Dachau:"Im Herbst hat die Pandemie den Landkreis wieder im Griff"

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Seit rund zwei Wochen steigt die Zahl der Corona-Patienten im Helios Amper-Klinikum wieder an. (Foto: Toni Heigl)

Die Corona-Inzidenzzahlen steigen wieder deutlich an, betroffen sind vor allem die 19- bis 59-Jährigen. Gleichzeitig geht die Koordinierungsgruppe Pandemie von einer großen Dunkelziffer an Erkrankten aus und bereitet Maßnahmen für den Herbst vor.

Von Anna Schwarz, Dachau

Bereits seit Juni zieht die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis deutlich an, sie lag am Freitag bei 979, Tendenz steigend. Das erklärte die Leiterin des Gesundheitsamts Monika Baumgartner-Schneider beim Treffen der Koordinierungsgruppe Pandemie am Mittwoch im Landratsamt. Allerdings geht die Koordinierungsgruppe wie das Robert-Koch-Institut von einer großen Dunkelziffer aus, sie könnte "mindestens doppelt, wenn nicht sogar dreifach so hoch sein", teilt das Landratsamt in einer Pressemitteilung mit. Das Gremium unter Leitung von Landrat Stefan Löwl (CSU) besteht aus rund 40 lokalen Experten aus Gesundheitsamt, Kliniken und Pflege- sowie Behinderteneinrichtungen, niedergelassenen Ärzten, Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei, Apotheken, ambulanter Palliativversorgung sowie Fachbereichen des Landratsamtes, Gemeinden, Schulamt und den beiden Impfzentren.

Bei den Infektionen bestehe kein Zusammenhang zu den Volksfesten

Besonders hoch sei die Inzidenz in der Altersgruppe der 19- bis 59-Jährigen, denn sie seien in Beruf und Freizeit viel unterwegs und hätten viele Kontakte, so Baumgartner-Schneider. Dazu komme, dass die meisten Corona-Schutzmaßnahmen weggefallen sind. Ein lokaler Infektionsherd wurde aber bislang nicht festgestellt, auch gebe es bei den Infektionen keinen direkten Zusammenhang zu Veranstaltungen wie den Volksfesten in Indersdorf und Karlsfeld oder Gemeindefeiern, wie zuletzt in Haimhausen und Erdweg: "Die Möglichkeiten, sich anzustecken, sind für Bürger vielfältig und für das Gesundheitsamt oft schwer nachvollziehbar". Die steigendenden Inzidenzzahlen bereiten den Experten mit Bick auf den kommenden Herbst Sorgen, denn dann werde die Pandemie "den Landkreis wieder fest im Griff haben". Deshalb sei das Gesundheitsamt bereits in engem Austausch mit Senioren- und Pflegeeinrichtungen, um Hygiene- und Testkonzepte und das Management bei einem Ausbruchsgeschehen zu besprechen sowie Auffrischungsimpfungen zu thematisieren.

"Bereits jetzt arbeiten wir am Limit"

Indes machen (Corona-)Erkrankungen des Personals auch dem Rettungsdienst, den Kliniken und dem Gesundheitsamt zu schaffen. BRK-Kreisgeschäftsführer Dennis Behrendt erklärt, dass der Rettungsdienst im Landkreis zwar stabil aufgestellt sei, aber: "Bereits jetzt arbeiten wir am Limit und das mit dem Wissen, dass das Geschehen im Herbst definitiv noch intensiver wird." Seit rund zwei Wochen, steige auch die Zahl der Corona-Patienten im Helios Amper-Klinikum: Am Mittwoch lagen 22 Patienten auf der Normalstation und zwei auf der Intensivstation. Besorgt sind auch die Hausärzte im Landkreis, denn derzeit kommt eine für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Zahl an Patienten mit anderen Atemwegsinfektionen in die Praxen.

Grund dafür sei laut Hausarzt Stephan Herf, dass während der Pandemie Kontaktbeschränkungen und verschärfte Hygienemaßnahmen galten: "Daher fehlte das normale Training des Immunsystems und wir stehen den Infektionen ungeschützter gegenüber." Deshalb raten die Ärzte zur Grippeschutzimpfung, außerdem wird für vulnerable Gruppen die Auffrischung der Corona-Impfung nach sechs Monaten dringend empfohlen. Denn jede Infektion mit dem Corona-Virus vergrößere laut Koordinierungsgruppe die Gefahr einer Long-Covid-Erkrankung.

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