Namensstreit:Spezi (m/w/d)

Namensstreit: Riegele (Dose) hat den Namen "Spezi" erfunden, Paulaner (ganz rechts) pocht auf Sonderrechte für die Nutzung. Andere Hersteller halten sich lieber fein raus und nennen ihr Mixgetränk einfach ganz anders.

Riegele (Dose) hat den Namen "Spezi" erfunden, Paulaner (ganz rechts) pocht auf Sonderrechte für die Nutzung. Andere Hersteller halten sich lieber fein raus und nennen ihr Mixgetränk einfach ganz anders.

(Foto: Catherina Hess)

Zwei Brauereien streiten vor Gericht darüber, wem der Markenname der Cola-Limo-Mischung gehört. Dabei ist eigentlich eine andere Frage viel interessanter: Heißt es der, die oder das Spezi?

Glosse von Nadeschda Scharfenberg

Der erste Satz dieses Textes könnte so lauten: Das Landgericht München I beschäftigt sich gerade mit der prickelnden Frage, wem der Spezi gehört. Er könnte aber auch so gehen: Das Landgericht München I beschäftigt sich gerade mit der prickelnden Frage, wem das Spezi gehört. Oder, Variante drei: Das Landgericht München I beschäftigt sich gerade mit der prickelnden Frage, wem die Spezi gehört. Thema des Prozesses sind eigentlich die Namensrechte für das Zuckergetränk, es streiten sich die Augsburger Brauerei Riegele und Paulaner, um zehn Millionen Euro soll es gehen. Aber was sind schon zehn Millionen angesichts eines der größten linguistischen Rätsel der Menschheit? Das Gericht könnte Sprachgeschichte schreiben, wenn ihm nebenbei die Klärung der Frage gelänge, ob es der, die oder das Spezi heißt.

Die Lage ist verzwickt. Die Riegele-Brauerei hat den Namen in den 1950ern erfunden, in Anspielung auf den bairischen Spezi, Freund - verwendet aber selber den sächlichen Artikel. Bei Paulaner wiederum ist Spezi männlich, der Duden empfiehlt hingegen die oder das, weil: die Cola-Limo-Mischung oder das Getränk. Was der Volksmund sagt, ist unerforscht. Für alles gibt es eine Statistik, es ist bekannt, dass 14 Prozent der Erwachsenen mit Kuscheltier verreisen oder dass 62 Prozent der Männer heimlich popeln. Aber kein Umfrageinstitut hat je erhoben, wie groß in der Spezi-Frage die Der/die/das-Fraktionen sind. Ein Urteil im Namen des Volkes dürfte also nicht leicht zu sprechen sein.

Spezi ist nicht als einziges Produkt noch auf der Suche nach dem richtigen Begleiter. An Diskussionen darüber, welches Genus das Genussmittel Nutella hat, sind schon Beziehungen zerbrochen, auch Ketchup hat Spaltpotenzial. Dank der vielfältigen Dialektlandschaft ist sogar manches scheinbar eindeutige Wort in seiner Geschlechtsidentität erstaunlich divers. In Schwaben heißt es der Budder und der Schogglaad, in Oberbayern da Bädasui (für Zuagroaste: Petersilie), und in der Rhön sagen sie angeblich die Huhn. Besonders schwer machen es einem aus Fremdsprachen eingebürgerte Wörter wie Latte Macchiato. Das Heißgetränk kann laut Duden männlich sein, wie im Italienischen, oder aber weiblich. Es ist also nicht falsch, aber halt ein bisschen peinlich, wenn einer beim Barista bestellt: Guten Morgen, ich hätte gerne eine große Latte.

Zurück zur Limo-Debatte. Die erscheint vielleicht doch ein bisschen zu groß für ein kleines Münchner Gericht. Und so lautet die Antwortet auf die Frage, ob Spezi männlich, weiblich oder sächlich ist, wohl bis auf Weiteres ganz eindeutig: weißnich.

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