Strom- und Wärmebedarf in Eurasburg:Regenerative Energie hat Potenzial

Strom- und Wärmebedarf in Eurasburg: Die Kommune Eurasburg nutzt ihr Potenzial für erneuerbare Energien bei weitem noch nicht aus. Für das Schloss Eurasburg (im Bildzentrum) könnte eine gemeinschaftliche Biomasseheizung sinnvoll sein.

Die Kommune Eurasburg nutzt ihr Potenzial für erneuerbare Energien bei weitem noch nicht aus. Für das Schloss Eurasburg (im Bildzentrum) könnte eine gemeinschaftliche Biomasseheizung sinnvoll sein.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein neuer Teil-Nutzungsplan sieht große Möglichkeiten zur Stromabdeckung durch Photovoltaik, für eine zentrale Dorfheizung in Beuerberg und individuelle Lösungen in Eurasburg und Achmühle.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Derzeit deckt Eurasburg den Strombedarf erst zur Hälfte mit erneuerbaren Energien, bei der Wärme sind es nur knapp 20 Prozent. Die Potenziale besser zu nutzen, das soll der Kommune auf Basis eines Teil-Energienutzungsplans des Kompetenzzentrums der Energiewende Oberland (EWO) gelingen. "Es ist Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und das anzugehen", sagte EWO-Energiemanager Andreas Scharli, als er dessen Ergebnisse in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorstellte. "Es geht um die Versorgungssicherheit." Die Bevölkerung müsse sich aber an Ortsbildveränderungen durch technische Bauwerke gewöhnen, wie etwa bei einer Heizzentrale mit zwölf Meter hohen Kaminen für eine Beuerberger Dorfheizung.

Der Teil-Energienutzungsplan - die Windkraft wurde in der Analyse ausgenommen - zeigt viel Potenzial für Eurasburg im erneuerbaren Sektor. Theoretisch könnte sich die Kommune laut EWO-Projektmitarbeiterin Christiane Regauer vollständig regenerativ selbst mit Strom versorgen, würden elf Hektar mit Freiflächen-Photovoltaikanlagen bebaut. Gut geeignet seien Areale nahe der Garmischer Autobahn A 95, etwa sieben Hektar, durch angrenzenden Wald nicht einsehbare Fläche bei Sprengenöd, eine weitere ebenso große Fläche beim Brunnen Happerg und zusätzliche zwei Hektar am Nordrand Eurasburger Flur westlich der Autobahn.

Allerdings sind derzeit nur 16 Prozent der für Solarenergie geeigneten Dachflächen in der Kommune laut Regauer genutzt. Für die stromintensiven Wasserversorgung könnten an den Hochbehältern in Berg und Oed Photovoltaikanlagen installiert werden. Laufe die 20-jährige EEG-Förderung aus, lasse sich die PV-Anlage auf dem Klärwerk für den Eigenverbrauch umrüsten. Ebenso biete sich das Dach des Feuerwehrhauses in Oberherrnhausen für eine PV-Anlage an.

Für die regenerative Wärmeversorgung bietet sich nur in Beuerberg eine gemeinschaftliche Dorfheizung an. Zum Anschluss eignen sich zwei Kristallisationsgebiete - einer um den Dorfkern mit der Klosteranlage, Raiffeisenbank und Schule. Das würde laut EWO-Energiemanager Scharli etwa 45 Gebäude umfassen. Damit ließen sich 300 000 Liter Heizöl im Jahr einsparen. Weitere Erschließungsgebiete gibt es in der Bahnhof-, Alpenblick- und Blombergstraße. Damit könnten nochmals 40 000 Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden. Insgesamt gebe es zwar mehr interessierte Wärmekunden, etwa 60 Prozent aller Beuerberger Haushalte, so Scharli. Doch die Energieverluste im Boden seien zu hoch, um eine Gesamtlösung wirtschaftlich rechtfertigen zu können.

Während der Sommermonate könnte laut Scharli das Wasserkraftwerk an der Loisach etwa eine Hochtemperaturwärmepumpe betreiben und damit die benötigte Heizenergie sicherstellen. Das könnte die für die Dorfheizung in benötigte regenerative Energiequelle Holz entlasten. "Uns geht es darum, dass man mit allen Ressourcen schonend umgeht", so Scharli.

Für den Verwaltungshauptort Eurasburg sowie Achmühle eignen sich zentrale Dorfheizungsprojekte dagegen derzeit nicht. In Eurasburg verfolgten die Gewerbebetriebe östlich der Staatsstraße eigene Energiestrategien, erklärte Scharli. "Es sind keine Synergieeffekte möglich." Infolge der großen Grundstücke lägen die Häuser zudem weit auseinander, was zu große Wärmeverluste hervorrufen würde. Lediglich am Schloss lasse sich eine gemeinschaftliche Biomasseheizung realisieren. In Achmühle sei das Potenzial für ein zentrales Wärmenetz noch geringer als in Eurasburg. In beiden Ortsteilen seien individuelle Lösungen gefragt, so Scharli. Zu den künftigen Kosten einer Kilowattstunde Energie wollte sich der EWO-Energiemanager zu diesem Zeitpunkt nicht festlegen.

Das Potenzial für regenerative Windkraft auch bald in einem Teil-Energienutzungsplan zu untersuchen, mahnte Grünen-Gemeinderat- und Landtagsabgeordneter Hans Urban. Die Ergebnisse des aktuellen Energienutzungsplans sollen bald online auf der kommunalen Homepage sowie im nächsten Gemeindeblatt veröffentlicht werden. Um auch kleine Lösungen für regenerative Energiezeugung zu nutzen, rief Bürgermeister Sappl die Bevölkerung auf miteinander zu reden. "Fragt euren Heizungsbauer, Kaminkehrer."

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