Harry Potter-Sport:Quidditch heißt jetzt Quadball

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Quidditch-Training der Berlin Bludgers im Treptower Park. (Foto: Sebastian Wells/imago)

Bei Harry Potter ging es bei der Besenjagd auf den Schnatz ziemlich magisch zu, in der Realität haben die Sportler allerdings mit recht irdischen Problemen zu kämpfen.

Von Anna-Lena Jaensch

Wehende Umhänge, fliegende Besen, epische Musik: Willkommen in Hogwarts, das Spiel beginnt! Quidditch ist eine Sportart aus dem Harry-Potter-Universum, ein Wettkampf voller Magie. Damit auch Nicht-Zauberer das erleben können, was die Charaktere der Filme und Bücher erlebt haben, holten 2005 zwei US-amerikanische Studenten das Spiel aus der Fiktion in die Realität und erfanden ein "Muggel-Quidditch". Muggel, so nennt man bei Harry Potter die Menschen.

Mittlerweile rennen rund 600 Teams aus 40 Ländern mangels übernatürlicher Fähigkeiten mit einem Stock zwischen den Beinen - anstatt mit einem Besen zu fliegen - über Sportplätze und durch Parks und versuchen dabei, den sogenannten Schnatz zu fangen. In Joanne K. Rowlings Büchern handelt es sich dabei um einen goldenen Ball mit Flügeln, im echten Leben ist es ein Tennisball in einer Socke, den sich ein Spieler in seinen Hosenbund klemmt. Die Realität ist bisweilen eben nicht ganz so magisch wie die Fiktion.

Das letzte bisschen Zauber verpufft nun aber aus ganz anderen Gründen. Quidditch soll ab sofort nicht mehr den Namen des Harry- Potter-Spiels tragen, sondern in Quadball umbenannt werden. So heißt es in einem nun veröffentlichten Statement des Internationalen Quidditchbunds. Die Begründung holt selbst die fanatischsten Fans aus den Türmen von Hogwarts auf den Boden der Tatsachen zurück: Erstens ist da die Autorin, Joanne K. Rowling. Ihr wird inzwischen Transphobie vorgeworfen, weswegen sich selbst Harry-Potter-Stars wie Daniel Radcliffe und Emma Watson öffentlich distanzierten. In einer der wenigen Sportarten, in der gemischtgeschlechtlich trainiert und gespielt wird, sei eine solche Einstellung fehl am Platz, finden viele Mitglieder.

Stöcke statt Besen: Quidditch-WM 2016 in Frankfurt. (Foto: imago sportfotodienst/imago/Michael Schick)

Der zweite und wohl bedeutendere Grund für die Umbenennung ist die rechtliche Lage: Aktuell besitzt die US-amerikanische Filmgesellschaft Warner Bros die Urheberrechte für den Begriff Quidditch. Das schränkt die Sportart in ihrer Reichweite und Finanzierung ein: Es finden sich kaum Sponsoren, die Spiele laufen normalerweise nicht im Fernsehen oder Radio. Mit dem neuen Namen sei dies vermutlich leichter möglich, erklärt Andy Marmer in einem Statement. Er ist der Vorsitzende des Namensänderungskomitees des Internationalen Quidditchbunds. Quadball kommt vom lateinischen quattuor (deutsch: vier) und bezieht sich auf die Anzahl der Bälle und Spielpositionen auf dem Feld.

Auch im Deutschen Quidditchbund, zu dem knapp 40 Teams gehören, wird nun über die Umbenennung beraten. Bislang stehe nicht fest, inwieweit auch andere im Spiel genutzte Begriffe wie etwa Quaffel oder Bludger von der Änderung betroffen seien, heißt es auf deren Website. Der Quaffel ist ein Ball in der Größe eines Fußballs, mit dem Punkte erzielt werden können, indem er durch einen der Tor-Ringe der gegnerischen Mannschaft geworfen wird. Als Bludger werden Spieler bezeichnet, die ihre Gegner durch gezielte Tritte oder Würfe stören.

Doch wie viel Entfremdung vom Ursprung des Spiels ist nötig - und überhaupt möglich? Darüber wird im Deutschen Quidditchbund noch diskutiert. Eines sei aber sicher: "Es wird keinen deutschen Namen von Quadball geben." Auch die Modernisierung einer Zauberwelt hat ihre Grenzen.

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