Brenner-Nordzulauf:Der Golfplatz verliert nur ein Loch

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Bahnmitarbeiter und Besucher diskutieren am späten Dienstagnachmittag die unlängst vorgestellte umstrittene Variante für den Brenner-Zulauf. (Foto: Christian Endt)

Die Planer der neuen Gleisvariante "Limone" stellen sich den Bürgern und deren Bedenken. Beim Auftakt in Grafing ergeben sich für Besucher bisweilen neue Erkenntnisse.

Von Korbinian Eisenberger, Grafing

Loch zwölf ist eines von 18 Löchern und in zweierlei Hinsicht ein besonderes Exemplar. Es ist das Loch des Abschlags - aber nicht mehr lang. Loch zwölf soll verschwinden, oder besser, versetzt werden. Das klingt zunächst nach einer weniger guten Nachricht. Golfspielern aus der Region Ebersberg aber dürfte die Information durchaus gefallen.

Dienstagnachmittag in Grafing. Mitarbeiter der Deutschen Bahn und Bewohner der Region treffen im katholischen Pfarrheim aufeinander. Es geht um die Frage, ob die Pläne der Bahn für neue Gleise in der Region tatsächlich so unerhört sind wie zuletzt offenbar von etlichen wahrgenommen. Oder ob sich vielleicht doch die ein oder andere vernünftige Idee dahinter verbirgt. Es könnte emotional werden, laut, das kann schon mal vorkommen bei dem Thema. Jedenfalls kann es nicht schaden, dass zwei DB-Sicherheitsbeamte im Eingangsbereich stehen.

Es ist der erste von drei Terminen in der Region. Stelltafeln führen dramaturgisch durch den Saal des Pfarrheims. Es wird genau - aber nicht zu genau - erklärt, aus welchen Gründen die Planer die Trasse "Limone" der türkisen Variante vorzogen. Grob zusammengefasst: Weil laut der Berechnungen der Planer Mensch und Natur auf diese Weise am wenigsten beeinträchtigt sein sollen.

Nicht wenige nutzen die Gelegenheit an diesem frühen Abend, trotz Freibad-Wetter stehen die Menschen im Raum verteilt, machen sich ein Bild und diskutieren mit Vertretern der Bahn, die sich auf die einzelnen Stationen verteilt haben. Ein Mann aus dem Ortsteil Grafing-Bahnhof kommt zu einer nicht ganz irrelevanten Erkenntnis. Der Golfplatz in Oberelkofen soll - anders als zuletzt von einem Projektkritiker prognostiziert - nahezu vollumfänglich erhalten bleiben. Durch die Gleisführung müsse lediglich Loch zwölf versetzt werden, erklärt Projektabschnittsleiter Dieter Müller im Gespräch mit einem Gast. "Deswegen haben wir in Kürze einen Termin mit dem Eigentümer."

Für Planer sind solche Termine nicht gerade der Jackpot, doch sie sind gekommen

Dieter Müller ist einer von zwei Hauptverantwortlichen für das Projekt. Und auch der zweite von ihnen ist gekommen, Matthias Neumaier, der Leiter des Gesamtprojekts. Solche Termine sind für Projekt-Planer nicht gerade der Jackpot. Aber es gehört eben auch dazu - und sie stellen sich. Unterstützt werden Neumaier und Müller von gut 20 Bahn-Mitarbeitern, die ebenfalls kundig wirken. Und so mischen sich Bahn-Bedienstete und Nicht-Bahn-Bedienstete. Die Sicherheitsleute haben zunächst keinen Anlass für Eingriffe.

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In den ersten beiden Stunden wird deutlich, dass nicht wenige Gäste zum ersten Mal die Gelegenheit haben, sich im Detail mit den Plänen auseinanderzusetzen. Manche erfahren, dass die Züge offenbar kaum sichtbar durch die Landschaft fahren sollen. Es finden sich aber auch Beobachter, die mit den Argumenten der Bahnmitarbeiter wenig anfangen können und kopfschüttelnd zwischen den Tafeln stehen.

Mitten drin steht jetzt ein Mann, der die Tafelrunde komplett durchgegangen ist, etwa eine Stunde hat er damit verbracht. Gerhard Jüstel lebt in Schammach bei Grafing, sein Haus steht 50 Metern entfernt von jenem Bereich, wo Neubaustrecke "Limone" verlaufen soll. Dennoch hat Jüstel weder eine Fackel noch eine Mistgabel in der Hand. Im Gegenteil. "Ich empfinde Eisenbahnlärm als viel weniger schlimm als den Lärm von Autos, Motorrädern und Lastern", sagt er. Er hoffe gar, so Jüstel, dass die Lärmsituation mit dem Lärmschutz, den der Gleis-Ausbau bringt, "vielleicht sogar besser wird".

Für den Golfplatz und seine Löcher, mögen es 17 oder 18 sein, interessiere er sich hingegen weniger, so Jüstel. Und so diskutierten sie in Grafing noch bis zum frühen Abend weiter. Dem Vernehmen nach ohne größere Zwischenfälle, wodurch die Sicherheitsleute einen ruhigen Abend hatten.

Am Mittwoch, 16 bis 20 Uhr, kommen die Planer nach Aßling auf den Kirchplatz 1. Am Donnerstag, 16 bis 20 Uhr, sind sie im Landgasthof Wallner, Rotter Straße 2, in Tuntenhausen (Kreis Rosenheim).

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