Mitten in Würzburg:Jubiläum zweier Weltrekord-Stadträte

Mitten in Würzburg: St.Kilian Dom mit Turm des Rathauses in Würzburg.

St.Kilian Dom mit Turm des Rathauses in Würzburg.

(Foto: Ralph Peters via www.imago-images.de)

Auf hundert gemeinsame Jahre im Stadtrat der unterfränkischen Hauptstadt blicken Willi Dürrnagel und Jürgen Weber zurück. Das ist aber noch nicht alles. In einer Disziplin dürften ihnen Stadtrats-Kollegen weltweit nicht das Wasser reichen können.

Von Olaf Przybilla

Hundert Jahre sind Jürgen Weber und Willi Dürrnagel nun zusammen Mitglieder des Würzburger Stadtrats, jeder von ihnen bringt 50 Jahre davon ein. Als die beiden angefangen haben mit der Stadtpolitik, hieß der Bundeskanzler Willy Brandt und eine gewisse Ulrike Meyfarth war kurz davor, in München zum Olympiasieg zu fliegen.

Auf unterschiedlichen Seiten haben die beiden 1972 begonnen mit ihrer kommunalpolitischen Kärrnerarbeit, der eine bei der SPD (Dürrnagel), der andere bei der CSU (Weber), bis sie sich - kein Witz - Dutzende Jahre später mal in ein und derselben Stadtratsfraktion wiederfanden. Die wiederum lautet auf den Namen WL, was am Main allgemein mit "Weber-Liste" übersetzt wird, offiziell aber Würzburger Liste heißt.

Das alles wäre ja schon bemerkenswert genug und allemal Anlass für einen kleinen medialen Blumenstrauß. Um dieses Jubiläum aber richtig fett zu machen, sei hier ein Weltrekordverdacht in die Welt geblasen, der solange Gültigkeit für sich in Anspruch nimmt, bis die Fachleute vom Guinness Buch das Gegenteil beweisen. These also: In keinem anderen Ort weltweit gibt es zwei Stadträte, die auf gemeinsame 100 Jahre Kommunalpolitik zurückblicken und, jetzt kommt's, dabei zusammen insgesamt acht Stadtratsfraktionen durchlaufen haben. Außer eben Weber&Dürrnagel.

Wobei dem Alt-Oberbürgermeister Jürgen Weber, was dies betrifft, der eher zurückhaltende Part zukommt. Seine politische Kurz-Vita: Angefangen bei der CSU, sich dann über eine OB-Kandidatur mit Würzburgs Barbara-Stamm-CSU überworfen, eigene Liste gegründet (besagte WL), der CSU (und Barbara Stamm) die Zornesröte ins Gesicht getrieben, zwölf Jahre OB gewesen und seither WL-Stadtrat.

Dürrnagel Fraktions-Vita dagegen: Erst SPD, dann Freie Wählergemeinschaft, danach Unabhängige Bürger Würzburgs, anschließend Christlich Soziale Union, gefolgt von der Würzburger Liste und inzwischen Stadtrat der ÖDP. Bei einem Besuch daheim bei ihm vor zwei Jahren, erklärte Dürrnagel, er habe eben immer Wert darauf gelegt, seine "Meinung sagen zu dürfen". Bei Weber ist das ähnlich.

Beachtlichen Erfolg haben sie beide, das Querulanten-Stigma haftet Weber ohnehin nicht an und sogar Dürrnagel nicht. Im Gegenteil, wenn er mal wieder auf dem freien Markt ist und keine Lust mehr auf die eigene Fraktion hat, dann klopfen zuverlässig Würzburger Parteien an, ob er nicht bei ihnen anheuern möchte. Wozu man wohl insgesamt nur sagen kann: Herzlichen Glückwunsch.

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