Rohstoffe:Gas geben

PantherMedia 14196153
(Foto: PantherMedia / Leung Cho Pan)

Duschtipps vom Minister, Rechenspiele und Heizangst: Alle reden über Erdgas. Sieben Antworten.

Von Hannah Weber

Was ist Erdgas?

Ob Erdöl, Kohle, oder eben Gas: All diese Rohstoffe bestehen aus toten Tieren und Pflanzen. Sie sind vor Millionen Jahren gestorben und haben sich auf dem Grund der Urmeere gesammelt, wo sie von dicken Schichten aus Schlamm und Gestein bedeckt wurden. Dieses Gewicht hat sie immer weiter Richtung Erdinneres gedrückt, wo sie durch Druck und Hitze zu einem Gasgemisch wurden.

Wo kommt das her?

Die größten Erdgasfelder befinden sich in Russland, Katar und Iran - bis zu sieben Kilometer tief unter der Erde. Das ist fast so tief, wie der höchste Berg der Welt hoch ist. Deshalb braucht man riesige Bohranlagen, um an das Gas zu kommen. Mit Sprengsätzen werden die Gesteinsschichten durchlöchert, die das Gas umgeben. Sind sie einmal angestochert, strömt das Gas wie von selbst durch ein Steigrohr nach oben und kann an der Erdoberfläche aufgefangen werden.

Wofür brauchen wir das?

Komisch, jetzt bei dieser Hitze dranzudenken: Aber etwa die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland werden mit Gas beheizt. Daneben brauchen wir Erdgas auch für Warmwasser, zur Stromerzeugung, als Kraftstoff für den Verkehr oder als Rohstoff für die Industrie - etwa zur Herstellung von Kunststoffen, Düngemitteln oder Kleber. Gerade mangelt es überall an Nachschub, weil Russland wegen des Ukrainekrieges seine Lieferungen gedrosselt hat.

Wie kommt das her?

Fast das gesamte Erdgas, das wir verbrauchen, stammt aus dem Ausland. Etwa die Hälfte kommt aus Russland, der Rest vor allem aus Norwegen und den Niederlanden. Für den Transport gibt es unterirdische Röhrensysteme, sogenannte Pipelines. Eine der bekanntesten heißt Nord Stream 1 und bringt Gas aus dem russischen Wyborg durch ein langes Rohr in der Ostsee bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Diese Pipeline ist 1224 Kilometer lang, das Gas braucht etwas zwei Tage für diese Strecke. Mit 20 bis 30 km/h ist es ähnlich schnell wie Bergabradeln. Eine zweite Pipeline, Nord Stream 2, wurde wegen des Krieges in der Ukraine auf Eis gelegt.

Wie hebt man Gas am besten auf?

Deutschland kann mehr Erdgas speichern als alle Länder in Europa,23 Milliarden Kubikmeter insgesamt. Davon verteilt es aber auch eine Menge weiter. Das meiste Gas lagert in Speichern unter der Erde. Entweder in künstlich geschaffenen Hohlräumen oder in natürlichen Porenspeichern. Das ist Gestein, das wie ein Schwamm in vielen kleinen Löchern Gas aufnehmen kann. Aktuell sind die Speicher zu etwas mehr als zur Hälfte gefüllt. Bis November müssen 90 Prozent erreicht sein, sonst wird es zu Engpässen bei der Versorgung kommen. Deswegen gilt gerade eine Alarmstufe.

Was riecht da so?

Erdgas ist unsichtbar und geruchlos. Damit wir es trotzdem wahrnehmen können, wird ihm ein Duftstoff beigemischt. Nichts Nettes wie Honigmelone oder Lavendel, sondern eine leicht faulige Note. Das Stinken soll uns warnen, denn Gas ist leicht entflammbar und kann heftige Explosionen verursachen. Wer es riecht, sollte die Fenster öffnen, die Nachbarn warnen und die Feuerwehr rufen.

Hilft sparen?

Wenig Nachschub und noch viel Platz in den Speichern - das ist mit Blick auf den Winter keine gute Kombination. Wirtschaftsminister Robert Habeck rechnet deshalb gerade oft vor, wie wir alle Gas sparen können. Die Heizung ein Grad runterdrehen spart zum Beispiel sechs Prozent Energie. Auch Zähneputzen mit kaltem Wasser und Duschen im Eiltempo hilft. So kann jeder mithelfen, Gas für den Winter zu sparen. Und klimafreundlicher ist es obendrein, denn genau wie andere fossile Rohstoffe verursacht auch Erdgas Treibhausgase.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: