Kulturvorschau für Ebersberg:Sie geben nicht auf, sondern Gas

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Die Künstler und Veranstalter im Landkreis legen angesichts der Pandemie enormes Durchhaltevermögen, große Flexibilität und ganz viel Optimismus an den Tag. Eine Auswahl der kommenden Termine.

Von Anja Blum, Ebersberg

Wirft man einen Blick auf den Veranstaltungskalender des Landkreises, könnte man ob seiner Fülle fast vergessen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Überall rund um Ebersberg gibt es Kultur zu erleben, Kunst, Theater, Literatur, vor allem Musik steht hoch im Kurs. Und das ist - selbst wenn man selbst mit Menschenansammlungen noch ein bisschen fremdeln sollte - ein Grund zur Freude, vielleicht sogar ein Moment des Aufatmens. Die Pandemie hat der kreativen Szene schließlich sehr, sehr viel abverlangt, es stand zu befürchten, dass es manches Ensemble, manche Bühne nach Corona nicht mehr geben würde. Doch weit gefehlt: Die Künstler und Veranstalter im Landkreis haben angesichts der Einschränkungen und Einbußen enormes Durchhaltevermögen, große Flexibilität und ganz viel Optimismus an den Tag gelegt - und tun das bis heute. Obwohl jeder von ihnen momentan bangen muss, nur leidlich besetzte Reihen vorzufinden, geben sie nicht auf, sondern Gas.

Graf Keilerberg aus dem Eberwald

Ein Highlight ist sicher die neue Saison der "Weiherspiele" in Markt Schwaben. Der Theaterverein zeigt diesen Sommer - nach zwei Jahren Corona-Pause - auf seiner Seebühne eine mitreißende Räuberkomödie mit dem Titel "Das Wirtshaus im Eberwald". Ein Team aus knapp 70 Ehrenamtlichen hat dafür gesorgt, dass die Spiele in der gewohnten Pracht stattfinden können. Von den ersten Arbeiten am Text über Studioaufnahmen und Proben bis hin zum letzten Feinschliff an den schwimmenden Kulissen sind mehr als sechs Monate konzentrierter Vorbereitungen vergangen.

So sieht es aus, wenn der Theaterverein auf dem Weiher probt. (Foto: Theaterverein/oh)

Das Stück ist inspiriert von der Erzählung "Das Wirtshaus im Spessart" von Wilhelm Hauff, die spätestens mit der Verfilmung mit Lieselotte Pulver im Jahr 1958 Kultstatus erreichte. "Das Wirtshaus im Eberwald" verpasst der Komödie nun einen neuen und zugleich lokalen Anstrich: Eine Räuberbande hat die Tochter des Grafen von Keilerberg sowie ihre Begleiter entführt und verlangt 20 000 Mark Lösegeld. In einem Wirtshaus tauscht die Geraubte jedoch mit Felix, einem Goldschmied, die Kleider und flieht...

Premiere gefeiert wird am Markt Schwabener Weiher an diesem Freitag, 1. Juli, bis Samstag, 30. Juli, wird es insgesamt 15 Aufführungen geben. Tickets sind unter www.theater-marktschwaben.de erhältlich, aber auch jeden Mittwoch und Freitag zwischen 16 und 18 Uhr im Vorverkaufsbüro am Schlossplatz 1 sowie zu den angegebenen Zeiten unter (08121) 224 22.

Geige und Co. im Rampenlicht

Wer statt Open-Air-Theater einen Mitmach-Termin sucht, wird in Poing fündig: Dort lädt die Musikschule am Samstag, 2. Juli, zu einem "Aktionstag Streichinstrumente" ein, bei dem Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass im Rampenlicht stehen. In der Anni-Pickert-Grund- und Mittelschule freuen sich Pädagogen darauf, von 10 bis 12 Uhr Kindern ab fünf Jahren und Erwachsenen zu zeigen, wie man mit Streichinstrumenten Musik macht. Außerdem beantworten sie natürlich alle wichtigen Fragen rund um den Unterricht.

Welt der Worte

Einen bunten Tag rund um Literatur, Geschichten, Worte und Buchstaben parallel zum Sommermarkt können Jung und Alt am Sonntag, 3. Juli, in Markt Schwaben erleben. Zwischen 10 und 18 Uhr laden der Aktivkreis Kunst und Kultur sowie die Gemeindebüchereien Markt Schwaben und Ottenhofen in den Schlossgarten in eine "Welt der Worte" ein. Der Eintritt ist frei, Spenden für den Aktivkreis sind willkommen. Das Programm ist reich bestückt: Die regionalen Autoren Bernhard Winter, Barbara Dunkel, Bettina Ismair und Birgit Hufnagl werden aus ihren Werken lesen. Außerdem darf man sich freuen auf einen Tanz der Trachtenjugend, auf "Irmis Drehorgelmusik", Tango und Klassik von Lukas Mirschina gespielt auf dem Akkordeon sowie auf "Music meets Words", eine unterhaltsame Stunde mit dem Jonas-Frank-Trio und Sabine Drobner.

Zusätzlich gibt es zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche, sie können mit alten Büchern basteln, Steine bemalen, sich vorlesen lassen (auch in ukrainischer Sprache) oder Bilderrätsel lösen. Ganz besonders lustig wird vermutlich der "verrückte Bücherstapelwettbewerb". Außerdem wird es einen Flohmarkt geben, bei dem jeder Bücher, Hörbücher und Spiele kaufen und verkaufen kann (ohne Standgebühr, aber mit Anmeldung in der Bücherei). Genaue Infos gibt's auf einem Flyer im Internet.

