DFB-Pokal am Freitag:Die Borussen kommen, Giesing bebt

DFB-Pokal am Freitag: Da jubelt der Radi: Torwart Petar Radenkovic im Sechzgerstadion, wo es 1964 schon einmal ein Duell gegen Dortmund gab.

Da jubelt der Radi: Torwart Petar Radenkovic im Sechzgerstadion, wo es 1964 schon einmal ein Duell gegen Dortmund gab.

(Foto: Sven Simon/imago)

Der TSV 1860 freut sich auf einen besonderen Fußballabend im Grünwalder Stadion. Die Münchner Polizei bereitet sich vorsichtshalber auch auf schlechte Stimmung vor.

Von Joachim Mölter

Man kann über die Anhänger von 1860 München denken, was man will, aber man muss anerkennen, dass sie leidens- und begeisterungsfähig sind wie wenig andere Fußball-Fans. Und weil sie es schon lange erleiden, dass sich ihre Mannschaft in der 3. Liga mit Gegnern wie dem FSV Zwickau, dem SV Meppen oder dem SC Verl auseinandersetzen muss, dürfen sie auch begeistert sein, wenn am Freitag mal wieder ein Klub von Welt Glanz und Glamour nach Giesing bringt: Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund läuft um 20.45 Uhr zum Erstrundenspiel im DFB-Pokal im Stadion an der Grünwalder Straße auf, dem so genannten Sechzgerstadion.

Heißa, das wird ein Fest. "Es wird eine tolle Stimmung geben", glaubt 1860-Sprecher Rainer Kmeth: "Ein Flutlichtspiel am Freitagabend, der Reiz eines K.-o.-Duells, erstmals seit gefühlten Ewigkeiten wieder live im Free-TV - im Idealfall wird das ein riesiger Fußballabend." Den dann im ZDF weit mehr Menschen miterleben als die 15000, die aktuell ins Stadion dürfen. "Fünfzig-, sechzigtausend Karten hätten wir leicht losgebracht", sagt Kmeth, "wir hätten gerne einen zweiten Stock eingebaut."

Bei aller Euphorie bereitet sich die Münchner Polizei auch für den Fall vor, dass es schlechte Stimmung gibt. Die kann bei 1860-Fans ja 1860-mal pro Partie umschlagen, je nach grundsätzlicher Emotionalisierung, Rivalität zum Gegner, Spielverlauf, Schiedsrichterpfiffen, Zwischen- und Endergebnis sowie Alkoholkonsum. Für die Polizei ist das Pokalduell jedenfalls ein Hochrisikospiel: Mehr als 250 Beamte werden im Einsatz sein, das Vier- bis Fünffache dessen, was gewöhnlich bei einer Bundesliga-Partie aufgeboten wird.

Die wirklich berauschenden Pokalabende auf Giesings Höhen sind lange her, die Löwen kehrten ja erst nach dem Lizenz-Entzug 2017 dorthin zurück. Im ausverkauften Grünwalder Stadion sorgte zwar erst im vorigen Herbst Schalke 04 dank seiner 0:1-Niederlage für einen schönen Abend. Doch der ruhmreiche Revierklub war seinerzeit bloß Zweitligist, "Borussia Dortmund ist noch mal eine andere Dimension", findet Klub-Sprecher Kmeth.

Otto Rehhagel schwärmte einmal von "neapolitanischen Verhältnissen"

Zur Vorfreude trägt die Erfahrung bei, dass die Löwen großen Gegnern im Pokal fast immer auch einen großen Kampf geliefert haben: So gaben sie sich zuletzt erst nach Verlängerung Borussia Dortmund (0:2/2013) und dem FC Bayern (0:1/2008) geschlagen - allerdings jeweils in der ungeliebten Arena in Fröttmaning.

Giesing bebte letztmals im November 1989, beim 1:2 des damaligen Bayernligisten gegen den Bundesligisten Werder Bremen. Dessen Trainer Otto Rehhagel schwärmte hernach von "neapolitanischen Verhältnissen" angesichts der Stimmung unter den 30 000 Zuschauern: "Ein herrlicher Abend, den jeder begeistert hat."

Ganz alte 1860-Fans erinnern sich daran, dass es schon einmal ein Erstrunden-Duell gegen Dortmund im Sechzgerstadion gegeben hat, in den glorreichen Sechzigerjahren. Vor ebenfalls 30 000 begeisterten Fans bezwangen die Löwen im April 1964 den damaligen Meister 2:0. Wenige Wochen später feierten sie ihren zweiten und bis heute letzten Pokalgewinn, durch ein 2:o über Eintracht Frankfurt.

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