Personalmangel:Busse ohne Fahrer

Personalmangel: Wer einen Bus steuern kann, hat bei der Jobsuche in der Region die Qual der Wahl.

Wer einen Bus steuern kann, hat bei der Jobsuche in der Region die Qual der Wahl.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Im Münchner Umland müssen inzwischen sogar Linien wieder ausgedünnt werden, weil Fachkräfte fehlen. Was lässt sich dagegen unternehmen?

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Eigentlich wollte der Landkreis Ebersberg in den kommenden Jahren den Busverkehr ausbauen. Statt dessen wird er möglicherweise auf einigen Linien die Bedienung wieder ausdünnen müssen. Der Grund: Es gibt nicht mehr genügend Busfahrer. Darauf hat Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der auch Sprecher der MVV-Landkreise ist, bei einem Pressegespräch hingewiesen. Das Problem betrifft neben Ebersberg auch den Landkreis München und das weitere Umland. Ein Busunternehmen im Münchner Umland habe aufgrund der schwierigen Situation sogar schon Insolvenz anmelden müssen, so Niedergesäß.

Der gravierende Personalmangel hat laut Niedergesäß verschiedene Ursachen. Zum einen sei ein Busführerschein sehr teuer, 8000 bis 10 000 Euro müsse man in Deutschland dafür ausgeben, das sei eine große Hürde, sich für diesen Beruf zu entscheiden. In Österreich, so der Ebersberger Landrat, koste ein Busführerschein hingegen nur 3000 Euro. Und Österreich sei für Fahrer aus Süd- und Osteuropa, die woanders nach Jobs suchen, auch aufgrund der Nähe attraktiver als Deutschland. Darüber hinaus lockt auch das Einkommen offenbar nicht gerade in die Region München, wo die Lebenshaltungskosten sehr hoch sind. In Baden-Württemberg etwa verdienten Busfahrer vier Euro pro Stunde mehr, erläutert Niedergesäß; in München selbst erhielten die Busfahrer die doppelte München-Zulage, die in der Region so nicht gezahlt werde.

Manchmal sind von 50 angeworbenen Fahrern nach einem Jahr nur noch zehn da

Alle Faktoren zusammen führen dazu, dass die Personalsuche für die Unternehmen in der Region inzwischen viel Zeit und Kraft erfordert. Zwar werben die Busunternehmer ihre Leute längst auch im Ausland an, das Glonner Busunternehmen Ettenhuber etwa, das auch Linien im Landkreis München bedient, hat bereits vor Jahren eine Kooperation mit einer rumänischen Fahrschule gestartet. Diese stellte einen Raum zu Verfügung, damit sich das Unternehmen präsentieren und Personalgespräche führen konnte.

Doch das heißt nicht, dass die Mitarbeiter dauerhaft bleiben. "Die Busfahrer kommen hier an, sind aber auch schnell wieder weg", so der Ebersberger Landrat. Der Chef einer Busfirma habe ihm erzählt, dass von 50 angeworbenen Fahrern nach einem Jahr vielleicht noch zehn da seien. Wer die einschlägigen Stellenbörsen für das Umland durchstöbert, stellt auch momentan fest: Wer Bus fahren kann, hat bei der Jobsuche die Qual der Wahl. "Ab sofort" sucht ein Unternehmen in Dorfen (Landkreis Erding), "ab sofort oder schnellstmöglich" eines in Neufahrn bei Freising, "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" könnte man in Markt Schwaben anfangen.

Längst ist das nicht mehr allein das Problem der Unternehmen, sondern auch eines der Landkreise und Kommunen. Im Schulbusverkehr habe beispielsweise schon das Angebot ausgedünnt werden müssen, so Niedergesäß, nun werde auch eine mögliche Angebotsreduzierung auf der Linie 459 zwischen Hohenlinden und Poing geprüft. Im Landkreis München betrifft dies die Linien 217 (Unterhaching nach Neuperlach Süd) sowie 259 (München-Pasing nach Martinsried). Im Kreise der MVV-Landräte müsse nun dringend über Strategien diskutiert werden, wie man der Entwicklung von politischer Seite entgegen wirken könnte: "Wir müssen etwas tun, damit es für Busfahrer wieder attraktiver wird, in den MVV-Landkreisen zu arbeiten", unterstreicht Niedergesäß.

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