Hochkarätiger Nachklang

Eine der großen Pianistinnen unserer Zeit gastiert beim letzten Nachholtermin im 40. Kammermusikzyklus des Kulturvereins Zorneding-Baldham: Am Sonntag, 3. Juli, um 18 Uhr können Klassikfans im Zornedinger Martinstadl Lilya Zilberstein erleben. Als Solistin konzertierte sie mit den bedeutendsten internationalen Orchestern, ihr Klavierduo mit Martha Argerich gilt als legendär. Seit 2014 lehrt sie als Professorin an der Musikuniversität in Wien.

Die Pianistin Lilya Zilberstein bringt internationalen Glanz nach Zorneding. (Foto: Veranstalter)

Zilbersteins Programm umfasst Highlights des Repertoires wie Franz Schuberts "Moments musicaux" und Maurice Ravels "Valses nobles et sentimentales" ebenso wie selten zu hörende Klangkostbarkeiten der Romantik: Neben "Introduction, Variations brillantes et Rondeau de Chasse" op. 202 des Wiener Klaviervirtuosen Carl Czerny interpretiert Lilya Zilberstein die 1896 entstandenen "Quelques danses" op. 26 von Ernest Chausson - ein klangsinnliches Spätwerk des mit Claude Debussy befreundeten Pariser Komponisten. Den brillanten Abschluss bilden Bearbeitungen von Schubert-Liedern durch den romantischen Klaviervirtuosen und Czerny-Schüler Franz Liszt.

Karten gibt es per Mail an info@kulturverein-zorneding-baldham.de, unter (08106) 226 11 oder an der Abendkasse. Es wird empfohlen, während des Konzerts eine Maske zu tragen.

Kubus und Gitarren

Kunst und Musik ist am Wochenende in der Alten Brennerei, der Galerie des Ebersberger Kunstvereins, geboten. Sabrina Sperl ist so vielseitig wie ihre Werke: Für ihre Ausstellung mit dem Titel "knapp sichtbar" hat sie nicht nur gemalt, sondern auch geschnitten, geklebt und die Elemente der Installation "Rekonstruktion" so raffiniert verbunden, dass eine Anmutung von Schwerelosigkeit entsteht. Warum sie der Kubus als Form seit Jahren so fasziniert, was es mit den Personen auf ihren Bildern auf sich hat und weswegen sie im Urlaub grundiertes Büttenpapier bei sich hat, erzählt die Saarländerin bei einer Finissage mit Künstlergespräch am Sonntag, 3. Juli, 16 Uhr. Tags zuvor, am Samstag, 2. Juli, gibt es in der Galerie außerdem ein Konzert von Jeremiah aus "Eberstralien" und Nic Olsen Südafrika. Auf dem Programm steht "Popbluesrockpunk", soll heißen: Songs mit Gitarren. Los geht's um 20 Uhr.

Künstlerin Sabrina Sperl liebt den Kubus, wie dieses Bild zeigt. (Foto: Christian Endt)

Sänger treffen Bläser

Die Chorgemeinschaft Vaterstetten freut sich, am Sonntag, 3. Juli, um 18 Uhr zu einem sommerlich-musikalischen Event in die Petrikirche Baldham einladen zu können. Ausgewählte Sätze für Chor und Klavier von John Rutter sowie sein einziges Orgelwerk werden hier in Kontrast treten zu Blechbläsermusik englischsprachiger Komponisten wie John Dowland, Henry Purcell, Leonard Cohen oder den Beatles, interpretiert vom Blechbläserquartett Munich Tetra Brass. Die Chorgemeinschaft wird unter ihrem neuen Leiter Alexander Kuhlo, seines Zeichens auch Dekanatskantor in München-Bogenhausen, sieben Sätze von Rutter aufführen. Der in Oxford lebende Komponist hat einen ganz spezifischen Sound entwickelt: modern in den Harmonien, aber immer wunderbar melodiös und voller Zuversicht. Seine rhythmisch pointierte "Toccata in Seven" ist ein Meisterwerk, das geradezu zum Tanzen einlädt, es wird an der Orgel interpretiert von Kuhlo. Karten zum Preis von 15 Euro sind im Vorverkauf erhältlich beim Buchladen in Vaterstetten und bei der Papeterie Löntz in Baldham, Restkarten an der Abendkasse.

Barocke Klänge in Wallfahrtskirche

Die katholische Wallfahrtskirche Sankt Ottilie in Möschenfeld ist nicht nur als Sehenswürdigkeit bekannt, sondern auch als Ort für reizvolle Kammerkonzerte. So ist dort am Sonntag, 3. Juli, im Konzertzyklus "Bach&more" festliche Musik für Trompete, Bass und Orgel zu hören, die die Schönheit der Barockkirche in idealer Weise ergänzt. Matthias Gerstner, im Landkreis weithin bekannter Kirchenmusiker und Organist, spielt zusammen mit Konrad Müller, Trompete, und dem Bassisten Klaus Reiter ausgesuchte Werke der Barockzeit, etwa von Roemhildt, Antonii, Valotti und Händel. Karten sind erhältlich beim Buchladen in Vaterstetten oder Haar, bei der Papeterie Löntz oder AP-Buch in Baldham sowie bei Steffis Schreibwaren in Zorneding. Restkarten gibt es an der Abendkasse. Konzertbeginn ist um 19 Uhr.

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