Nach SZ-Bericht:Kindeswohlgefährdung ignoriert? Jugendamt will interne Abläufe überprüfen

Die Behörde leitete entsprechende Hinweise eines Bürgers nicht an die Polizei weiter. Das Vorgehen ruft nun die CSU auf den Plan.

Die CSU im Rathaus fordert "Kindeswohl ohne Umwege" und verlangt Auskunft über die Kommunikation des Jugendamts, wenn Hinweise eingehen, dass ein Kind in Gefahr sein könnte. Anlass ist ein Bericht der SZ über den fragwürdigen Umgang mit der Meldung eines Bürgers. Dieser hatte einen in menschenverachtendem Duktus formulierten Facebook-Post eines Mannes gelesen, der damit prahlte, dass er seinem Ziehsohn eine "geballert" habe, weil der es nötig gehabt habe. Der Mann lebt offenbar außerhalb Münchens in Bayern.

Die Stabstelle Kinderschutz im Münchner Jugendamt leitete diese Information nicht an die Polizei weiter, sondern forderte den Bürger in drei E-Mails dazu auf, das selbst zu tun. Als die Polizei schließlich durch die SZ von dem Post erfuhr, leitete sie ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts auf Körperverletzung ein.

CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl will nun wissen, ob es eine Dienstanweisung im Jugendamt gebe, die es rechtfertige, als Behörde nicht selbst die Ermittler zu informieren, und was getan werde, um den Umgang mit Hinweisen auf Kindeswohlgefährdung zu optimieren. Man müsse "dankbar" sein, wenn Bürger sensibel seien.

Das Sozialreferat verteidigte zunächst das Vorgehen, nun ergänzt eine Sprecherin aber, dass man im fraglichen Fall die Polizei kontaktiert habe. In der Regel würden solche Informationen auch an sie weitergegeben, die Meldewege seien "eingespielt und zuverlässig". Dennoch überprüfe man interne Abläufe, damit künftig keine Meldungen mehr verzögert an die Polizei gingen.

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Von Bernd Kastner

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