AfD Baden-Württemberg:Destruktives Patt

AfD Baden-Württemberg: Letzte Rede als Vorsitzende: Alice Weidel in Stuttgart.

Letzte Rede als Vorsitzende: Alice Weidel in Stuttgart.

(Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Beim Landesparteitag in Stuttgart zeigt sich, dass die AfD keinen Verfassungsschutz braucht, der ihr das Leben schwer macht. Sie schafft das schon selbst.

Von Max Ferstl

Alice Weidel hat am Samstag ihre letzte Rede als Vorsitzende der baden-württembergischen AfD gehalten. Sie klang dabei nicht so, als würde sie ihren Abschied übermäßig bedauern. Weidel übergibt einen Landesverband, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird und der so gespalten ist, dass man ihn fast schon dysfunktional nennen könnte. Zwei Blöcke stehen sich gegenüber. Es ist der alte Richtungsstreit, Moderate gegen rechte Hardliner, doch in Baden-Württemberg sind die Lager gleich stark. Am Ende steht ein destruktives Patt, das sich auch mit viel Fantasie nicht auflösen lässt.

Dieser Landesverband bräuchte gar keinen Verfassungsschutz, der ihm das Leben schwer macht. Die Parteitagsdelegierten schafften das selbst. Das Misstrauen unter den Funktionären war gewaltig. Die einen bezweifelten die Funktionsfähigkeit der elektronischen Stimmgeräte, die anderen, dass der bisherige Vorstand korrekt mit den Parteifinanzen umgegangen sei. Es gab Pfiffe, Buh-Rufe, Beschimpfungen. Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man geglaubt, dass hier der Parteitag unterschiedlicher Parteien stattfindet. Hinzu kommt die offenbar chronische Sehnsucht, Chaos zu stiften. Die AfD findet selbst bei banalen Verfahrensfragen keine Mehrheiten. Sie schafft es nicht, Parteikollegen respektvoll zu begegnen. Beschlüsse, gerade mal gefasst, sind Stunden später wieder hinfällig. Es ist fast folgerichtig, dass sich im gesamten Landesverband keine einzige Person fand, die für das Vorsitzendenamt eine Mehrheit hinter sich scharen konnte.

In höchster Not hat sich die AfD zu einer Doppelspitze durchgerungen. Es ist paradoxerweise genau jene Variante, die in der Partei niemand wollte, weil sie böse Erinnerungen weckt an die Prä-Weidel-Ära. Damals zankte sich ein Führungsduo monatelang öffentlich. Angesichts der Fronten im Verband braucht es wenig Fantasie, um zu ahnen, dass die Selbstzerfleischung nun wieder beginnt.

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