SZ-Kolumne "Bester Dinge":Knuspriger Retter

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(Foto: crisper85/Imago Images)

Unter den Lebensmitteln gilt der Müsliriegel nur als unscheinbarer Pausen- und Magenfüller. Bei der Rettung von zwei Wanderern in Neuseeland wurde er nun zum Helden.

Von Marcel Laskus

Der Müsliriegel ist ein vielfach geschätzter Pausen- und Magenfüller, aber in den Geschichtsbüchern bleibt für ihn einfach kein Platz. Bemerkenswerte Dinge passieren oft deshalb, weil Menschen vorher ein Steak verzehrt haben, oder, weil sie, siehe Eva, einem roten Apfel einfach nicht widerstehen konnten. Der Müsliriegel gilt hingegen als eher aufmerksamkeitsscheuer Begleiter, nur Brösel erinnern nach dem Verzehr an seine Existenz. Über Müsliriegel wird keine Prosa geschrieben, über Müsliriegel gibt es kaum beachtete Werbeclips auf Youtube, mehr nicht.

Nur angemessen ist es deshalb, dass dem Riegel nun einmal die Rolle zukam, die er verdient. "Kletterer überleben Lawine und Blizzard dank Schneehöhle und Müsliriegeln", titelte der britische Guardian zuletzt. Und in der großen Müsliriegel-Fabrik im schleswig-holsteinischen Bad Schwartau haben sie beim Lesen vielleicht kurz gejauchzt. Hinter der Nachricht steckt die Wanderung von zwei Männern, die Neuseelands großen Gebirgszug, die Remarkables, abschritten. Am dritten Tag ihrer Reise lösten sie eine Lawine aus und kamen nicht weiter. Eine Rettung scheiterte. Also gruben sie sich eine Höhle im Schnee und harrten aus. Als sich per Telefon ein Retter nach dem Befinden der Männer erkundigte, habe die Antwort gelautet: "Wissen Sie, wir haben ungefähr zehn bis 15 Müsliriegel." Wie beruhigend, hat der Retter da vielleicht gedacht.

Dass die zwei am nächsten Morgen recht unversehrt geborgen wurden, kann an der körperlichen Verfassung der Wanderer gelegen haben. Oder an der Fertigkeit, ein begehbares Loch zu graben. Oder man macht es wie der Guardian. Und erklärt indirekt den Müsliriegel zum Helden im Schnee.

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