Brauchtum:Bayerisches Bier soll zum Weltkulturerbe werden

Oktoberfest

Bayern, ohne Bier nicht denkbar? Besucher auf dem Oktoberfest.

(Foto: dpa)

Ein neuer Verein will für das "Bierland Bayern" bei der Unesco den begehrten Status eines immateriellen Weltkulturerbes erreichen. Hubert Aiwanger und Alfons Schuhbeck sollen die Sache voranbringen, doch die Hürden sind hoch.

Von Franz Kotteder

Das hätte ein interessantes Zusammentreffen ergeben können, zwischen dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und dem bekanntesten bayerischen Koch Alfons Schuhbeck, der demnächst wohl Hauptperson in einem spektakulären Wirtschaftsstrafverfahren sein wird. In den Münchner Kindl-Stuben des Fernsehkochs am Platzl sollte der Verein "Bier und Wir" vorgestellt werden. Und vor allem seine groß angelegte Kampagne, die das Bierland Bayern zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco machen soll. Und Schirmherr dieser Aktion ist eben Hubert Aiwanger. Doch der musste wegen Corona zu Hause bleiben.

Alfons Schuhbeck tritt erstmals seit Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe wieder öffentlich bei einer Pressekonferenz in Erscheinung. Demnächst droht ihm wohl die Eröffnung des Steuerverfahrens gegen ihn. Der 73-Jährige hat deutlich abgenommen und wirkt angeschlagen. Auf Fragen, ob ihm die äußeren Umstände ein größeres Engagement im Verein erlauben, geht er nicht weiter ein. Er sei Gründungsmitglied und habe die Räumlichkeiten für den abendlichen Festakt zur Verfügung gestellt. "Quasi in Nachbarschaftshilfe", sagt der Vereinsvorsitzende und Münchner CSU-Kommunalpolitiker Armin Gastl, dessen diverse Firmen ihren Sitz ebenfalls am Platzl haben.

Schuhbeck selbst ist wieder ganz der Alte, wenn es ums Bier geht. "Eigentlich bin ich ja mehr der Experte für Ingwer", beginnt er nicht ohne Selbstironie seine Ausführungen, "aber Bier ist natürlich eine Art Grundnahrungsmittel bei uns. Ich glaube, es fehlt nur noch ein Bestandteil, dann könnte man sich theoretisch komplett nur damit ernähren." Er selbst bevorzuge als Aperitif einen Schnitt, das sei gut für den Magen, und außerdem: "Wenn du eine Halbe hast, dann hast du einen ganz anderen Lebensmut und kommst ins Ratschen."

Diesen Part übernimmt bei der Pressekonferenz der emeritierte Mainzer Professor für Kommunikationswissenschaften, Horst Wurm, der auch "gebürtiger Münchner, und zwar in dritter Generation" ist. Er ist der Initiator von Aktion und Verein und nichts weniger als dessen Präsident. Er erklärt, warum das "Bierland Bayern" den Status als immaterielles Weltkulturerbe der Unesco bekommen müsse. Gerade die zurückliegenden beiden Jahre hätten deutlich gemacht, so Wurm, "welche verbindende Rolle das Bier in Bayern spielt".

Das Auswahlverfahren bei der Unesco dauert oft Jahrzehnte

Es gehe da um den gesellschaftlichen Zusammenhang, um "die Symbiose von Bier und der bayerischen Kulturgesellschaft, die sich kombiniert zu einem Alleinstellungsmerkmal entwickelt haben". Bayern sei ohne Bier nicht denkbar, und deshalb wolle man nun formell mit einem Festakt an diesem Mittwochabend das Antragsverfahren einleiten. Die Unesco verleihe den Titel nur für kulturelle Ausdrucksformen, "die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden".

Passt, finden Wurm und Gastl. Einen Antrag zu stellen, ist allerdings bei Weitem nicht genug. Die Unesco hat sehr hohe Hürden gesetzt, zum Beispiel ein umfangreiches Auswahlverfahren in den einzelnen Ländern, oft gehen Jahrzehnte ins Land. Gastl: "Uns ist klar, das wird ein Marathon."

Dem im Oktober 2021 gegründeten Verein gehören mittlerweile 200 Mitglieder an, 5000 sollen es noch werden. Neben Wurm, Gastl und Schuhbeck gehören ihm auch eine Reihe von Verbänden an, die ehemalige Wiesnchefin Gabriele Weishäupl und Lothar Ebbertz, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes. Der Brauerbund selbst kann nicht Mitglied werden, weil es seine Satzung verbietet, bei anderen Vereinen Mitglied zu werden.

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