Der Pasinger Bahnhof, eines der größten Schienen-Drehkreuze Bayerns, wird für eine halbe Milliarde Euro ausgebaut. Drei Projekte sind geplant, um den Knotenpunkt, an dem heute schon 1000 Züge täglich halten und den rund 100 000 Fahrgäste nutzen, fit für die Zukunft zu machen. Für das erste Projekt, den Bau eines zusätzlichen Bahnsteigs im Norden, soll bereits im Sommer das Planfeststellungsverfahren beginnen.
Dieser neue Bahnsteig, an dem künftig vor allem Züge in und aus Richtung Augsburg halten werden, entsteht zwischen den vorhandenen Gleisen 12 und 14. Er soll barrierefrei über Aufzüge und Rolltreppen an die bestehenden Unterführungen angeschlossen werden. Außerdem wird eine 1340 Meter lange, bis zu vier Meter hohe Lärmschutzwand von der Offenbachstraße bis zu den Kleingärten westlich der Pippinger Straße errichtet - zur Freude der Anwohner und des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing.
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Die unteren zwei Meter der Wand bekommen eine Begrünung, der obere Teil ist aus Glas. Aus lokalpolitischer Sicht sollte die Wand zudem mit Photovoltaik ausgestattet werden. Doch das ist noch nicht alles: Zumindest nach dem Kenntnisstand der Bürgervertreter soll auch das Bahnhof-Eingangsgebäude an der Nordseite abgebrochen und etwa einen Meter in Richtung Vorplatz versetzt wieder neu errichtet werden. "So haben uns das federführende Bahn-Mitarbeiter bei einer Videokonferenz Ende Juni erklärt", sagt die Vorsitzende des Unterausschusses Planung, Maria Osterhuber-Völkl (CSU).
Pasings Lokalpolitiker plädieren für die Auslobung eines Wettbewerbs
Für diesen Fall plädieren Pasings Lokalpolitiker dafür, den Neubau höher als die Lärmschutzwand zu gestalten, mit öffentlichen Toiletten und Fahrradabstellanlagen auszustatten und inklusive des Vorplatzes als "Gesamtkonzept" zu denken. Am besten fänden sie die Auslobung eines städtebaulichen Wettbewerbs für diesen Bereich. Denn mit dem neuen Eingang biete sich die "Chance, das Entrée zum Bahnhof beziehungsweise Richtung August-Exter-Siedlung" neu zu komponieren.
Die Sprecherin der Bahn für Großprojekte in München allerdings betont, aktuell sei "weder ein Abriss noch ein Neubau geplant". Es fänden lediglich "Sanierungsarbeiten am Gebäude" statt. Das Stadtteilgremium fordert darüber hinaus, mit dem Bau des Nordbahnsteigs die Verbindung zur Pasinger Kurve mitzuplanen und, falls möglich, "zeitgleich" zu realisieren. Derzeit rechnet die Bahn damit, zum Fahrplanwechsel im Dezember 2027 den neuen Bahnsteig in Betrieb nehmen zu können.
Für das zweite Projekt, die Erweiterung des Südbahnsteigs, sind die Planungen noch nicht so weit gediehen. Fest steht jedoch bereits, dass dieser Bahnsteig, an dem bisher nur die Züge der S20 halten, barrierefrei zu einem Mittelbahnsteig mit zwei Gleisen ausgebaut werden soll. Dann können dort auch die Regionalzüge in und aus Richtung Fürstenfeldbruck oder Buchloe stoppen und helfen, den Zugverkehr zu entzerren.
Der Westkopf Pasing soll kreuzungsfrei werden
Das aufwendigste Projekt aber wird das dritte: der kreuzungsfreie Ausbau des sogenannten Westkopfs Pasing mit zahlreichen Unter- und Überführungen. Bislang müssen die S-Bahnen der Linien S4, S6 und S8 ebenso wie die Züge aus dem Allgäu und dem Werdenfelser Land vor der Einfahrt in den Pasinger Bahnhof häufig an einem Signal warten. Die Folge sind Verspätungen. Mit dem Bau von Brücken und Untertunnelungen soll dieser Stau aufgelöst und die Zeitverzögerung dadurch minimiert werden. Baubeginn für dieses Projekt ist laut Bahn jedoch frühestens 2030. Aktuell beschäftigt die Pasinger allerdings vor allem die Situation vor dem nördlichen Eingang des Bahnhofs. Der Hellihofweg entlang des Kulturzentrums Pasinger Fabrik wurde erst vor wenigen Wochen wegen eines Versorgungstunnels für die Gleisanlagen gesperrt.
Das Bauprojekt soll, sofern nichts Unvorhergesehenes passiert, Ende September beendet sein. Abgerissen wird zudem die marode ehemalige Hausmeistervilla der Fabrik - diese Arbeiten, für die einige Parkplätze am Wensauerplatz entfallen, enden voraussichtlich Ende August. Ein Neubau ist dort nicht geplant, die Pasinger Fabrik erarbeitet ein Konzept zur künftigen Nutzung der Fläche. Und auch das zuletzt als Eisdiele genutzte Gebäude an der August-Exter-Straße 3 muss weichen: An dieser Stelle entsteht ein neues Gebäude, Baubeginn ist zwischen September und November, mit der Fertigstellung wird Anfang 2024 gerechnet.