratshausen mit 42 neuen Wohnungen an der Blombergstraße 6 bis 8, die bereits den Mietern übergeben wurden, ihren Beitrag geleistet. Das Projekt habe dem Vorstand der Genossenschaft und der Verwaltung allerdings Höchstleistungen abverlangt. Was den Neubau von Wohnungen betrifft, hat sich die BGW nach Stülpnagels Worten "keine Ruhepause gegönnt" und ist zeitnah in den Ersatz-Neubau für das marode Gebäude Am Waldrand 26 eingestiegen. Dort entstehen 24 neue Wohnungen nach den Vorgaben aktueller Klimaziele. Der unsachgemäße Umgang mit Feuer habe einen Neubau am Waldrand 22/24 notwendig gemacht. "Es ist zwar schön, dem Ziel unserer Genossenschaft mit Neubauten zu folgen, aber bitte geplant und nicht durch Unachtsamkeit" merkte der Aufsichtsratsvorsitzende unter Hinweis darauf an, dass es allein in den vergangenen drei Jahren drei große Gebäudebrände in Wolfratshausen gegeben habe.

Das Projekt Am Waldrand 26/26 A erläuterte Ingenieur Wehbe. Demnach sollen die beiden Gebäude von August dieses Jahres an abgerissen werden, die Neubauten werden nach den aktuellen Planungen 2025 fertig sein und zusammen 19 Millionen Euro kosten. Das "Brandereignis" erwähnte auch Wehbe in seinem Bericht. Demnach erhielt die Baugenossenschaft eine Entschädigung von 400 000 Euro von der Versicherung. Am Ende der gut besuchten Versammlung standen Formalia. Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgte einmütig, ebenso wie die Neuwahlen in beiden Gremien. Ohne Gegenstimme wählten die Baugenossen Winfried Borchert und Josef Wehbe, die turnusgemäß ausgeschieden waren, wieder in ihre Ämter, ebenso die Aufsichtsratsmitglieder Thomas Grauel, Ralf Langnickel, Dieter Scheller und Christian von Stülpnagel.

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